„Mut zum eigenen Stil“: Ich bin gerne Chefin!
„Die Firmen lassen sich Talente entgehen. Denn auch die guten Frauen gehen dahin, wo sie Aufstiegschancen sehen.“ Dr. Bastian Vergnon, Projektleiter des Oberpfalz Start-up HUB, zitierte bei seiner Begrüßung zu „Ich bin gerne Chefin! Gründerinnen und Entscheiderinnen in der (Nord-)Oberpfalz“ eine aktuelle Studie zu Familienunternehmen. Diese stellte auch fest, dass Chefinnen ein guter Indikator für die Veränderungsfähigkeit einer Firma seien. Um solche Chefinnen ging es beim dritten Online-Vortrag in diesem Sommersemester.
Zuerst erzählte Jacqueline Roscher von ihren Erfahrungen als Leitung der Netzwerk Marketingagentur der Oberpfalz Medien. Die ehemalige Studentin der OTH Amberg-Weiden war 2020 nach anderen Stationen zurückgekehrt und baute in Weiden die Firma mit einem „komplett weiblichen Team“ auf.
„Führen, in schwierigen Zeiten: Pandemie, Verletzung und ein junges Team“ war der Titel ihres Vortrages. Denn die Corona-Pandemie machte es schwer, „das neue Unternehmen bekannt zu machen“. Zudem hatten viele der neuen Kolleginnen keine Berufserfahrung. Zuletzt machte Jacqueline Roscher eine eigene Verletzung mit nachfolgenden Komplikationen und einer längeren Krankschreibung zu schaffen.
Dennoch sah sie ihren Start als Chefin als „schöne Zeit mit viel Spaß“. Zum Beispiel stellte sie mit dem digitalen Wirtschaftsgipfel ein neues Format auf die Beine. Außerdem konnte sie viele Learnings mitnehmen, die sie vorstellte:
- Wertschätzung zeigen
- Klare Entscheidungen treffen
- Eigener Führungsstil für einen selbst und zum Team passend
- Understatement statt Machtdemonstration
- Delegieren ist überlebensnotwendig
- Konflikten nicht aus dem Weg gehen
Anschließend berichtete Brigitte Netta, CEO bei DigiMINTKids, über „40 Jahre Chefin: Erfahrungen aus der Leitung einer lernenden Gemeinschaft”. Sie sah zu Jacqueline Roscher „viele Anknüpfungspunkte“, obwohl sie deutlich länger Chefin ist und aus einer anderen Branche kommt.
Brigitte Netta hatte bereits Anfang 20 als Leiterin in einem klassischen Kindergarten angefangen und dabei immer neue Bedürfnisse entdeckt und Entwicklungen vollzogen, wie die Nachmittagsbetreuung oder ein Mittagessensangebot zu organisieren. Daher kämpfte sie lange im Berufsverband für bessere Rahmenbedingungen in ihrem Bereich und baut seit 2020 mit DigiMINTKids ein einzigartiges Bündnis für frühkindliche Bildung aus: „Das war schon die Idee, als ich in den Beruf eingestiegen bin“, da aus ihrer Sicht ErzieherInnen und Kinder eine „lernende Gemeinschaft bilden“.Als Chefin war sie immer mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen konfrontiert und musste „Mut zum eigenen Stil“ entwickeln. Dies geschieht für sie vor allem durch Hinterfragen, auch mit externer Hilfe, und auch mit „Mut zur Lücke“ für unkonventionelle Wege.
Dieser eigene Stil war auch Thema in der anschließenden Fragerunde. So ist es für Jacqueline Roscher wichtig, den Mitarbeiterinnen die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns klar zu machen, vor allem mit „offener Kommunikation und der Möglichkeit, Kritik zu äußern.“ Dem schloss sich Brigitte Netta an: „Zuhören ist wichtig und nachzufragen, ob man verstanden hat“.
Die nächsten Veranstaltungen von „Ich bin gerne Chefin!“ finden im Wintersemester statt.