Wahlen in der Ukraine: Exkursion nach Tscherniwzi
Im September haben ukrainische und bayerische Studierende an der Hochschule Amberg-Weiden den Wahlkampf in einem fiktiven Land simuliert und Bezüge zur aktuellen Situation in der Ukraine hergestellt. Jetzt konnten sie vor Ort ihre Ergebnisse überprüfen: Vom 26. Oktober bis 2. November besuchten die zehn Studierenden bayerischer Hochschulen (darunter drei OTH-Studierende) im Gegenzug ihre ukrainischen Kommilitoninnen und Kommilitonen – zum zweiten Teil des deutsch-ukrainischen Hochschulseminars „Was steht auf dem Spiel? Wahlen in der Ukraine“. Am Tag der ukrainischen Parlamentswahlen trafen sie in Tscherniwzi ein.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des bilateralen Seminars konnten in den darauf folgenden Tagen die Wahlergebnisse mit verschiedenen ukrainischen Experten anhand der ersten Hochrechnungen analysieren. Unter anderem traf die Gruppe Vertreter des bukowinischen Zentrums für Wahltechnologie, des Komitees der Wähler, Aktivisten sowie Medien- und Parteivertreter.
Einer der Höhepunkte war das Treffen mit zwei zivilgesellschaftlichen Aktivisten, die über die Entstehung und Entwicklungen des Euromajdan in Kyiv und Tscherniwzi und die Organisation der Protestbewegung gegen das Janukowytsch-Regime im letzten Herbst und Winter berichteten.
Obwohl sich die meisten Termine inhaltlich um die Wahlen drehten, kam auch der Krieg im besetzten Teil des Donbas in der Ostukraine zur Sprache. Besonders waren die Studierenden von der Tatsache bewegt, dass bereits junge Absolventen, aber auch erfahrende Dozenten der Universität Tscherniwzi zum Militär einberufen wurden oder sich sogar freiwillig zum Dienst in der Ostukraine meldeten, wo derzeit täglich Soldaten bei Gefechten getötet werden. Umso wichtiger war den ukrainischen Gesprächspartnern daher auch die Feststellung, dass die radikalen Parteien bei den Wahlen trotz dieser Eskalation extrem schwach abschnitten und weitaus weniger Zulauf erhielten, als im Vorfeld erwartet.
Neben dem intensiven Seminarprogramm erfuhren die Studierenden an zwei Tagen bei Ausflügen zu den mittelalterlichen Burg- und Festungsanlagen in Hotyn und Kamjanez-Podilskyj, dem Volkskundemuseen im galizischen Kolomea und dem Ski-Kurort Jaremtscha im Karpartenvorland mehr über die reichhaltige Geschichte und Kultur(en) in der Ukraine. Eine Führung durch die Altstadt von Tscherniwzi und das jüdische Kulturzentrum der Stadt rundeten das Programm ab.
Die deutschen und ukrainischen Studierenden nutzten die acht gemeinsamen Tage intensiv, um die aktuellen Ereignisse in der Ukraine und die unterschiedlichen Positionen, die in beiden Ländern vorhanden sind, zu diskutieren und mehr über das jeweils andere Land und das Leben dort zu erfahren.
Begleitet wurde die Gruppe von Jan-Philipp Neetz vom Bayerischen Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa (BAYHOST) und Marian Mure vom Zentrum für Sprachen, Mittel- und Osteuropa der OTH Amberg-Weiden. Vor Ort wurde das Programm von Serhij Lukanjuk (Leiter des International Office) und seinem Mitarbeiter Ivan Kostyak organisiert und betreut. Finanziert wurde das Projekt über den Deutschen Akademischen Austausch Dienst aus Mitteln des Auswärtigen Amtes.
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