Bayerischer Bibliothekstag in Weiden
Ist das wahr oder kann das weg? In Zeiten von Fake News geht die Wahrheit schon mal zwischen echten und alternativen Fakten verloren. Bibliotheken sind ein Bollwerk gegen manipulierte, vorgetäuschte Informationen und ein Hort für profundes, differenziertes Wissen. Das zeigte vergangene Woche der 27. Bayerische Bibliothekstag in Weiden.
Die zweitägige Veranstaltung stand unter dem Motto „Kernorte der Kultur und des kulturellen Erbes: Bibliotheken“. Dieses Erbe gilt es zu bewahren und zukünftigen Generationen zur Verfügung zu stellen. Die Digitalisierung bietet hier neue Möglichkeiten und Perspektiven – das machten die ReferentInnen im 1. Themenkreis der Veranstaltung deutlich. Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, stellte das Bavarikon vor – eine digitale Plattform, die es NutzerInnen erlaubt, die Kultur- und Wissensschätze Bayerns virtuell zu heben. Als interessantes Beispiel für die Digitalisierung in Bibliotheken wurde die digitale Erschließung einer Briefsammlung mittels des Tools Kitodo vorgestellt.
Trotz des digitalen Angebots: Bibliothek wird auch in Zukunft nicht ausschließlich und in erster Linie im virtuellen Raum stattfinden. Bibliotheken bleiben Räume zum Lesen und Arbeiten – und wandeln sich dabei immer mehr zu attraktiven Aufenthaltsorten, die den vielfältigen Anforderungen der NutzerInnen entgegenkommen. Das wurde im Themenkreis 2 deutlich: Die Universitätsbibliothek der LMU München präsentierte ihr neues Raum- und Zonierungskonzept.
In Heilbronn werden erstmals drei Hochschulbibliotheken zu einer zusammengefasst – wie das geht, erläuterte Michael Schanbacher. Sabine Guhl, Regionalbibliothek Weiden, und Stephanie Grimm, stellvertretende Leiterin der Hochschulbibliothek Amberg-Weiden, stellten ihre Rund-um-die-Uhr-Services vor. Dabei blickte Stephanie Grimm auf die zehnjährige Erfahrung mit der 24-Stunden-Bibliothek an der OTH Amberg-Weiden zurück.
Der dritte Themenkreis stellte die Bibliothek als kulturellen Raum in den Mittelpunkt. So plant die Stadtbücherei Würzburg eine neue Stadtteilbücherei in enger Abstimmung mit BürgerInnen und BenutzerInnen. Wie Edutainment und Serious Adventure in zielgruppenorientierten Schulungen zum Einsatz kommen, zeigten Kerstin Kornhoff und Dr. Hans-Günter Schmidt. Ein außergewöhnliches Beispiel für die erfolgreiche kulturelle Arbeit, die ausnahmsweise nichts mit Büchern zu tun hat, ist die inklusive Artothek Bayreuth – Jörg Weinreich berichtete aus der Praxis. Stephan Ligl von der Kreisbücherei Pfaffenhofen stellte ein niedrigschwelliges Kulturangebot namens „Brezenrunde“ vor.
Der Bayerische Bibliothekstag ist die größte bibliothekarische Fachveranstaltung in Bayern. Er wird vom Bayerischen Bibliotheksverband (BBV) im zweijährigen Turnus an wechselnden Standorten organisiert. Die Veranstaltung an der OTH Amberg-Weiden in Weiden besuchten rund 200 BibliothekarInnen.
Bernd Sibler, Staatsminister und 1. Vorsitzender des Bayerischen Bibliotheksverbands, eröffnete den Bibliothekstag. Prof. Dr. Christiane Hellbach, Vizepräsidentin der OTH Amberg-Weiden, und Kurt Seggewiß, Oberbürgermeister der Stadt Weiden, begrüßten die Gäste. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Ferdinand Kramer, Ludwig-Maximilians-Universität München und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, zum Thema: Europäisches Kulturerbe und Bayern.