Alles andere als „müde“ - Deutsch-tschechische Forschung zu Materialermüdung
Die OTH Amberg-Weiden setzt auf internationale Zusammenarbeit – besonders mit Partnern aus dem Nachbarland Tschechien. Dank der räumlichen Nähe entstehen durch häufige persönliche Treffen grenzüberschreitende Netzwerke, die den Erfolg von Forschungsprojekten und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nachhaltig prägen. Ein herausragendes Beispiel für diese Kooperationen sind die Aktivitäten von Prof. Dr. Jakub Rosenthal, der seit 2016 an der Fakultät MB/UT tätig ist und erfolgreich Projekte mit tschechischen Partnern umsetzt.
Wissenschaft und Wirtschaft zwischen Deutschland und Tschechien
Der gebürtige Tscheche kam als Erasmus-Student nach Deutschland und pendelte seitdem immer wieder zwischen den beiden Ländern, aber auch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Er studierte an der Fachhochschule für Technik Esslingen, arbeitete dort später als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent und absolvierte ein Fernstudium an der Technischen Universität seiner Heimatstadt Liberec. Als Entwicklungsingenieur sammelte er Erfahrungen in der Industrie, promovierte schließlich und kam als Professor für Konstruktion und Technische Mechanik an die OTH Amberg-Weiden. Kunststoffe, Leichtbau, 3D-Technik, Betriebsfestigkeits- und Lebensdaueruntersuchungen von Bauteilen – das sind Themen, die ihn interessieren.
Als Tscheche in Deutschland lag es für ihn Nahe, diese Themengebiete auch in einem internationalen Kontext zu erforschen. Er nutzte dafür seine Kontakte nach Prag an die Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität ČVUT und wird zudem von der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur BTHA finanziell unterstützt – zum Beispiel mehrjährig durch die Teilnahme am „Joint Call Bayern - Tschechien“ oder durch das jährlich ausgeschriebene Programm „Akademische Projekte“ zur Förderung bayerischer Hochschulen und ihrer tschechischen Partner.
BTHA-Projekte zur Unterstützung von Dissertationen und KMUs
Dank BTHA kam im Oktober 2022 auch Martin Matušů von der Fakultät für Mechanik, Biomechanik und Mechatronik der ČVUT in Prag nach Amberg – zunächst für ein halbes Jahr, dann seit Oktober 2023 im Rahmen eines BTHA-Jahresstipendiums. Die BTHA-Projekte von Prof. Jakub Rosenthal lieferten ihm die Grundlage für seine Dissertation, an der er derzeit noch arbeitet. Im aktuellen Projekt mit dem Titel „Fatigue Life Estimation from Temperature Measurement of Additively Manufactured Specimens Using Artificial Intelligence to Reduce Costs” geht es um die Lebensdauerabschätzung von Leichtbaustrukturen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz.
„Wir haben mit Hilfe von Temperaturmessungen Material-, Festigkeits- und Ermüdungsanalysen durchgeführt, deren Ergebnisse in meine Dissertation eingeflossen sind“, sagt Martin Matušů. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden Maschinen und weitere Technik in Amberg und Prag genutzt. Das deutsch-tschechische Projektteam traf sich regelmäßig, präsentierte die Ergebnisse auf mehr als zehn Konferenzen und veröffentlichte sie in zahlreichen Publikationen, unter anderem als Artikel in den Fachzeitschriften „International Journal of Fatigue“ und „Journal of Mechanical Science and Technology“.
OTH Amberg-Weiden international vernetzt
Aus dem Projekt entstand auch eine Kooperation mit dem Instituto Supérior Tecnico de Lisboa, an dem Martin Matušů ein Erasmus-Praktikum absolvierte. Ziel ist es, den Materialverbrauch und damit die Produktionskosten zu senken. Davon können vor allem kleine und mittlere Unternehmen profitieren, die kaum über Forschungskapazitäten verfügen und wettbewerbsfähig bleiben müssen – und zwar auf beiden Seiten der Grenze. Seit Oktober 2024 ist Martin Matušů als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Forschungscluster „KMK - Konstruktion mit Kunststoffen, Fügetechnik, Leichtbau“ an der OTH Amberg-Weiden tätig. Im Rahmen einer Kooperation mit der OTH Regensburg bündelt es Kompetenzen in den Bereichen Leichtbau, Lasermaterialbearbeitung und CAD-CAM-Kopplung und versteht sich als Klammer zwischen angewandter Forschung und industrieller Entwicklung.
„Wir können viel voneinander lernen, deshalb ist der Austausch so wichtig – länderübergreifend, aber auch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft“, sagt Prof. Rosenthal. Er treibt Projekte dieser Art auch aus einem anderen Grund voran: „Mich begeistert es, den wissenschaftlichen Nachwuchs weiterzubilden, junge Kolleginnen und Kollegen mit solchen Projekten zu motivieren.“