Interdisziplinärer Studientag wird international – KI und Big Data im Zentrum
Versteht ChatGPT unsere Worte? Wie kann ich KI selbst einsetzen? Welche sozialen Risiken birgt die Verwendung von KI? Diesen Fragen widmete sich der 10. ETN-Studientag der beiden Hochschulen Regensburg und Amberg-Weiden. Rund 60 Studierende nahmen online teil und setzten sich auch damit auseinander, welche Rolle KI und Big Data beim Erreichen der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen spielen können.
Jedes Wintersemester, und nun bereits zum 10. Mal, lädt das gemeinsame Forschungscluster „Ethik, Technologiefolgenforschung und Nachhaltige Unternehmensführung“ (ETN) der OTH Regensburg und der OTH Amberg-Weiden Studierende beider Hochschulen zu einem interdisziplinären Studientag ein. Organisiert wurde die Veranstaltung unter Leitung von Prof. Dr. Sonja Haug (Sprecherin des Clusters ETN an der OTH Regensburg) und Prof. Dr. Christiane Hellbach (Sprecherin des Clusters ETN an der OTH Amberg-Weiden) von Jana Stadlbauer (wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Regensburg) und Laura Völkl (wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Amberg-Weiden).
Dabei hat sich das virtuelle Format, das seit 2020 zum Einsatz kommt, mittlerweile etabliert. Eine Neuerung gab es in diesem Jahr dennoch: Der Studientag fand erstmals vollständig in englischer Sprache statt.
Mit „Interdisciplinary perspectives on AI and Big Data” wählte das Team des Forschungsclusters ein topaktuelles Oberthema für den Studientag. Denn Künstliche Intelligenz hat längst Einzug in den Diskurs in fast allen Bereichen der modernen Gesellschaft gehalten. Ziel des Studientags war es, eine Einführung in diese technologische Entwicklung zu geben und sie aus philosophischen, ethischen und sozialen Blickwinkeln zu beleuchten. Der Aktualitätsbezug fand auch Anklang bei den Studierenden. So nahmen insgesamt ca. 60 Studierende beider Hochschulen teil.
Prof. Dr. Johannes Schildgen, Professor für Datenbanken mit dem Schwerpunkt Big Data an der OTH Regensburg, begann den Studientag mit einem Impulsvortrag unter dem Titel „ChatGPT and AI (more A than I)“. Er erläuterte die Funktionsweise sowie die aktuelle Datenlage, auf die ChatGPT zurückgreift, und welch große Rolle Wahrscheinlichkeiten für die Ergebnisse spielen. Ebenso zeigte er, wie das Formulieren von Prompts gelingen kann und wie diese wiederum für andere AI-Anwendungen verwendet werden können.
Wie bereits im vergangenen Jahr beteiligte sich die Westböhmische Universität Pilsen auch 2023 wieder mit einem Vortrag am Studientag. Mgr. Radek Schuster, Ph. D., stellvertretender Leiter des Departments für Philosophie, stellte die Frage „Does ChatGPT understand the meaning of our words?“. Er führte zwei philosophische Gedankenexperimente durch und kam zu dem Schluss, dass Sprachmodelle wie ChatGPT nicht in der Lage seien, menschliches Verständnis zu erreichen.
Im Anschluss referierte Prof. Dr. Lisa Ranisch, Professorin für Nachhaltige Unternehmensführung und Angewandte Ethik an der OTH Amberg-Weiden, über die sozialen Risiken, die die Künstliche Intelligenz mit sich bringt. Sie wies unter anderem auf die prekären Arbeitsbedingungen der sog. Clickworker hin und machte darauf aufmerksam, dass die historischen Daten, auf denen KI basiert, voreingenommen sind. Dadurch bestehe die Gefahr, dass Stereotypen durch KI weiter reproduziert oder gar verstärkt würden.
Die darauffolgende Gruppenarbeitsphase knüpfte inhaltlich an Prof. Ranischs Vortrag an. Die Studierenden wurden aufgefordert, mögliche Auswirkungen von KI und Big Data auf die Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen zu analysieren und zu diskutieren. Hierfür wurden sie zufällig in fünf Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe erhielt drei SDGs, anhand derer sie konkret aufzeigen sollte, wie KI eine nachhaltige Entwicklung einerseits fördern, andererseits behindern könnte. Nach Abschluss der Arbeitsphase präsentierten die fünf Gruppen ihre Ergebnisse dem Plenum. Dabei konnten die Studierenden trotz der knapp bemessenen Zeit und der nicht ganz einfachen Fragestellung respektable Ergebnisse vorweisen. Dafür gilt ihnen großes Lob!
In allen Präsentationen sowie der Abschlussdiskussion zeigte sich, dass KI viele Möglichkeiten bietet, die Erfüllung der SDGs voranzubringen. Beispielsweise kann KI via Bilderkennung nachhaltiges Forsten prüfen und Empfehlungen für Pflanz- und Bewässerungsaktionen geben. Dadurch kann sie in vielen Monitoring- und Analyseprozessen angewandt werden – jedoch immer unter der Berücksichtigung möglicher Bias, ggf. mangelnder Datenlage und der Abwägung hinsichtlich Sicherheitsrisiken. Den Teilnehmenden des Studientages sowie den Referentinnen und Referenten gelang es so, die Ambivalenzen von AI gleichermaßen kritisch wie konstruktiv herauszuarbeiten – ein rundum gelungener Studientag!