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ZLS trifft Paralympics: Medaillengewinner testet seine Grenzen

Paralympics-Sieger David Kratochvíl findet im ZLS der OTH Amberg-Weiden heraus, wie er seine sportliche Leistung weiter verbessern kann
Paralympics-Sieger David Kratochvíl findet im ZLS der OTH Amberg-Weiden heraus, wie er seine sportliche Leistung weiter verbessern kann

Er hat Bronze, Silber und Gold in Paris gewonnen. Er ist Schwimmer. Er ist erst siebzehn Jahre alt. Er ist blind. Und kürzlich kam er ins Zentrum für Leistungsdiagnostik und Sportmedizin (ZLS) der OTH Amberg-Weiden in Weiden, um herauszufinden, wie er in Zukunft ein noch besserer Sportler werden kann.

Paralympics-Sieger David Kratochvíl findet im ZLS der OTH Amberg-Weiden heraus, wie er seine sportliche Leistung weiter verbessern kann
Paralympics-Sieger David Kratochvíl findet im ZLS der OTH Amberg-Weiden heraus, wie er seine sportliche Leistung weiter verbessern kann

Als David Kratochvíl die Räume des ZLS betritt, erwarten ihn bereits eine Reihe gespannter Gesichter. Darunter auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Clemens Bulitta, der sich aus zwei Gründen besonders über den tschechischen Gast freut: Zum einen legt die Hochschule einen Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit und den Austausch mit Ländern aus Mittel- und Osteuropa. Zum anderen ist er selbst begeisterter Hobbyschwimmer und hat die Wettkämpfe bei Olympia verfolgt.

Auch Prof. Dr. Christian Schmidkonz, Leiter des ZLS, und Christian Wolf, Geschäftsführer des Kooperationspartners hohpe GmbH, freuen sich über den besonderen Besuch. Sie begleiten den Schwimmer bei der Leistungsdiagnostik. „Wir beginnen mit einer Körperanalyse. Dann geht es auf das Fahrrad“, erklärte Schmidkonz den Ablauf. „Dort analysieren wir die Sauerstoffaufnahme und wie fit du bist. Am Ende besprechen wir alle Werte und können dir sagen, an welchen Stellschrauben du noch drehen kannst.“

Kämpfernatur trotz Schicksalsschlag

Seine Eltern Stanislava und Jiří sind immer an seiner Seite. Sie sind seine Trainer, Betreuer und seine größten Fans. Beide sind dankbar für die Möglichkeiten, die die OTH Amberg-Weiden ihrem Sohn bietet. Sein großer Erfolg und die damit verbundenen Perspektiven übersteigen bei weitem ihre Vorstellungen. Eigentlich hatten sie gelernt, bescheiden mit ihren Hoffnungen zu sein.

Als ihr Sohn David als Kleinkind an Krebs erkrankte, war ihr einziger Wunsch, dass er überlebt und ein glückliches Leben führen kann. Als er ein Jahr alt war, verlor er ein Auge. Mit sechs Jahren erblindet er vollständig. Jahrelang muss der kleine Junge langwierige und kräftezehrende Behandlungen über sich ergehen lassen. Schon damals zeigte sich seine Kämpfernatur.

Eine Eigenschaft, mit der Kratochvíl auch danach alle Erwartungen übertraf und bereits in jungen Jahren zu einem der Besten seines Sports wurde. Bereits mit 13 Jahren hätte er an den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen können, doch er ließ einem 58-Jährigen den Vortritt, für den es die letzte Chance auf eine Olympiateilnahme war. Seine eigene Olympiakarriere beginnt der heute 17-Jährige also 2024 und kehrt mit einer kompletten Medaillensammlung aus Paris zurück.

ZLS mit Olympiastützpunkten vergleichbar

Die soll der 17-Jährige erst einmal zeigen, bevor der Leistungstest beginnt. „Wir haben schon viele Prominente bei uns testen dürfen“, sagt Schmidkonz, „aber ein dreifacher Paralympics-Sieger war noch nicht dabei.“ Bisher kamen vor allem Triathleten, Eishockeyspieler, Fußballer und Hobbysportler ins ZLS, das mit einer Ausstattung wie an Olympiastandorten Profi- und Freizeitsportler aus der ganzen Region anzieht. „Unser Anspruch ist es, allen, die zu uns kommen – egal ob Leistungs- oder Hobbysportler – individuelle und für sie passende Möglichkeiten aufzuzeigen, ein möglichst gesundes und langes Leben zu führen“, beschreibt Schmidkonz das Angebot des ZLS.

Das gelte auch für Kratochvíl. Er entdeckte das Testzentrum bei einem Besuch seiner Schulklasse an der OTH Amberg-Weiden. Er fragte Zuzana Verešová, Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums Mittel- und Osteuropa (KOMO), ob er sich testen lassen könne, und sie machte es möglich. Verešová ist auch beim Test dabei und übersetzt für ihn, wenn er bei der Körperfettmessung stillhalten soll, wie er die Maske für den VO2-max-Test tragen muss, was das Display des Fahrrads anzeigt und motiviert ihn, bis an seine Belastungsgrenze zu gehen.

Aussagekräftige Analyse und Trainingsempfehlung

Vor allem Letzteres sei bei der Messung wichtig, erklärt Schmidkonz: „Bei der Spiroergometrie ermitteln wir die Belastbarkeit der Lunge und des Herz-Kreislauf-Systems. Dafür muss man bis an die Grenze der völligen Erschöpfung gehen.“ Für Kratochvíl ist genau das besonders spannend. Leistungstests habe er schon oft gemacht, aber noch nie in dieser Intensität und dementsprechend aussagekräftig über seinen Trainingszustand.

„Der ist gut“, erklärt ihm Wolf bei der anschließenden Auswertung der Ergebnisse. „Aber Verbesserungspotenzial gibt es immer.“ So könne der Schwimmer beispielsweise noch an seiner Rumpfmuskulatur arbeiten. Seine Sauerstoffaufnahme ist überdurchschnittlich gut, allerdings zeigt die Analyse auch, dass er Fettreserven und Kohlenhydrate unterschiedlich stark verstoffwechselt. Gerade wenn er lange Strecken schwimmt, wäre es besser, länger von den Fettreserven und erst später von den Kohlenhydraten zu zehren. „Beim Laufen würde man sagen, nur so schnell, dass man noch reden kann“, beschreibt Wolf, was er am Training ändern würde. „Beim Schwimmen würde ich das so übersetzen, vormittags eine schnelle Einheit und nachmittags nur so schwimmen, dass du nicht untergehst und gefühlt ewig schwimmen kannst.“ 

Kratochvíl nimmt die neuen Erkenntnisse mit nach Hause und überlegt, wie er sie in sein Training integrieren kann. Er und seine Eltern bedanken sich mehrfach für die Möglichkeit der Leistungsanalyse im ZLS. Gut möglich, dass sich daraus eine längerfristige Zusammenarbeit entwickelt und der erfolgreiche Paralympics-Sieger nun öfter an die OTH Amberg-Weiden kommt. „Wir würden uns jedenfalls freuen, ihn auf seinem Weg weiter begleiten zu dürfen und einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, ihn auch für die nächsten Olympischen Spiele fit zu machen“, sind sich Schmidkonz und Wolf einig.

Paralympics-Sieger David Kratochvíl (Mitte) präsentiert seine Medaillen gemeinsam mit Prof. Dr. Christian Schmidkonz, Leiter des ZLS, (links), Christian Wolf von der hohpe GmbH (hinten) und Hochschulpräsident Prof. Dr. Clemens Bulitta
Paralympics-Sieger David Kratochvíl (Mitte) präsentiert seine Medaillen gemeinsam mit Prof. Dr. Christian Schmidkonz, Leiter des ZLS, (links), Christian Wolf von der hohpe GmbH (hinten) und Hochschulpräsident Prof. Dr. Clemens Bulitta
Beim Leistungstest muss Schwimmer David Kratochvíl an seine Grenzen gehen. Unterstützt wird er dabei von seinen Vater und den Wissenschaftlern des ZLS
Beim Leistungstest muss Schwimmer David Kratochvíl an seine Grenzen gehen. Unterstützt wird er dabei von seinen Vater und den Wissenschaftlern des ZLS
Schwimmer David Kratochvíl gewann Gold, Silber und Bronze bei den Paralympics in Paris. Jetzt ließ er sich im ZLS der OTH Amberg-Weiden testen.
Schwimmer David Kratochvíl gewann Gold, Silber und Bronze bei den Paralympics in Paris. Jetzt ließ er sich im ZLS der OTH Amberg-Weiden testen.
Prof. Dr. Christian Schmidkonz und Christian Wolf analysieren die Ergebnisse der Leistungsdiagnostik
Prof. Dr. Christian Schmidkonz und Christian Wolf analysieren die Ergebnisse der Leistungsdiagnostik
Christian Wolf und Prof. Dr. Christian Schmidkonz erklären dem Paralympics-Sieger, wie er sich weiter verbessern kann. Zuzana Verešová übersetzt.
Christian Wolf und Prof. Dr. Christian Schmidkonz erklären dem Paralympics-Sieger, wie er sich weiter verbessern kann. Zuzana Verešová übersetzt.
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