Medizintechnik: Exkursion zum Forschungsreaktor nach Garching
Medizintechnik kennt keine Grenzen! Unter diesem Motto stand die Exkursion unter der Leitung von Prof. Dr. Ralf Ringler mit den Studierenden der Medizintechnik (Semester 2 – 6) zum Forschungsreaktor FRM-II nach Garching. Antworten auf die Frage, was Medizintechnik und ein Forschungsreaktor gemeinsam haben, wurden den Studierenden der OTH Amberg-Weiden von Herrn Dipl.-Phys. Wagner und seinen Mitarbeitern veranschaulicht.
Am Forschungsrektor in Garching können u.a. mit Neutronen eine Tumor-Therapie für Patienten durchgeführt werden. Des Weiteren wird der Reaktor zur Produktion von offenen radioaktiven Stoffen für Diagnostik und Therapie in der Nuklearmedizin verwendet.
Therapeutisch können bestimmte Tumorformen, die oftmals konventionell der Strahlentherapie mit Photonen und Elektronen nicht zugeführt werden können, in Garching erfolgreich behandelt werden. Hierzu kommen eigens dafür entwickelte und konstruierte Medizinprodukte zum Einsatz, die analog zu Standard-Therapieprodukten das gleiche Zertifizierungsverfahren durchlaufen müssen, bevor diese am Patienten zum Einsatz kommen. Diagnostisch kommt Tc-99m als offener Radioaktiver Stoff in der Nuklearmedizin zum Einsatz. Das Mutternuklid Mo-99 wird in weltweit fünf Reaktoren durch Neutronenbeschuss hergestellt. Seit dem Engpass der letzten Jahre, bedingt durch Wartung und Ausfall zweier Reaktoren wird auch in Deutschland fieberhaft nach weiteren Kapazitäten und Alternativen zur Produktion gesucht. Die Bundesregierung hatte im Jahr 2011 der Erweiterung des Forschungsreaktors in Garching zugestimmt, so dass hier bis 2015 die Produktion von Mo-99 anlaufen kann. Bereits erfolgreich umgesetzt ist die Isotopenproduktion anderer radioaktiver Isotope wie Lutetium, das zur Schmerztherapie verwendet wird.
Neben den Anwendungsgebieten in der Medizintechnik wird eine Vielzahl von wissenschaftlichen Grundlagenexperimenten durchgeführt, ergänzt um zerstörungsfreie Materialprüfung. Mit Neutronen lassen sich Werkstoffe und Produkte mit der Neutronen-Tomografie zerstörungsfrei prüfen, die aufgrund der hohen Ordnungszahl des Materials (u.a. sogar Blei) der Untersuchung mit CT nicht zugänglich sind.
Ein Blick in das Reaktorbecken von oben und die weitläufige Experimentierhalle mit langsamen Neutronen zeigte der Gruppe die weitläufigen Ausmaße der Anlage und die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, die zum sicheren Betrieb der Anlage unabdingbar sind.