Angewandte Forschung - Projekte
Ernst zu nehmende Forschung erkennt man daran,
dass plötzlich zwei Probleme existieren,
wo es vorher nur eines gegeben hat.
Thorstein Bunde Veblen (1857-1929), amerik. Soziologe u. Ökonom
Energiegewinnung aus Abwasser
Dass Wasserkraft ein wichtiger Bestandteil des Energie-Mix der Zukunft sein wird steht außer Frage. Dass sich im Wasser noch enorme, bisher völlig ungenutzte Energiepotenziale verbergen, ist vielen nicht bekannt. Vor allem in kommunalem und industriellem Abwasser stecken enorme Mengen an Energie. Allein die deutschen Privathaushalte verlieren jährlich 85,6 Mrd.1 kWh Energie in den Kanal. Dies entspricht dem Energieinhalt von 8,6 Milliarden Litern Heizöl, oder 13,2 Millionen Tonnen Braunkohle. Damit nicht genug! Abwasser ist eine stetig erneuerbare Biomasse-Quelle. Das energetische Potenzial der jährlich anfallenden Biomasse im deutschen Abwasseraufkommen beträgt rechnerisch rund 18,4 Mrd.2 kWh. Anstatt diese Energie zurückzugewinnen und zu nutzen, werden jährlich 13,2 Mrd.3 kWh Primärenergieäquivalent eingesetzt, um dieses enorme Potenzial gezielt, auf unseren Kläranlagen zu „vernichten“ und damit unschädlich zu machen. Eine der Zielsetzungen unserer Forschung besteht darin, einen Betrag zur Nutzung dieser verborgenen Potenziale zu leisten. Hierzu untersuchen und entwickeln wir im „Labor Angepasste Wassertechnologien“ neue Ansätze, Ideen, Technologien und Verfahren.
1 ) Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, 2008, Daten von 2006
2 ) basierend auf der Annahme von 3,3 kWh pro kg CSB
3 ) 35 kWh el./EWG/a * 126 Mio EWG * 3 kWh PE/kWh el. = 13,2 TWh PE
Entwicklung eines dezentralen Grauwasser-Wärmetauschers
Bei dem Stichwort „Energieträger“ denken wir an Kohle, Öl, Erdgas oder Uran, nicht jedoch an Abwasser. Doch auch im Abwasser stecken enorme Energiemengen. Jeder, im Winter, dampfende Kanaldeckel ist ein Zeugnis für die Wärme, die über den Kanal ungenutzt verloren geht. Die Rückgewinnung dieser Wärme ist Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes. Es ist grundsätzlich naheliegend, Wärme, dort zurückzugewinnen, wo ökologisch sinnvolle Wärmesenken saisonunabhängig zur Verfügung stehen. Auf einer zentralen Kläranlage ist dies meist nicht der Fall. In privaten Haushalten und größeren Gebäudekomplexen wird Wärme hingegen ganzjährig zur Bereitstellung von Warmwasser benötigt. Bisher geht die, in unser Warmwasser eingetragene Energie in den Kanal verloren. Für jeden Liter Warmwasser, der in den Kanal entsorgt wird, muss folglich erneut ein Liter kaltes Wasser erhitzt werden, um stets einen gefüllten Warmwasserspeicher zur Verfügung zu haben. Könnte man die Energie eines „entsorgten“ Liter Warmwassers auf einen „fischen“ Liter Kaltwasser übertragen, bevor diese in den Kanal verloren geht, wäre die Warmwasserbereitstellung theoretisch energieautark. So einfach dies in der Theorie auch klingen mag, in der Praxis stellen Abwasser-Wärmetauscher noch immer eine seltene genutzte Nischentechnologie dar. Bisherige Systeme sind für den industriellen Maßstab gedacht, oder stützen sich auf das Kanalsystem als Wärmequelle. In einem aktuellen Forschungsprojekt soll ein dezentraler Grauwasser-Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung in „Energieautarken Gebäuden der nächsten Generation“ konzipiert, entwickelt und getestet werden.
Die Mikrobielle Brennstoffzelle zur Stromerzeugung aus Abwasser
Die Mikrobielle Brennstoffzelle ist eine sehr junge Technologie, die es ermöglicht, elektrischen Strom aus Biomasse, wie etwa Abwasser, zu gewinnen. Dabei werden die organischen Bestandteile des Abwassers durch sogenannte exoelektrogene Mikroorgansimen abgebaut. Die Mikroorganismen sind auf einer Elektrode immobilisierten (angesiedelt) und übertragen Elektronen auf ihre Elektrode (die Anode). Durch eine Gegenelektrode (die Kathode) kann ein elektrisches Potenzial geschaffen und ein elektrischer Strom abgegriffen werden. Dadurch wird es ermöglicht, einen Teil der Energie aus dem Stoffwechsel der Mikroorganismen "abzugreifen“ und in Form von elektrischem Strom nutzbar zu machen. Ein sehr angenehmer Nebeneffekt dieser Technologie ist, dass bei der Stromerzeugung auch gleich Abwasser gereinigt wird.
Das Thema in den Medien: http://www.otv.de/mediathek/video/energieautarkes-haus/
Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Energie aus Abwasser
Nachhaltige Nutzung biogener Roh- rund Reststoffe
Biomasse ist im Zuge der Energiewende längst zum festen Bestandteil unserer Energieversorgung geworden. Ob E10, Biodiesel, Hackschnitzel oder Biogas, durch die bedarfsgerechte Konversion von Biomasse kann jeder feste, flüssige oder gasförmige Energieträger nachhaltig substituiert werden. Doch diese Nachhaltigkeit hat ihren Preis! Die Lebensmittelpreise stiegen in Folge von Spekulationen um die Nutzungskonkurrenz landwirtschaftlicher Flächen teils drastisch an. Die Tank-Teller-Diskussion und populistische Begriffe wie „Vermaisung“ prägen heute zunehmend unsere Medienlandschaft. Es ist dabei durchaus gerechtfertigt, kritisch zu hinterfragen, ob es nicht sinnvoller wäre, das Spektrum biogener Rest- und Ersatzstoffe zur energetischen Nutzung zu verbreitern, anstatt immer mehr Flächen für die Kultivierung von Mono-Energiepflanzen aufzuwenden. Man darf ebenso kritisch fragen, ob es nicht sinnvoll wäre noch einen Schritt weiter zu gehen und die Biomasseproduktion vom Land ins Wasser zu verlegen – Mikroalgen statt Mais! Dieser Idee folgend, untersuchen und entwickeln wir Ideen, Verfahren und Prozesse um diese neue Generation biogener Rohstoffe nachhaltig und wirtschaftlich bereitzustellen und zu nutzen.
Nachhaltige Biomassebereitstellung durch Mikroalgen
Einen Ausweg aus dem Dilemma der Ver(sch)wendung landwirtschaftlicher Nutzflächen zur Energiegewinnung eröffnen möglicherweise Mikroalgen. Diese mikroskopischen Einzeller übersteigen die Biomasseerträge von terrestrischen Pflanzen um ein Vielfaches. In Europa sind Biomasseerträge von bis zu 200 Tonnen Trockenmasse pro Hektar möglich – etwa das 50-fache von Raps, oder das 20-fache von Mais! Sie konkurrieren nicht mit der Produktion von Lebensmitteln, belegen keine landwirtschaftlichen Nutzflächen und ermöglichen vor ihrer energetischen Verwertung eine stoffliche Wertschöpfung. Auf der energetischen Nutzung von Mikroalgen liegt einer unserer Forschungsschwerpunkte im Labor Angepasste Wassertechnologien. Die Kultivierung der Mikroalge „Chlorella vulgaris“ in geeigneten Photobioreaktoren und die Herausforderungen bei Ernte und Entwässerung wurden im Rahmen eines bereits abgeschlossenen Forschungsprojektes bereits untersucht und stellen die Grundlage für ein aktuelles Forschungsprojekt dar.
Energetische Nutzung von Algen-Biomasse zur Biogaserzeugung
Die „Umwandlung“ von Biomasse zu Biogas stellt nicht nur den effizientesten Nutzungspfad für Biomasse dar1, sie ermöglicht darüber hinaus, eine direkte energetische Nutzung der Biomasse als Suspension, also in der wässrigen Phase, ohne eine vorherige Entwässerung und Trocknung. Speziell für Mikroalgen, welche zwangsläufig „nass“ geerntet werden ist dies ein entscheidender Vorteil gegenüber andern energetischen Nutzungsvarianten. Biogas eröffnet ein interessantes Spektrum an Möglichkeiten. Der wohl größte Vorteil liegt in der flexiblen Speicherbarkeit, sowohl als „Rohbiogas“ zur nachfrageorientierten Verstromung im BHKW, als auch als aufbereiteter „Erdgasersatz“ in unserem Gasnetz. Somit ist eine sowohl dezentrale Verstromung im BHKW, als auch die Nutzung vorhandener Erdgas-Infrastruktur möglich. Damit ist Biogas nicht nur eine grundlastfähige Technologie, sondern sogar zur gezielten Kompensation von Nachfrageschwankungen (Peaks) geeignet. Die Nutzung von Algen-Biomasse anstelle von konventionellen Energiepflanzen erfordert eine Neuausrichtung der Verfahrenstechnik und der Prozessführung. Zu diesem Zweck wird aktuell an der Weiterentwicklung eines speziell zu diesem Zweck entwickelten Reaktors gearbeitet.
1) R. Harun et al.: Technoeconomic analysis of an integrated microalgae photobioreactor, biodiesel and biogas production facility. In: biomass and bioenergy 35, 2011, 741 – 747
Das Thema in den Medien:
Untersuchung von Vorbehandlungs- und Desintegrationsmethoden für Mikroalgen
Wir heizen mit getrockneten Holzscheiten, nicht mit frisch gefällten Baumstämmen, wir essen Brot, keine Weizenähren. Ebenso, wie wir terrestrische Pflanzen für ihre Bestimmung aufbereiten, ist es notwendig, Algen vor ihrer eigentlichen Verwendung einer zweckmäßigen Vorbehandlung zu unterziehen. In Hinblick auf die energetische Nutzung von Mikroalgen in Biogasanalagen, besteht diese Aufbereitung hauptsächlich aus der gewaltsamen Zerstörung der Algenzellen. Durch den Aufbruch der Zellmembran gelangen die energiereichen Zellbestandteile schnell Lösung und können effizienter zu Biogas umgesetzt werden. Es gibt viele Möglichkeiten eine Zelle zu zerstören – mechanisch, chemisch, thermisch, enzymatisch-biologisch und hypotonisch. Zwei aktuelle Abschlussarbeiten haben zum Ziel, das geeignetste Aufschlussverfahren für Mikroalgen zu identifizieren.
Evaluation von Algen-Species für die energetische Nutzung
Algen sind die bedeutendsten phototrophen Primarproduzenten der Erde, dennoch werden von den über 30.000 bekannten Mikroalgenarten derzeit nur 10 wirtschaftlich genutzt.1 Über viele der Arten ist bislang wenig bekannt, so dass sich hier noch erhebliche unentdeckte Potenziale verbergen. Alge ist dabei nicht gleich Alge! Eine Eiche unterscheidet sich von einem Gänseblümchen, auch wenn beide an Land wachsen. Eine vergleichbare Diversität in Aufbau, Zusammensetzung und Größe, wie wir sie von den Pflanzen an Land her kennen, findet sich auch bei den Algen wieder. Genau wie bei den Landpflanzen, lässt sich auch bei den Algen aus verschiedenen Species ein unterschiedlicher Nutzen ziehen. Landpflanzen haben wir entsprechend ihrer Eignung zu nutzen gelernt und wir wissen, welche Pflanze wir für welchen Zweck einsetzten können. Bei den Algen fehlt diese Zuordnung noch in erheblichem Maße. Manche Species eigenen sich für pharmazeutische Zwecke, manche als Lebensmittel, andere für die chemische Industrie und manche eben besonders zur energetischen Nutzung. Letztere einzugrenzen und zu identifizieren ist Gegenstand einer aktuellen Abschlussarbeit.
1) C. Griehl, W. Loettel, O. Pulz, M. Kerner: Produkte und Anwendungen der Mikroalgenbiotechnologie sowie die Nachhaltigkeit der phototrophen Biotechnologie. Für das Netzwerk „Technologien zur Erschließung der Ressource Mikroalgen - TERM“, 2008
Stoffliche und energetische Nutzung von Gärresten
Gärreste, also ausgefaulte organische Rückstände aus Biogasanlagen und Faultürmen, sind bis heute ein wenig sinnvoll genutzter Reststoffstrom. Dies ist kaum verwunderlich, da es sich bei Gärresten um die Rückstände eines Energiegewinnungsverfahrens handelt. Die Energie der ursprünglich eingesetzten Biomasse wurde also bereits entzogen. Gärreste sind somit ein tendenziell energiearmer, nass-anfallender, geruchsintensiver Reststoff, der im günstigsten Falle als Gülleersatz zur Düngung von landwirtschaftlichen Flächen genutzt, oder aufwändig entwässert, getrocknet und als Sekundärbrennstoff verbrannt wird. Dabei existieren durchaus sinnvollere energetische und sogar stoffliche Nutzungspfade. In einer Wertschöpfung aus diesem biogenen Abfallstoff liegt eines unserer Ziele der aktuellen Forschungsprojekte. Durch Vergasung, Pyrolyse und Hydrothermale Carbonisierung (HTC) können die Energiedichten dieser Reststoffe erhöht und transportwürdige Produkte oder Ausgangsstoffe zur weiteren „Veredelung“, z.B. in Form von „Terra Preta“ gewonnen werden.
Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Nutzung biogener Rohstoffe
Nachhaltige Biomassebereitstellung durch Mikroalgen
Energetische Nutzung von Algen-Biomasse zur Biogaserzeugung
Untersuchung von Vorbehandlungs- und Zelldesintegrationsmethoden für Mikroalgen
Evaluation von Algen-Spezies zur energetischen Nutzung
Stoffliche und energetische Nutzung von Gärresten
Ressourceneffiziente Technologien
Deutschland ist auf dem Weg, eine der modernsten Energielandschaften der Welt zu werden. Dabei liegen die Herausforderungen der Zukunft nicht alleine in der Umstrukturierung unserer Energieerzeugung. Vielmehr ist ein sparsamer und durchdachter Umgang mit all unseren erschöpflichen Primärrohstoffreserven zum Erreichen dieses Ziels erforderlich. Eine Vielzahl etablierter Strukturen und Technologien weist nach wie vor enorme Einsparpotenziale auf. So könnten beispielsweise im Bereich der Abwasserreinigung Energieeinsparungen von bis zu 70 % erreicht werden. Im Zuge der aktuellen Forschungsprojekte nimmt die Identifikation von Ressourcen- und Energieeinsparpotenzialen und die Entwicklung neuer effizienter Verfahren im Bereich der Abwasser- und Biogastechnik eine zentrale Rolle ein.
Energieautarke Grauwasseraufbereitung und Wiederverwendung
Mülltrennung ist heute selbstverständlich, Abfall wird heute in recycelbare Fraktionen aufgetrennt und sinnvollen Verwertungspfaden zugeführt. Niemand wirft heute mehr Papier in die Restmülltonne. Dadurch würde das Papier kontaminiert und ein Recycling wäre nicht mehr möglich, der recycelbare Wertstoff Papier würde damit kontaminiert und damit selbst zu Restmüll werden. Auf unsere Abwasserentsorgung wenden wir diese Denkensweise bis heute kaum an. Doch auch dort ist ein Recycling möglich und sogar äußerst sinnvoll! Es widerspricht der Vernunft, hygienisch einwandfreies Trinkwasser für die Entsorgung von Fäkalien zu kontaminieren und damit selbst zu einem Problemstoff zu machen. Dafür könnte auch (Ab)Wasser aus, z. B. der Dusche „recycelt“ werden. Dieser Idee folgt die Grauwasseraufbereitung (GWA).
Die Europäische Norm 12056-1 definiert Grauwasser als fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, wie es etwa beim Duschen, Baden oder Händewaschen anfällt. Dieses Wasser ist hinsichtlich der pathogenen Keimbelastung weitestgehend unproblematisch und kann nach einer Aufbereitung als Brauchwasser wiederverwendet werden. Bisherige GWA-Anlagen sind energieintensive Membran- oder SBR-Anlagen. Hierzulande ist Energie teuer und Wasser billig, so dass nur energieeffiziente Grauwasseraufbereitungsanlagen eine Chance in der Praxis haben. Die Entwicklung einer solchen, nahezu energieautarken Anlage ist eines der Ziele unserer aktuellen Forschungsprojekte.
Energieeffiziente Stickstoffentfernung aus Abwasser im Wirbelbett-Anammox-Verfahren
Neben dem Abbau organsicher Kohlenstoffverbindungen besteht die Hauptaufgabe von Kläranlagen in der Entfernung eutrophierender Stickstoffverbindungen. Diese werden über den Harnstoff ins Abwasser eingetragen, liegen dort aber hauptsächlich als eutrophierendes und stark fischtoxisches Ammonium und Ammoniak vor. Das konventionelle Verfahren zur Stickstoffentferung ist die Nitrifikation mit anschließender Denitrifikation. Dieses Verfahren hat sich bewährt und findet heute in Deutschland auf praktisch jeder Kläranlage Anwendung. Aufgrund des hohen Energiebedarfs sind diese Verfahren heute wenig zeitgemäß. Eine vielversprechende Alternative, welche im Stande ist, mit nur 50 % des Energieeinsatzes das gleiche Resultat zu erzielen, ist die sogenannte Deammonifikation, häufig auch (fälschlicherweise) gleichgesetzt mit dem Anammox-Verfahren (Anaerobe Ammonium Oxidation). Die Anwendung der Deammonifikation auf kommunale Abwasserströme ist noch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Diese Herausforderungen wollen wir durch die Entwicklung eines neuartigen Wirbelbett-Anammox-Verfahren lösen.
Nährstoffrecycling aus Biogasanlagen und Faulwässern
Kommunales Abwasser enthält enorme Mengen an Nährstoffe (NPK), die als Düngemittel zurückgewonnen werden können. Die größten Potenziale zur Rückgewinnungen liegen dabei in den Faulwässern der anaeroben Schlammstabilisierung. Hier liegen die Nährstoffe um ein vielfaches konzentrierter vor, als im Abwasser selbst. Bislang ist die Nährstoffrückgewinnung nicht Stand der Technik. Mehrere hunderttausend Tonnen potenzieller Düngemittel gehen so jährlich allein in Deutschland unwiederbringlich verloren und müssen aus erschöpflichen Primärrohstoffreserven ersetzt werden. Eine Lösung dieses Problems wäre nicht allein auf die Abwassertechnik beschränkt, sondern könnte ebenso im Bereich landwirtschaftlicher Biogasanlagen Einsatz finden. Dort kann durch einen gezielten Nährstoffentzug ggf. auch Betriebsstörungen der Anlagen vorgebeugt werden. Eine Auswahl von Technologien, die zur Nähstoffrückgewinnung untersucht werden sind die Elektrodialyse, die Nanofiltration, die Polymeradsorption, die Fällung und neuartige transmembrane Absorptionsverfahren.
Wirtschaftliche Fest-flüssig-Separation von Gärresten
Gärreste fallen überall dort an, wo Biogas entsteht. Dabei handelt es sich um ausgefaulte Reststoffe, die je nach Herkunftsbereich, als Dünger auf landwirtschaftliche Flächen ausgetragen, oder als „Abfall“ verbrannt werden. Die landwirtschaftliche Ausbringung ist dabei wegen der Schließung von Stoffkreisläufen zu bevorzugen. Dies ist jedoch aufgrund saisonaler und juristischer Restriktionen nur eingeschränkt möglich. Eine sinnvolle Verwertung gestaltet sich als schwierig, da die Feststoff- und Flüssigfraktion der Gärreste getrennten Verwertungspfaden zugeführt werden müssen, um die jeweiligen Potenziale dieser Fraktionen gezielt zu nutzen. Eine Phasentrennung ermöglicht die individuelle Nutzung jeder Fraktion entsprechend ihrer Potenziale, ohne störenden Einfluss der anderen Phase. Diese technisch anspruchsvolle Aufgabe unter wirtschaftlichen Aspekten zu realisieren ist eines unserer aktuellen Vorhaben.
Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Ressourceneffiziente Technologien
Energieautarke Grauwasseraufbereitung und Wiederverwendung
Energieeffiziente Stickstoffentfernung im Wirbelbett-Anammox-Verfahren
Wirtschaftliche Fest-flüssig-Separation von Gärresten
Nährstoffrecycling aus Biogasanlagen und Faulwässern
Trinkwasserbereitstellung
Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel, es kann nicht ersetzt werden (Leitsatz der DIN 2000). Der Zugang zu hygienisch unbedenklichem Trinkwasser in ausreichender Menge ist heute in Europa eine Selbstverständlichkeit.
Der verlustfreie Transport von Wasser, der sparsame Umgang, die Verwendung von für die Nutzung angemessener Wasserqualität und die Wiederverwendung von Abwasser sind Maßnahmen, um einen nachhaltigen Umganag mit der wertvollen Ressource Wasser zu ermöglichen. Die Steigerung der Wassereffizienz steht im Vordergrund und im Mittelpunkt modernen ingenieurmäßigen Denkens.
Die solare Membrandestillation
Weltweit haben noch immer über 780 Mio. Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser1. Ein Ausweg aus diesem Problem ist die Entsalzung von Meerwasser in wasserarmen Regionen. Dies ist aber in der Regel mit hohem Energieaufwand verbunden und deshalb meist dort nicht möglich, wo Trinkwasser am dringendsten gebraucht wird – in Entwicklungsländern. Einen Lösungsansatz bietet die solare Membrandestillation. Dabei handelt es sich um eine Technik zur Meerwasserentsalzung, die als Insellösung ausschließlich durch die Energie der Sonne gespeist wird. Ein netzautarker Versuchsstand zur Membrandestillation wurde bereits errichtet und soll in Zusammenarbeit mit der Sinai University in Ägypten weiter ausgebaut und optimiert werden.
1) UN,UNESCO: Weltwasserbericht 2012, März 2012, www.unesco.de
Das Thema in den Medien:
http://www.otv.de/mediathek/video/trinkwasser-aus-sonne/
Umweltforum aktiv, Region Oberpfalz, 2. Ausgabe, 2012
Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Trinkwasserbereitstellung
Forschungsprojekte an der Hochschule Amberg-Weiden
Erneuerbare Energie durch Anwendung der | |
Laufzeit: | 2008-2011 |
Finanzierung: | Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst |
Kläranlage der Zukunft (mehr) | |
Laufzeit: | 2008-2009 |
Partner: | TU München und Universität der Bundeswehr München |
Finanzierung: | Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit |
Entwicklung von Verfahren zur Verwertung von Reisstroh | |
Laufzeit: | 2003-2004 |
Partner: | Universität Benha, Ägypten |
Finanzierung: | Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst |
Entwicklung von Verfahren zur Steigerung der Biogasausbeute | |
Laufzeit: | 2001-2004 |
Partner: | Universität Santa Catarina in Florianopolis, Brasilien |
Finanzierung: | Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst |
Sanierung der Altdeponie Amberg-Teilprojekt Biofilter | |
Laufzeit: | 2001-2004 |
Partner: | Ingenieurbüro für Abfallwirtschaft, Prof. R. Stegmann und Partner |
Finanzierung: | Stadt Amberg und Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) |
Ver- und Entsorgung von alpinen Hütten des Deutschen Alpenvereins - Teilprojekt Abwasser | |
Laufzeit: | 2000-2003 |
Partner: | |
Finanzierung: | Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie im Rahmen der High Tech Offensive Bayern |
Forschungskooperationen - Mitarbeit bei Industriepartner
Schaffung nachhaltiger Wasserkreisläufe in der Getränkeindustrie zur Schonung (natürlicher) Wasserressourcen | |
Laufzeit: | 2009-2011 |
Fördermittel: | |
Entwicklung eines anaeroben Hochleistungsreaktors zur Behandlung von kommunalem Abwasser mit Hilfe einer Ultrafiltrationsmembran im Vakuumbetrieb (ANAMEM) | |
Laufzeit: | 2007-2010 |
Fördermittel: | |
Projektträger: | |
Entwicklung innovativer Verfahren zur Behandlung von Abwasser mit Membranbioreaktoren und Anforderungen zur Grundwasseranreicherung im Jordantal | |
Laufzeit: | 2006-2009 |
Fördermittel: | |
Projektträger: | |
Semizentrale Ver- und Entsorgungssysteme für urbane Räume Chinas | |
Laufzeit: | 2005-2008 |
Fördermittel: | |
Projektträger: | |
Schließen von Nährstoffkreisläufen über hygienisch unbedenkliche Substrate aus dezentralen Wasserwirtschaftssystemen im Mekong Delta, Vietnam (SANSED II) | |
Laufzeit: | 2005-2007 |
Fördermittel: | |
Projektträger: | |
Entwicklung und Optimierung eines mehrstufigen Reinigungssystems für Straßen- und Parkplatzabläufe in urbanen Gebieten zur Abflussdämpfung (Hochwasserschutz) | |
Laufzeit: | 2005-2007 |
Fördermittel: | |
Water supply and wastewater in megacities of tomorrow - Concepts for Metropolitan Lima (Perú) and elsewhere | |
Laufzeit: | 2005-2007 |
Fördermittel: | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Projektträger: | |
Verbesserung der Ablaufqualität von Abwasserteichanlagen durch den Einsatz von Membranverfahren | |
Laufzeit: | 2004-2006 |
Fördermittel: | |
Projektträger: | |
Dezentrale Entsorgung strukturhaltiger Stoffströme | |
Laufzeit: | 2004-2005 |
Fördermittel: | Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (EFRE) |