Was wollen junge Frauen im Beruf, in der Familie, im Leben?
Themenabend „Neue Arbeitswelt – Frauenwelt?”
Frauen und Männer sind seit 1949 per Gesetz gleichberechtigt. Und dennoch sind in Deutschland heute die Frauen den Männern nicht immer gleichgestellt. Männer dominieren – trotz Bundesgleichstellungsgesetz – nach wie vor die Führungsetagen, obwohl Frauen heute ebenso häufig ein Studium erfolgreich absolvieren und ebenso hochqualifiziert sind wie Männer. Doch warum ist es für Frauen noch immer so schwer, Spitzenpositionen in der Wirtschaft zu erreichen? Wie sieht die Arbeitswelt vor dem Hintergrund der Globalisierung, der Digitalisierung und des demographischen Wandels morgen aus? Der Soziologe Prof. Dr. Carsten Wippermann stellte bei dem Themenabend „Neue Arbeitswelt – Frauenwelt?“ die Ergebnisse der Studie „Frauen in Führungspositionen und Was junge Frauen wollen“ vor.
Für die Studie interviewte Prof. Dr. Carsten Wippermann männliche Führungskräfte. Dabei zeigten sie zu Beginn des Gesprächs Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber Frauen in Führungspositionen. Im weiteren Verlauf des Interviews allerdings zeichneten sich drei dominante Mentalitätsmuster ab, die Wippermann als „Hüter der gläsernen Decke“ bezeichnet: Konservative Exklusion (dieser Typus hat eine kulturelle und funktionale Ablehnung von Frauen qua Geschlecht), Emanzipierte Grundhaltung (dieser Typus geht davon aus, dass Frauen chancenlos gegen die männlichen Machtrituale seien) und Radikaler Individualismus (für diesen Typus spielt Geschlecht keine Rolle, aber es gebe nicht genügend Frauen, die authentisch und flexibel genug dafür seien). „Gerade in der Summe und im Zusammenwirken funktionieren diese, zum Teil gegensätzlichen, Mentalitäten als mehrdimensionale und miteinander verschränkte Sperren gegen Frauen“, so das Ergebnis von Prof. Dr. Wippermann. Als Elemente eines Systems würden sie eine mehrfach gesicherte soziale Schließfunktion mit sehr selektiver Durchlässigkeit erzeugen.
Ein weiterer Grund, warum Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für die Zuhörerinnen wenig überraschend waren die Zahlen zu „Erledigung von Aufgaben im Haushalt - Frauen und Männer in Führungspositionen“. Bei einer Befragung von Männern in mittleren Führungspositionen ist das Ergebnis, dass ihre Frau die meisten Arbeiten im Haushalt erledige. Frauen, die ebenfalls in einer mittleren Führungsposition tätig waren, erledigten diese Arbeiten noch zusätzlich zum Job. Und sobald ein Kind ins Spiel kommt, setze eine Retraditionalisierung der Geschlechterrollen ein. So die Studie.
Nach Prof. Dr. Carsten Wippermanns Vortrag diskutierten Prof. Dr. Andrea Klug, Präsidentin der OTH Amberg-Weiden, Claudia Wildenauer-Fischer, Bereichsleiterin der Agentur für Arbeit Weiden, Stefan Rank, Vizepräsident des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz, Maria Rupprecht von der Buchhandlung Rupprecht und Kristin Pensold, Medientechnikstudentin an der OTH Amberg-Weiden. Dabei wurde deutlich: Junge Frauen sind inzwischen selbstbewusster, müssen sich aber noch mehr trauen, Grenzen zu überschreiten. Der Soziologe Wippermann gab den Studierenden noch folgenden Rat mit auf den Weg: Seien sie sichtbar und weniger selbstkritisch wenn es um Bewerbungen und Beförderungen geht. „Springen Sie einfach mal!“
Organisiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Christiane Hellbach, Vizepräsidentin und Frauenbeauftragte der OTH Amberg-Weiden, Özlem Ajazaj-Tangobay vom Zentrum für Gender und Diversity der OTH Amberg-Weiden, Johanna Hauer, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Neustadt/WN, Monika Langner, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weiden, Margot Salfetter, Beauftragte für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Weiden, und Roswitha Ruidisch, Projektleiterin Zukunftscoach der Stadt Weiden.