Die Zukunft der Versorgung im ländlichen Raum
Ländliche Räume sind besonders gefordert, wenn es um die künftige Gesundheitsversorgung geht. Die OTH Amberg-Weiden arbeitet mit einem großen Netzwerk von Kommunen, Unternehmen und weiteren Partnern daran, diese Zukunft aktiv zu gestalten. Das kam auch bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gut an, der im Rahmen des Informationstages „Gesundheit in der Region“ im Klinikum Weiden mit Bürgerinnen und Bürgern über aktuelle gesundheitspolitische Themen diskutierte.
Informationstag: Gesund leben in der Region
Wenn es um Visionen, Konzepte und konkrete Maßnahmen geht, wie die Zukunft der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum gestaltet und gesichert werden kann, ist die nördliche Oberpfalz eine der führenden Regionen: Die Landkreise Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth bilden seit knapp einem Jahr mit der Stadt Weiden die GesundheitsregionPLUS, um gemeinsam Rahmenbedingungen für eine optimale wohnortnahe Gesundheitsprävention und -versorgung zu schaffen. Dazu entwickelt sich ein immer stärkeres Netzwerk aller Akteure im Gesundheitswesen. Beim Informationstag präsentierten sich mit der OTH Amberg-Weiden und den Kliniken Nordoberpfalz AG zwei zentrale Partner dieses regionalen Kompetenzzentrums.
Im Mittelpunkt stand eine Diskussionsrunde zwischen den Bundestagsabgeordneten Uli Grötsch und Albert Rupprecht, Josef Götz, Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz AG, Prof. Dr. Anton Scharl, Direktor der Frauenklinik Amberg-Tirschenreuth-Weiden, und Moderator Prof. Dr. Steffen Hamm, OTH Amberg-Weiden. Dabei zeigte sich: Die Schwierigkeit, ambulante Dienste, Versorgungszentren in der Fläche, niedergelassene ÄrztInnen und zentrale Kliniken als Anker des Gesundheitsnetzes effektiv miteinander zu verknüpfen, liegt im Detail. Erfolg werde man nur haben, wenn man sich die Frage stelle, was zur Aufrechterhaltung einer Spitzenversorgung nötig sei. Bisher orientierten sich Verantwortliche zu oft daran, wie sie das halten können, was sie haben.
An Ständen präsentierten die Kliniken Nordoberpfalz AG und die OTH Amberg-Weiden kleine Ausschnitte Ihrer Forschungsarbeit. Prof. Dr. Hamid Hossain, Chefarzt für Mikrobiologie am Klinikum Weiden, und sein Team erklärten anhand von präparierten Petrischalen, wie aus ursprünglich nützlichen oder „guten“ Keimen tödliche multiresistente Erreger werden können. Wie eine ordentliche Desinfektion stattfindet, probierte auch Bundesminister Jens Spahn. Außerdem lernte er alterbedingte Beschwerden am eigenen Leib kennen – MitarbeiterInnen des Institut für Medizintechnik an der OTH Amberg-Weiden haben Tremor-Handschuhe mitgebracht, die Alterszittern simulieren.
Bürgerdialog mit Jens Spahn: Gesund leben in Europa
Eigentlicher Grund für Spahns Besuch war aber der Bürgerdialog „Gesund leben in Europa“, den die Kliniken Nordoberpfalz AG und die Hochschule in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung ausrichteten. Im Bürgerdialog sollen die Berliner Kabinettsmitglieder die Meinung der Bevölkerung zu Europa hören, aber natürlich wollten die gut 50 eingeladenen Bürger vom Gesundheitsminister auch etwas zu den aktuellen Herausforderungen in Pflege und Krankenversorgung erfahren. Jens Spahn ging auf Kritiker ein und verteidigte seine Politik.
Bei einigen Themen riskierte er einen Blick in die Zukunft. So könne ärztliche Beratung bald stärker digital durchgeführt werden. „Das Handy ersetzt natürlich nicht den Direktkontakt, der ist Goldstandard“, so Spahn. Aber es gebe durchaus Situationen, in denen Patient, Hausarzt und Facharzt online sprechen könnten. Für ihn sei klar, dass die Entwicklung so kommen werde: „Es darum sicherzustellen, dass man auch auf Deutsch diese Beratung bekommt und nicht nur auf Englisch.“ Auch im Kampf gegen die Bürokratie setzt der Bundesgesundheitsminister auf den technologischen Fortschritt. Künftig könnte eine Sprachsoftware erkennen, was Ärztin oder Pfleger mit einem Patienten besprächen und automatisiert eine Checkliste befüllen. „In fünf Jahren ist die Software soweit“, zeigte sich Spahn optimistisch.
Für weitere Projekte wie die Gesundheitsregion NordoberpfalzPLUS versprach der Minister, den Investitionsfonds des Bundesgesundheitsministeriums aufzustocken, der vor allem neue Versorgungsprojekte finanziert.