Entwicklung ganzheitlicher betrieblicher Konzepte auf dem Weg zur Dekarbonisierung
Rückblick auf das Neumarkter HochschulForum im Juni
Im Juni stand beim Neumarkter HochschulForum wieder das Thema Nachhaltigkeit / Klima / Umwelt im Fokus. Referent war Prof. Dr. Raphael Lechner von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden, Institut für Energietechnik IfE und Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für Kraft-Wärme-Kopplung in Amberg.
Er stellte zunächst die enormen Konsequenzen und Herausforderungen der Energiewende dar, will man die Klimaschutzziele der EU erreichen, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Der aktuelle Beschluss der Bundesregierung, bis 2045 klimaneutral zu sein, bedeutet, dass bereits bis 2030 eine CO2-Minderung von 65 Prozent zu erreichen ist, bis 2035 von 77 Prozent und bis 2040 dann 88 Prozent.
Besonders hohe Bringschuld haben hier die vier größten Verursachersektoren Energie, Industrie, Verkehr und Gebäude. Eine entscheidende Rolle spielen die erneuerbaren Energien, die insbesondere zur Erzeugung von Wärmeenergie zukünftig deutlich stärker genutzt werden müssen, um die gesetzten Ziele überhaupt erreichen zu können. Der CO2-Preis als „Steuergröße des Verbrauchs“ wird sich daher im Rahmen des Emissionshandels weiter deutlich erhöhen, derzeit wird von einer Verdoppelung bis 2030 von derzeit 50 Euro pro Tonne auf mehr als 100 Euro pro Tonne ausgegangen. Dies belastet v.a. fossil betriebene Kraftwerke kostenmäßig immer stärker, so dass von weiterhin gravierend steigenden Strompreisen auszugehen ist.
CO2-Emissionen müssen also innerhalb kurzer Zeit drastisch gesenkt werden. Speziell für Industriebetriebe gilt es daher, ihren Energieeinsatz weitgehend auf erneuerbare Energien umzustellen, v.a. auch im Bereich der Wärmegewinnung. Stromerzeugung sollte zunehmend aus fluktuierenden Quellen erfolgen, neue Produktionsanlagen und Energieversorgungssysteme sollten bereits für die zukünftigen energetischen Systemanforderungen ausgelegt werden. Schlüssel bei der industriellen Wärmegewinnung sind Abwärmenutzung und Wärmepumpen, strombasierte Prozesse lassen sich durch Einsatz von Grünstrom vergleichsweise einfach dekarbonisieren und im Hinblick auf eine CO2-neutrale Wirtschaft unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur spielt Wasserstoff eine zentrale Rolle.
Abschließend zeigte Prof. Dr. Lechner noch anhand von aktuellen Praxisbeispielen auf, was heute bereits im Praxisbetrieb möglich ist. Eine lebhafte Diskussion, bei der auch die internationale Signifikanz der deutschen Anstrengungen zum Klimaschutz beleuchtet wurde, schloss die Veranstaltung ab.