EMI-Forum Psychoakustik: Ordentlich was auf die Ohren
Man hört mit dem Kopf: Der Schall geht ins Ohr, und das Gehirn macht daraus ein Hörerlebnis. So können wir Beethovens Neunte genießen, uns über die Stimme eines Freundes freuen – oder den Vorträgen beim EMI-Forum Psychoakustik lauschen. Genau das haben rund 100 Besucherinnen und Besucher in Amberg getan. Sie erfuhren, wie aus einem Schall ein Ereignis wird, warum auch Elektroautos brummen müssen, was der Rundfunk der Zukunft alles kann und wie man sein Auto in einen Konzertsaal verwandelt.
Nach der Begrüßung durch OTH-Präsidentin Prof. Dr. Andrea Klug führte Prof. Dipl.-Ing. Maximilian Kock, Fakultät Elektrotechnik, Medien und Informatik, in die Psychoakustik ein. Diese relativ neue Disziplin beschäftigt sich mit der hörgerechten Analyse von akustischen Signalen. Dabei muss man zwischen einem Schall- und einem Hörereignis unterscheiden. Der Schall ist ein physikalisches Phänomen – das Hörereignis beschreibt seine subjektive Wahrnehmung durch einen Menschen. Und die Psychoakustik beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen diesen beiden Phänomenen und erstellt Hypothesen über die Empfindung der akustischen Reize.
Klingt abstrakt. Doch die Ergebnisse der Psychoakustik haben ganz konkrete Auswirkungen auf das alltägliche Leben. Zum Beispiel im Produktdesign: Ein Staubsauger dröhnt so laut, weil Menschen Lautstärke mit Effizienz gleichsetzen. Leise Geräte kommen bei den Kunden nicht an. Das gilt auch für Elektroautos …
Dr. André Fiebig von HEAD acoustics, ein Unternehmen für ganzheitliche Akustiklösungen in Herzogenrath, ist auf der Suche nach dem richtigen Sound für elektrische Fahrzeuge. In seinem Vortrag „Zukunftsmodell Elektromobilität“ zeigte er, worauf es dabei ankommt: An sich sind Elektro-Fahrzeuge ja beinahe lautlos – eigentlich optimal, um Innenstädte ohne Verkehrslärm zu schaffen. Doch ganz ohne Geräusche geht es dann doch nicht, Verkehrsteilnehmer und Fußgänger müssen gewarnt werden. Auch im Innenraum des Wagens darf es nicht zu leise sein. Die Fahrer legen Wert auf akustisches Feedback, zum Beispiel beim Beschleunigen. Dafür gilt es, synthetische Soundlösungen zu entwickeln, die diese Anforderungen berücksichtigen.
Orpheus, bekannt aus der griechischen Sagenwelt, soll mit seinem Gesang Menschen betört haben. Das könnte mit dem „EU Projekt Orpheus“ auch gelingen, denn es ermöglicht eine neue Audioerfahrung durch objektorientierten Rundfunk. Dr. Andreas Silze, AudioLabs-IIS Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS Erlangen, erklärte, was hinter diesem Projekt steckt: Mit objektorientiertem Rundfunk wird es möglich sein, alle Informationen in einem Audio-Signal zu übertragen. Der Nutzer mischt daraus sein persönliches Audioerlebnis, perfekt abgestimmt auf seine Anforderungen oder das jeweilige Endgerät. Bei einem Live-Konzert könnte er zum Beispiel das Publikum abstellen, um sich voll auf die Musik zu konzentrieren.
Wenn dieser Hörer Glück hat, sitzt er dann auch noch in einem Wagen, für den Harman Lifestyle Division das Audiosystem entwickelt hat: Dieses Unternehmen schneidet u.a. Sound-Systeme nach Maß auf verschiedene Automodelle zu. Grzegorz Sikora erläuterte in seinem Vortrag „Automotive Audio – The Making of the sound system in a car“, welche Komponenten zu einem solchen System gehören, wie diese optimal zusammenspielen und welche Soundphilosophien es gibt.