Exkursion nach Erlangen: Endoprothetik in der Orthopädie
Mit steigender Lebenserwartung erhöhen sich die Risiken für Gelenkverschleiß, und damit der Bedarf an künstlichen Gelenken. Allein in Deutschland setzen Orthopäden jährlich 210.000 Hüft- und 170.000 Knieendoprothesen ein, 15 Prozent aller weltweiten Gelenkersatz-Produkte werden in Deutschland implantiert. Das zeigt: Die Endoprothetik ist ein wichtiger Wachstumsmarkt, den angehende Medizintechnikerinnen und -techniker ganz genau kennenlernen sollten. Die Bachelor-Studierenden im 1. Semester Medizintechnik haben das getan – bei einer Exkursion nach Erlangen.
An drei Stationen erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer geballtes Wissen über Orthopädie und künstlichen Gelenkersatz. Erster Halt: die Peter Brehm GmbH in Weisendorf bei Erlangen. Das Unternehmen bot einen umfassenden Einblick in den Betrieb eines führenden Herstellers von Endoprothesen. Die Studierenden konnten vor Ort alle Fertigungsstationen unter die Lupe nehmen – Prüfung der eingegangenen Titanstäbe, Fräsen, Sandstrahlen, Qualitätskontrollen mit Langlebigkeitstests im Biomechanik-Labor, Verpackung sowie Ultraschall-Reinigung- und-Desinfektion im Reinraum. Sie informierten sich auch über die Produktion von Standardprodukten für Hüfte, Knie, Wirbelsäule oder Kiefer aus Titan und Kunststoff. Außerdem erfuhren sie, wie Sonderanfertigungen, also patientenindividuelle Implantate, anhand von CT-Datensätzen entworfen, mit dem 3D-Drucker modelliert und durch Sintern mit dem Laser hergestellt werden.
Zweite Station: Waldkrankenhaus St. Marien Erlangen. Hier sprach Orthopäde Dr. med. Stefan Sesselmann über die Anatomie des Hüftgelenks und die Belastungen, denen es im Alltag ausgesetzt ist. Außerdem erläuterte er, wie das Orthopädie-Team der Klinik endoprothetische Eingriffe an Knie und Hüfte mit 2D- und 3D-Bildgebung plant. Ausführungen über die Gang- und Bewegungsanalyse im Forschungslabor Orthopädie für Radiostereoanalyse und Medizintechnik an der FAU in Erlangen rundeten den Vortrag ab.
Der dritte Halt führte die Studierenden in die Vergangenheit. Im Siemens MedMuseums Erlangen tauchten sie in die Geschichte der Medizintechnik ein und informierten sich über die Entwicklung von Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomographie oder Ultraschall. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren beeindruckt, wie rasant die bildgebende Diagnostik fortgeschritten ist.
Die Exkursion organisierte Prof. Dr. Clemens Bulitta, Studiengang Medizintechnik, gemeinsam mit Dr. med. Stefan Sesselmann, Orthopäde im Waldkrankenhaus Erlangen und Leiter des Forschungslabors Orthopädie für Radiostereoanalyse und Medizintechnik an der FAU in Erlangen. Die Forschungsreise fand im Rahmen der Anatomievorlesung zum Thema Orthopädie statt.