Der Code-Bildhauer: Dr.-Ing. Heiko Zatocil ist neuer Professor in der Fakultät EMI
Wenn man in seiner Vorlesung sitzt, hat man manchmal das Gefühl, als würde man einem Steinmetz zusehen. Denn der setzt seinen Meisterschülern auch keine fertige Skulptur vor, sondern zeigt ihnen, wie sie aus einem rohen Block die Form herausarbeiten können. Heiko Zatocil, seit Juli frischberufener Professor für „Elektrische Antriebe und Leistungselektronik“ an der OTH Amberg-Weiden, braucht statt Hammer und Meißel zwar nur eine Tastatur und einen Rechner, aber ansonsten geht er wie der Kunsthandwerker vor. Er programmiert live. „Bei vollem Risiko“, meint der promovierte Ingenieur scherzhaft. „Natürlich geht auch mal was schief und ich muss den Fehler suchen. Aber ich finde, dass die Studierenden dabei mehr lernen, als wenn ich nur matrix-mäßig einen Code an die Wand beame.“
Prof. Dr.-Ing. Heiko Zatocil studierte Elektrotechnik an der Georg-Simon-Ohm Hochschule in Nürnberg. Nach dem Abschluss an der Fachhochschule hatte Zatocil dann die Chance zur Promotion; Thema: „Geberlose Regelung der Asynchronmaschine mit einem testsignalbasierten Referenzmodell“. Sein Hauptinteresse gilt elektrischen Antrieben. „Mich interessieren schwere Kupferkabel und wo’s brummt“, erklärt er. Obwohl das Brummen der Motoren heutzutage eher unterdrückt werden soll. Denn in sehr vielen Produkten findet sich ein Elektroantrieb und den wünschen sich die Verbraucher möglichst leise. Je nach Anforderung müssen die Antriebe gesteuert und geregelt werden.
Beispielsweise müssen die vielen Elektromotoren in einer modernen Druckmaschine absolut synchron laufen, sonst wird am Ende das Bild in der Zeitung verschwommen gedruckt. Oder wenn das Hybrid-Auto auf den Elektroantrieb umschaltet, muss das Drehmoment überwacht und der Motor entsprechend gesteuert werden. Diese Technik hat Heiko Zatocil in seiner Zeit als Ingenieur bei Siemens für die Fahrzeuge eines namhaften europäischen Autobauers entwickelt. Zweimal durfte er auch die Siemens-interne Auszeichnung für besonders erfolgversprechende Erfindungen mit nach Hause nehmen.
An der OTH Amberg-Weiden lehrt der gebürtige Nürnberger nun an der Fakultät Elektrotechnik, Medien und Informatik unter anderem modellbasierte Softwareentwicklung mit Matlab, Simulink, Stateflow. Dabei geht es um die Erstellung virtueller Prototypen. Unternehmen können also am digitalen Modell prüfen, ob eine Entwicklung funktionieret und müssen nicht eine teure Versuchsanlage bauen. Aus dem programmierten Modell wird dann direkt ein Softwarecode generiert. Und genau diese Programmierarbeit ist es, die Zatocil in der Vorlesung vorführt und erklärt. Klar, da kann immer mal was schiefgehen. Aber immerhin läuft der neue Professor nicht Gefahr, sich mit einem Hammer auf den Daumen zu hauen.