Intensive Projektwoche liefert Lösungen für barrierefreies Wohnen im Alter
Weniger als zwei Prozent der Wohnungen in Deutschland sind altersgerecht. Wie lässt sich dies angesichts wachsender Lebenserwartung und Pflegenotstand ändern? Die Projektwoche „Cross-Border Process Management“ gab Studierenden die einzigartige Möglichkeit, sich in diese realen Problemstellungen einzuarbeiten und unternehmerische Lösungen zu entwickeln.
Angeleitet und unterstützt wurden die 13 Studierenden des Masterstudiengangs „International Management & Sustainability“ (IMS) von Prof. Dr. Matthias Lederer und Manuel Völkl, Innovation Architect bei REHAU New Ventures. „Der Großteil der älteren Menschen möchte in seiner vertrauten Umgebung bleiben, Verwandte leben oft weiter entfernt, die Angst vor Stürzen, aber auch vor einer finanziellen Belastung durch eine teure Renovierung sind groß. In diesem Bereich gibt es einen hohen Bedarf“, so Völkl. In einem Briefing brachte er den Studierenden die Problematik näher und formulierte seine Erwartungen als Kunde.
Zunächst wurden die Teilnehmenden allerdings auf ihre Arbeit in internationalen Teams vorbereitet. „Gruppenarbeit ist viel effektiver, wenn sich die Mitglieder ihrer Rollen, Stärken und Schwächen bewusst sind. Das trägt auch dazu bei, Kreativität und Teamgeist zu fördern“, erklärt Tomáš Chocholevon der Westböhmischen Universität in Pilsen, der das Teambuilding mit konkreten Übungen anleitete. Genauso wie sein Kollege Prof. Dr. Přemysl Brada, Leiter des Lehrstuhls für Informatik und Informationstechnik, unterstützte er die Studierenden bei den ersten Schritten.
Neben den Gästen aus Tschechien waren auch Professoren aus der Westukraine angereist. Zwischen der Nationalen Universität in Czernowitz und der OTH Amberg-Weiden besteht eine langjährige, herzliche Zusammenarbeit. Andrii Verstiak, Professor an der Fakultät für Wirtschaft und Prodekan für internationale Beziehungen, nahm bereits das dritte Mal an der Projektwoche in Weiden teil. Begleitet wurde er von Igor Vinnychuk, Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Vertreter eines IT-Clusters, das Projekte mit internationalen Partnern plant. „Für uns ist es langwierig und aufwendig, eine Erlaubnis für die Ausreise vom ukrainischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft zu erhalten. Aber der Bahnstreik war diesmal die größere Herausforderung“, äußert sich Andrii Verstiak erleichtert, als er in Weiden ankam.
Die Unsicherheit die Zugverbindungen betreffend war auch der Grund, warum die Gruppen am Mittwoch und Donnerstag online arbeiteten. Ansonsten bot das InnovationLab der Sparkasse im eHouse in Weiden eine inspirierende Umgebung für die Gruppenarbeiten. Jeder Tag begann für die drei Teams mit einem Austausch mit dem Kunden. Dann arbeiteten die Studierenden an Recherchen zu barrierefreien Produktlösungen, Finanzierungsmöglichkeiten, Analysen zum Marktpotenzial und dem Wettbewerb. Ihre Zielgruppe lernten sie durch persönliche Interviews in der Fußgängerzone kennen. „In dieser Woche geht alles wahnsinnig schnell, denn diesmal haben die Gruppen nicht ein ganzes Semester Zeit. Sie müssen umdenken und sofort Ergebnisse liefern, wobei es nicht um Perfektionismus geht. Das macht es so spannend“, so Prof. Matthias Lederer, der den Studierenden in Vorlesungen im Vorfeld die Grundlagen zur SCRUM-Methode sowie zu Prozess- und Change-Management-Techniken erläutert hatte.
Die realen Herausforderungen und die Möglichkeit, sich als Start-up-Gründer*in auszuprobieren, motivierte die Teilnehmenden zu einem Höchstmaß. So entwickelten sie innerhalb von kürzester Zeit Beratungsdienstleistungen, analysierten Produkte für einen barrierefreien Umbau und entwickelten eine benutzerfreundliche Website mit ChatBot sowie eine Prototyp-App, die jeweils relevante Informationen bündeln und Hilfestellungen anbieten. Am Freitag präsentierten die Gruppen ihre Ergebnisse in einem Pitch vor dem Kunden und den beteiligten Professoren der OTH Amberg-Weiden und der Partneruniversitäten und gingen auf Nachfragen ein. Durch die enge Zusammenarbeit mit REHAU New Ventures und den hohen Praxisbezug konnten die Studierenden nicht nur ihre fachlichen Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch wertvolle Erfahrungen und Kontakte für ihre berufliche Zukunft sammeln. „Die Teams haben gute Ansätze für relevante Problemstellungen, an denen wir aktuell arbeiten, entwickelt. Teile dessen werden mit Sicherheit weiterverfolgt. Es war eine gute Gelegenheit die Studierenden und ihre Arbeitsweise persönlich kennenzulernen. Schließlich bieten wir immer wieder Praktikums- und Werkstudentenplätze an“, so Manuel Völkl, der jeden Tag entweder vor Ort oder online für Fragen zur Verfügung stand und den Gruppen immer wieder Feedback gab.
Die Woche ist Teil des Projekts „Cross-Border Process Management“, das im Rahmen des Programms „Ostpartnerschaften“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA) gefördert wird. Das Projekt läuft bereits seit 2022 und wird koordiniert vom Kompetenzzentrum für Mittel- und Osteuropa (KOMO) der Hochschule.