EthikForum mit Harald Lesch: Fake Science – Was wir in Zeiten von Fake News und Co. noch glauben können
Wissenschaftliche Erkenntnisse werden oftmals bewusst ignoriert – das zeigt die Diesel und Klimadebatte exemplarisch. Gleichzeitig gibt es auch noch die Scheinwissenschaft. Was können wir daher noch glauben? Wie erkennen wir Fake News und Fake Science? Antworten hat Prof. Dr. Harald Lesch, Astrophysiker und TV-Moderator, den über 400 BesucherInnen des EthikForums gegeben.
Das Internet ist eine der großen Voraussetzungen für Fake News. Aktuelles Beispiel: der Coronavirus. Die vielen offenen Fragen sind idealer Nährboden für Falschinformationen und Verschwörungstheorien. „Das Internet ist das resonante Medium, in dem sich Nachrichten, Informationen, Meinungsäußerungen im Affenzahn verbreiten, im Prinzip mit Lichtgeschwindigkeit“, sagte Prof. Dr. Lesch. „Wenn gewisse Dinge, von denen wir glauben, dass sie wahr sind, durch äußere Informationen bestätigt werden, dann verfestigt sich solches Muster immer mehr und mehr.“ Vor allem, wenn die Fakten nicht so verzerrt sind, dass sie als Verschwörungstheorie erkennbar sind, sondern wenn mit „leicht falschen Fakten“ argumentiert wird.
Doch wie Fake erkennen?
Die Gesellschaft sei ständig in der Situation, jemandem vertrauen zu müssen. „Vertrauen ist der Anfang von allem, Vertrauen reduziert Komplexität“, so der der Physiker und Naturphilosoph. Wissenschaft könne man vertrauen, den Wissenschaftler fordern von den Theorien, die gemacht wurden, dass sie überprüft werden. „Neben der wissenschaftliche Ebene ist die emotionale Ebene, also Meinung, Hoffnung, Visionen, Träume. Aber der wirkliche Inhalt von wissenschaftlicher Forschung ist ausschließlich auf die Überprüfung von Hypothesen abgestellt“, betonte Prof. Dr. Harald Lesch. Bei Wissenschaft spielt Irrtum eine große Rolle. „Empirische Wissenschaften müssen an der Erfahrung scheitern können. Wir fordern von den Theorien, die wir machen, dass sie überprüft werden können. Und es könnte sein, dass wir von Irrtum zu Irrtum immer näher an die Wahrheit herankommen.“ Das Schlimme sei aber, dass hinter dieser Frage nach der Wahrheit oft absolute Anonymität herrsche. „Das ist nicht Wissenschaft! Das wissenschaftliche Ethos besteht darin, Dinge zu publizieren, unter Klarnamen und Klaradresse“, so Prof. Dr. Lesch. Zudem müsse die Öffentlichkeit darüber informiert werden, was Hochschulen und Universitäten machen.
Auch in der an Prof. Dr. Harald Leschs Vortrag anschließenden Diskussion stand die Glaubhaftigkeit von Fakten und Quellen im Fokus. Prof. Dr. Peter Kurzweil, Chemieprofessor an der OTH Amberg-Weiden, bestätigte dabei noch einmal: „Wahrheit hat viel mit Wissensvermittlung zu tun.“
Ohne Nachhaltigkeit keine Zukunft
Beim EthikForum wurde der Preis für Ethik und Nachhaltigkeit, der vom Förderverein „Amberger Freunde der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden e.V.“ gestiftet wird, vergeben. Erhalten haben ihn Larissa Köster und Aziza Ernst. Die beiden Studentinnen haben die „Fridays4Future“-Bewegung in Amberg ins Leben gerufen.
Außerdem erhielten Matthias Uhl, Savino Opitz, Larissa Köster und Corinna Völkl das Zertifikat für Ethik und Nachhaltigkeitsmanagement (ETHNA) überreicht. Um das ETHNA-Zertifikat zu erlangen, müssen sich Studierende intensiv mit ethischen Fragen und nachhaltiger Entwicklung auseinandersetzen – theoretisch und praktisch.