Digitalisierung: Know-how von morgen, heute gedacht
EDM-Workshop: Digitalisierung – Chance für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum
Von Weiden bis nach Krems, von Altötting bis Jihlava erstreckt sich die Europaregion Donau-Moldau (EDM). Die seit 2012 verpartnerten Regionen weisen ähnliche, ländlich geprägte Strukturen auf – und stehen damit vor ähnlichen Herausforderungen. Es ist deshalb eine gute Idee, gemeinsam Erfahrungen auszutauschen und Lösungen zu erarbeiten. Die gute Gelegenheit dazu gab’s bei der EDM-Veranstaltung „Digitalisierung – Chance für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum“ an der OTH in Weiden.
Der Workshop brachte Forschende und Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft am Weidener Campus zusammen. Das Thema: Digitalisierung und Chancen, die daraus für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum erwachsen. Das facettenreiche Programm haben Iris Reingruber, Ingrid Linhartova und Barbara Stadler von der oberösterreichischen Wirtschaftsagentur und vom Bezirk Oberpfalz zusammengestellt, assistiert durch Prof. Dr. Clemens Bulitta und Sabrina Reiml vom Institut für Medizintechnik.
Vom App-Einsatz in der Arzt-Patienten-Kommunikation über Big Data oder Trends in der Telematik bis hin zum Einsatz von Virtual Reality in der Therapie oder smarte Textilien schlug die Veranstaltung den thematischen Bogen. Zu Wort kamen aber auch die besten TeilnehmerInnen des ersten „innovate.healthcare“-Hackathons an der OTH Amberg-Weiden. Die im März entwickelten Ideen werden soeben validiert und zur Produktreife weiterentwickelt. Die HAW Landshut stellte ein Projekt zur IT-Unterstützung bei einem Massenanfall von Verletzten vor – wozu noch ein unterstützender Projektpartner gesucht wird. Als Moderator führte Clemens Bulitta, Leiter des Instituts für Medizintechnik der OTH AW, durch das Programm.
„Im Rahmen der Weiterentwicklung der Europaregion Donau-Moldau wurde das Thema ‚Personalisierte Medizin/Telemedizin/E-Health“ von Expertinnen und Experten aus allen sieben Regionen als eines der fünf Technologiethemen mit höchstem Potential für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit herausgearbeitet“, sagt Iris Reingruber, Managerin der Wissensplattform „Unternehmenskooperation und Cluster“. „Die heutige Veranstaltung trifft also den Nerv der Zeit. Als Highlight empfinde ich die Erkenntnis, das neue Technologien im medizinischen Bereich die Menschlichkeit und persönliche Begegnung in der Gesundheitsversorgung nicht verdrängen, sondern zum Wohle des Patienten sinnvoll ergänzen.“
Der Bezirkstagspräsident der Oberpfalz, Franz Löffler, hob die Bedeutung des Wissens- und Technologietransfers für die Europaregion hervor: „Wir hätten uns niemals so positiv entwickeln können, wenn die Wissenschaft nicht in der Fläche Innovationsförderung betreiben würde.“ Trotz niedrigster Arbeitslosigkeit und auf dem Weltmarkt erfolgreicher Unternehmen, stünde die Region vor großen Herausforderungen wie dem Demografischen Wandel, dem Fachkräftemangel sowie der Digitalisierung. Gerade letztere bedinge geradezu ein grenzüberschreitendes Herangehen. Dabei zeigte sich Löffler überzeugt: „Es steckt noch viel Zukunftsmusik drin.“ Insbesondere was die Bewusstseinsbildung anbelange, habe man noch viel zu leisten.
Prof. Dr. Andrea Klug, die Präsidentin der OTH Amberg-Weiden, beschäftigte sich in ihrem Grußwort mit der Bedeutung starker Netzwerke. Der grenzüberschreitende Workshop am Standort Weiden belege, „dass die europäische Idee lebt“ – was angesichts der seit längerem andauernden Krise der EU herauszuheben sei. Dass sich Unternehmer, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft aus drei Ländern darüber austauschten, wie vor dem Hintergrund des Megatrends Digitalisierung eine der großen Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden könne, nämlich die Sicherstellung einer medizinisch bestmöglichen und ökonomisch erfolgversprechenden Gesundheitsversorgung, zeige die Stärke solcher Netzwerke. „Unsere Hochschule, die OTH Amberg-Weiden, leistet einen wichtigen Beitrag in und aus der Medizintechnik“, bilanzierte Klug.
Auch Barbara Stadler, Managerin der Wissensplattform „Forschung und Innovation“ zog ein positives Resümee: „Um die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitsbereich zu meistern, leisten Hochschulen und Unternehmen wichtige Beiträge, liefern Lösungen und neue Technologien. Viele dieser Ansätze hat die heutige Veranstaltung vorgestellt. Es wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, Kompetenzen zu bündeln und Netzwerke zu knüpfen.“
Den Abschuss des inhaltlichen Teils des Workshops bildete eine Podiumsdiskussion mit und zwischen Tina Hawel von der youtoo GmbH aus Österreich, Jan Karasek vom Gesundheitsamt Pilsen, ärztlichem Direktor Thomas Egginger (Kliniken Nordoberpfalz AG) und Steffen Hamm, Geschäftsführer der GesundheitsregionPlus Nordoberpfalz. Clemens Bulitta zog ein positives Fazit des Tages: „Die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung sind vielfältig und nur interdisziplinär mit innovativen Konzepten und Technologien zu bewältigen. Die Digitalisierung bietet, wie man auf der Tagung sehen konnte, faszinierende Möglichkeiten diese Probleme zu lösen.“
Durch die medizintechnischen Labore am Weidener Campus führten die Workshop-TeilnehmerInnen schließlich Dr. Sebastian Buhl und Prof. Dr. Ralf Ringler.