Hospital Engineering Trends 2017: So sieht das Krankenhaus der Zukunft aus!
Zurück aus der Zukunft: Gestern sind rund 100 Menschen von ihrem Ausflug in die „Klinik von Morgen“ zurückgekehrt. Zwei Tage lang, am 6. und 7. März 2017, lernten sie wegweisende Krankenhauskonzepte und medizintechnische Innovationen kennen – bei den „Hospital Engineering Trends – Architecture meets Technology 2017“ in der OTH am Standort Weiden.
Der Ausflug in die Zukunft hat sich für die rund 100 Teilnehmer/innen aus mehr als zehn Nationen gelohnt: International renommierte Expertinnen und Experten berichteten praxisnah über ihre Forschungsergebnisse oder aus ihrem Erfahrungsschatz – geballtes Wissen für Entscheider/innen, Planer/innen, Techniker/innen und Hygieniker/innen, die ihr Krankenhaus oder ihre Gesundheitseinrichtung wirtschaftlicher, sicherer und patientenorientierter betreiben möchten.
Am Montag standen, nach der Begrüßung durch Kanzler Ludwig von Stern und Prof. Dr. Clemens Bulitta, zwei wichtige Themen im Mittelpunkt: Healing Architecture und Krankenhaushygiene. Am Tag darauf nahmen die Teilnehmer/innen aktuelle medizintechnische Trends detailliert in den Blick. In Fokussessions mit Industriepartnern diskutieren sie über Innovationen in der intraoperativen Bildgebung, das hygienische Design von Krankenhäusern und Medizinprodukten sowie über neueste Entwicklungen beim integrierten OP.
Healing Architecture: Design macht gesund
Ein Mann reißt die Augen auf. Sein Körper ist müde, fast gelähmt. Er weiß nicht, wo er ist. Das Einzige, was er sieht, ist das grelle Licht über seinem Kopf. Wie durch Watte hört er ein gleichmäßiges Piepen und ein dumpfes, rhythmisches Pumpen. Plötzlich beugt sich ein fremdes Gesicht über ihn.
So könnte ein Thriller beginnen – oder der Tag nach einer Operation. Tatsächlich haben Patienten oft Schwierigkeiten, sich zu orientieren, wenn sie nach einer OP in der Intensivstation erwachen. Das kann, je nach Alter und Verfassung des Patienten, den Heilungsprozess verzögern oder zu bleibenden gesundheitlichen Schäden führen.
Doch es geht auch anderes. Der Anästhesist Dr. Florian Neuhierl, Kliniken Nordoberpfalz AG, stellte in seinem Vortrag die Intensivstation der Zukunft vor. Seine Ausführungen zeigten: Durchdachte Planung und moderne Innenarchitektur können eine Menge verbessern. Steht das Bett so, dass der Patient durch das Fenster auf die Umgebung oder in die freie Natur blicken kann, erleichtert das die Orientierung. Zusätzlich kann ein ausgereiftes Raumkonzept den Heilungsprozess positiv beeinflussen – es optimiert den Workflow des Personals und vermindert dadurch unnötige Störungen für Patienten. Auch ein modernes Licht- und Lärmmanagement macht Patienten schneller gesund, indem es ihnen u.a. das Surren und Piepen der Geräte oder grelle Neon-Röhren erspart.
Von der Intensivstation zum Krankenhaus der Zukunft: Henning Lensch stellte in seinem Vortrag „Healing Architecture“ innovative Konzepte und Beispiele für das Design von Einrichtungen im Gesundheitswesen vor. Dabei konnte er aus dem Nähkästchen plaudern. Denn sein Unternehmen RRP International Singapore hat sich auf Planung und Bau von Gesundheitseinrichtungen spezialisiert. Gemeinsam mit seinem Team entwirft er Klinikgebäude mit heller, offener Architektur, farbenfrohen Fassaden und freundlichen Zimmern – eher Patientenhotels als Krankenhäuser. Diese Projekte sind anspruchsvoll und komplex, denn neben patientenorientierter Architektur müssen gerade bei Gesundheitsbauten auch Energieeffizienz, Betriebskosten oder Nutzerfreundlichkeit stimmen.
Hygiene: Kampf den Keimen
„Hygiene-Alarm im Krankenhaus“ oder „Krank durch Klinik“ – Schlagzeilen wie diese weisen plakativ auf eine der wichtigsten Herausforderungen im Gesundheitswesen hin: die Bedrohung durch multiresistente Keime und damit einhergehende Krankenhausinfektionen. Eine verbesserte Krankenhaushygiene soll diese Gefahr verringern. Doch reicht das? Und sind striktere Hygienevorschriften realisierbar?
Prof. Dr. Peter Guggenbichler hat Zweifel. Als erfahrener Arzt kennt er die Hygiene-Probleme in Krankenhäusern und Intensivstationen aus eigener Erfahrung. Er weiß: Viele Hygiene-Vorschriften werden nicht eingehalten, weil sie nicht eingehalten werden können. Eine Schwester oder ein Pfleger müsste sich vorschriftsmäßig 60 bis 80 Mal am Tag die Hände reinigen und desinfizieren – damit wäre sie oder er mehr als eine Stunde pro Schicht mit Händewaschen beschäftigt, angesichts straffer Zeitpläne in Krankenhäusern eher unwahrscheinlich.
Deshalb entwickelte Prof. Dr. Peter Guggenbichler eine innovative Lösung für keimfreie Oberflächen: Seine Technologie basiert auf dem Modell des natürlichen Säureschutzmantels der Haut, tötet Keime an der Oberfläche ab und verhindert die Neubesiedlung. Damit bietet sie zahlreiche Vorteile: Sie beseitigt rasch eine Vielzahl von Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze) und sorgt nachhaltig für keimfreie Oberflächen.
Doch Krankenhäuser bestehen nicht nur aus Oberflächen: Hygiene ist ein ganzheitliches Aufgabenfeld, das viele weitere Aspekte wie Trinkwasserversorgung, Lüftungssysteme, Sanitäranlagen, Raumplanung oder Schutz der Mitarbeiter/innen beinhaltet. Andreas Eckl, Eckl + Partner Architekten und Ingenieure, machte in seinem Vortrag deutlich, wie viele Facetten Krankenhaushygiene umfasst. Sein Resümee: Hygienerobuste Kliniken müssen interdisziplinär geplant und realisiert werden – Fachleute aus allen Bereichen sollten frühzeitig in das Projekt eingebunden werden.
Die Hospital Engineering Trends führte die OTH Amberg-Weiden in Kooperation mit der HT Group, einem Mitglied des OTH PartnerCircles, bereits zum 4. Mal durch. Alle Rednerinnen und Redner sowie das vollständige Programm finden Sie hier.