So geht Prozessoptimierung und -datenauswertung – Die OTH Amberg-Weiden zu Gast bei der Lippert GmbH & Co. KG
Dass die Prozess-Optimierung verbunden mit der Datenauswertung auch in der keramischen Industrie zunehmend an Bedeutung gewinnt, steht außer Frage. Wie der aktuelle Stand ist, wo die Forschung und Lehre dazu steht und dass man das Thema nur gemeinsam „erfolgreich meistern kann“, waren die Themen des zweiten PartnerForums der OTH Amberg-Weiden. Dazu hatte die LIPPERT GmbH & Co. KG die OTH Amberg-Weiden und deren PartnerCircle nach Pressath eingeladen.
Im PartnerCircle ist der Austausch zwischen der Wirtschaft und der Wissenschaft seit vielen Jahren bereits sehr intensiv. Im PartnerForum laden die Unternehmen zu sich ein und ermöglichen so einen noch besseren Austausch zu Themen, bei denen „der Schuh drückt“. Dass LIPPERT eingeladen hat, ist sehr erfreulich, denn es gibt viele Parallelen zwischen der Hochschule und dem Unternehmen, so Prof. Dr. Andrea Klug, Präsidentin der OTH Amberg-Weiden. Beispiele dafür sind: beide sind in der nördlichen Oberpfalz fest verankert, beide sind im Ausbau und beiden ist klar – nur gemeinsam kann man die Herausforderungen, die die Prozessoptimierung durch Digitalisierung mit sich bringt, erfolgreich meistern. Ein wichtiger Baustein hierfür ist der neue Studiengang „Mechatronik und digitale Automation“, der im Wintersemester 2018/19 startet. Hier werden Fachkräfte gezielt ausgebildet für das komplexe Zusammenspiel zwischen mechanischen und elektronischen Komponenten mit leistungsfähiger Datenverarbeitung, auf das auch die Anlagen und Maschinen in der keramischen Industrie aufbauen.
Von Pressath in die weite Welt
Die keramische Industrie ist ein Standbein der LIPPERT GmbH & Co. KG, ein unabhängiges Familienunternehmen seit mehr als 60 Jahren. Von Pressath aus werden weltweit Anlagen mit einem Automatisierungsgrad von bis zu 95 % für die keramische Industrie (Geschirr, Sanitär- und Industriekeramik), Förderautomatisierungstechnik (z.B. Sortieranlagen für Pakete) sowie Trocknungsanlagen für Keramikprodukte vertrieben. Besonderen Wert legt LIPPERT auf eine möglichst hohe Fertigungstiefe im eigenen Haus, mit wenig Zulieferteilen, um möglichst das gesamte Know-How und den damit verbundenen Vorsprung auf dem Weltmarkt im eigenen Haus zu halten. „Nur so ist das Motto ‚Alles aus einer Hand‘ und der resultierende Erfolg realisierbar“, erläutert CEO Hubert Schug.
Ganz konkreter Entwicklungsbedarf zeigt sich in einer Trocknungsanlage für Keramiken. Je nach Kunde erfordert das Material, d.h. die zu trocknenden Teile, unterschiedliche Prozessparameter also Temperaturverlauf, Dauer und damit Durchsatz. Diese Anlagen so zu automatisieren, dass sie die optimalen Prozessparameter selbständig ermitteln, einstellen und bei Bedarf nachjustieren wäre der konsequente nächste Entwicklungsschritt hin zu einer Self-Learning-Maschine.
Smarte Fabrikstrukturen
Die Gestaltung automatisierter, d.h. smarter Fabriken, ist ein Teil der Ausbildung im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der OTH Amberg-Weiden. Anhand des Beispielprojekts der Fertigung von Schreibtisch-Organizern in verschiedenen Varianten lernen die Studierenden die Fabrikplanung aus mehreren Perspektiven. Lean Factory, 3D Layout-Planung oder die SAP-Modellfabrik sind nur wenige Stichworte, die Prof. Ulrich Müller, Vizepräsident für Studium und Lehre in seinem Beitrag vorstellt. Die Prozessdatenerfassung und deren optimale Auswertung sind dabei eingeschlossen.
Eine hochinteressante Betriebsbesichtigung zeigte den Teilnehmern eindrucksvoll die hohe Fertigungstiefe und die ausgefeilten Fertigungsverfahren im Haus LIPPERT. In der abschließenden Diskussion bei bayerischem Fingerfood wurde nochmals deutlich: die nördliche Oberpfalz mit ihren Besonderheiten als ländliche Region, muss und kann „zusammenrücken“ um die Aufgaben der Zukunft gemeinsam anzugehen: Prozessdatenauswertung, neue Technologien und ein Höchstmaß an Automatisierung einschließlich Logistik bis hin zur künstlichen Intelligenz. Diese Entwicklung wird auch seitens der Bayerischen Regierung begrüßt und massiv unterstützt. Im Rahmen der Zukunftsinitiative Künstliche Intelligenz wird in der Region ein KI-Zentrum für Infrastruktur, Forschung, Innovation und Ausbildung aufgebaut und die OTH Amberg-Weiden mit vier neuen Professuren auf diesem Gebiet weiterhin verstärkt.