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„Ich weiß noch gut, wie es ist.“
Alina Debelko begleitet ukrainische Studieninteressierte auf ihrem Weg an die OTH AW
Mit einem ruhigen Lächeln empfängt Alina Debelko die Menschen, die in das Büro des Studien- und Career Service der OTH Amberg-Weiden kommen. Die junge Studentin aus der Ukraine kennt ihre Fragen, Sorgen und Hoffnungen – denn sie selbst hat all das erlebt. Seit einem Jahr studiert sie an der OTH Amberg-Weiden, aktuell im zweiten Semester des Bachelorstudiengangs Internationales Technologiemanagement. Neben dem Studium arbeitet sie als studentische Hilfskraft – eine Tätigkeit, die für viele ukrainische Studieninteressierte zu einem wertvollen Anker geworden ist.
Debelko war 17 Jahre alt, als der Krieg sie zwang, ihre Heimatstadt Kramatorsk in der Ostukraine zu verlassen. „Meine Stadt liegt sehr nah an der Frontlinie“, erzählt sie. „Es gibt für mich keine Hoffnung und keine Möglichkeit, zurückzukehren.“ In Deutschland beginnt sie ein neues Leben – mit einer neuen Sprache, in einem ungewohnten Bildungssystem, mit Unsicherheit, aber auch mit Mut.
Orientierung und Unterstützung für andere
Heute ist sie selbst zur Ansprechperson für jene geworden, die den gleichen Weg einschlagen wollen. „Ich weiß noch gut, wie es ist, in einem neuen Land vor einem ungewohnten System zu stehen, mit einem Stapel von Dokumenten und noch mehr Hoffnungen“, sagt sie. Mit Empathie und Sachkenntnis unterstützt sie Studieninteressierte aus der Ukraine. Sie beantwortet nicht nur Fragen: „Meine Aufgabe ist es auch zu beraten, zu erklären, zu begleiten und zu inspirieren.“
In ihrer Arbeit trifft Debelko auf viele junge Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten – aber mit ähnlichen Hoffnungen. „Die ukrainischen Schülerinnen und Schüler sowie Studierenden kommen mit unterschiedlichen Schicksalen, aber ähnlichen Fragen in ihren Augen: ‚Ist es möglich? Werde ich es schaffen?‘“, berichtet sie. Viele suchten nicht nur nach einem Studienplatz, sondern nach einem Neuanfang, einem sinnstiftenden Weg in die Zukunft. „Ich bin der Überzeugung, dass es bei Bildung nicht nur um Bücher, Prüfungen und Diplome geht. Bildung ist der Weg, der ihnen die Tür dazu öffnet. Ich beobachte mit tiefer Dankbarkeit und Respekt, wie viel Kraft, Tatendrang und Visionen in ihnen stecken.“
Drei Veranstaltungen, über 40 Anfragen
Im November 2024 organisierte Debelko deshalb gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Ivan Aleksandrov drei Informationsveranstaltungen – in Amberg, Weiden und online. Die Resonanz war überwältigend: Über 40 Anfragen für Einzelberatungen gingen direkt nach den Veranstaltungen bei ihr ein. Noch immer erreichen sie zahlreiche E-Mails. Manche Ratsuchenden sind Schülerinnen und Schüler der 10. oder 11. Klasse, die frühzeitig mit der Studienplanung beginnen möchten. Andere stehen kurz vor der Bewerbung oder haben bereits Studienerfahrung in der Ukraine gesammelt. „Sie brauchen nur ein wenig Anleitung, Hilfe, um zu verstehen, was sie wohin schicken müssen“, erklärt Debelko. Für viele ist sie erste Anlaufstelle, Dolmetscherin, Mentorin – oft auch emotionale Stütze.
Hürden und Hoffnung
Dabei ist der Weg ins Studium oft steinig. Probleme mit Unterlagen, komplizierte Verfahren bei uni-assist, finanzielle Engpässe oder Herausforderungen mit Aufenthaltsstatus und Behörden stellen für viele Hürden dar. Debelko begleitet die Studierenden deshalb auch zu Terminen bei Ausländerbehörden oder Banken, übersetzt, erklärt und vermittelt.
Ihre Motivation schöpft sie aus den Begegnungen mit den Menschen, die zu ihr kommen. „Ich denke oft darüber nach, wie stark, motiviert und klug die Menschen sind, die zu mir kommen und um Hilfe bitten“, sagt sie. „Sie haben schwere Schicksale, aber sie geben nicht auf. Sie sind bereit, sich anzupassen, zu lernen und sich in eine neue Gesellschaft einzufügen.“ Doch dazu brauche es mehr als nur Willen. „Wenn ich meine Schützlinge nach der Beratung verabschiede, habe ich immer wieder das gute Gefühl, dass wir gemeinsam einen kleinen Schritt in Richtung Zukunft gemacht haben. Es mag nicht der einfachste gewesen sein. Vielleicht liegen noch Hindernisse vor uns. Aber wenn man jemanden hat, der einen unterstützt und sagt ‚Du bist nicht allein!‘, dann reicht das aus, um weiterzumachen.“ Für beide Seiten.
Langjährige Partnerschaften – nachhaltige Wirkung
Debelkos Arbeit steht damit beispielhaft für das Engagement der OTH Amberg-Weiden im Rahmen ihrer langjährigen Partnerschaften mit ukrainischen Hochschulen. Bereits seit 2014 pflegt die Hochschule enge Kooperationen mit Institutionen in der Ukraine. Mit Unterstützung des DAAD-Programms “Zukunft Ukraine” konnte das Kompetenzzentrum Mittel- und Osteuropa (KOMO) in den letzten Jahren zahlreiche Studierende mit Stipendien fördern und Projekte initiieren, die ukrainischen Studierenden Perspektiven eröffnen.