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Erster Kaminabend Pflege: OTH Amberg Weiden und Bayerisches Landesamt für Pflege diskutieren zur Zukunft der Pflege

Clemens Bulitta
Prof. Dr. Clemens Bulitta, Präsident der OTH Amberg-Weiden, begrüßte die Gäste zum ersten gemeinsamen Kaminabend Pflege der OTH Amberg-Weiden und des Bayerischen Landesamts für Pflege

Wie lassen sich die Herausforderungen der Pflege in der Zukunft meistern? Welche Rahmenbedingungen müssen dafür geschaffen werden und welche Besonderheiten gilt es, gerade im ländlichen Raum zu beachten? Mit welchen Ansätzen in Beratung, Unterstützung, Betreuung und Pflege lässt sich die Lebensqualität älterer Menschen und auch ihrer pflegenden Angehörigen sicherstellen? Wie kann professionelle Pflege mit bürgerschaftlichem Engagement verzahnt werden und wie lassen sich die Möglichkeiten der Digitalisierung möglichst zielgerichtet nutzen? Diese und weitere Fragen wurden beim ersten gemeinsamen Kaminabend „Zukunft Pflege – Sorgende Gemeinschaften als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ des Bayerischen Landesamts für Pflege und der OTH Amberg-Weiden diskutiert.

Clemens Bulitta
Prof. Dr. Clemens Bulitta, Präsident der OTH Amberg-Weiden, begrüßte die Gäste zum ersten gemeinsamen Kaminabend Pflege der OTH Amberg-Weiden und des Bayerischen Landesamts für Pflege

Achim Uhl, Leiter des Landesamts für Pflege (LfP), nutzte die Grußworte, um auf die Brisanz des Themas hinzuweisen. „Wir steuern von derzeit 580.000 pflegebedürftige Menschen in Bayern auf eine Million im Jahr 2050 zu. Dass sich dafür die Rahmenbedingungen der pflegerischen Versorgung verändern müssen, ist unstrittig“, betonte er. „Die Versorgungspräferenz der Deutschen liegt dabei auf der Pflege zu Hause, dies deckt sich auch mit den Zahlen in Bayern: so werden heute 77 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause betreut, ein Großteil von An- und Zugehörigen. Somit werde die Bedeutung der Pflege von An- und Zugehörigen, aber auch von ambulanten Pflegediensten zukünftig noch weiter steigen“, so Uhl.

Welche Rolle Digitalisierung in der Zukunft der Pflege einnehmen könnte, zeigte Prof. Dr. Steffen Hamm in seinem Impulsvortrag. Er betonte dabei aber auch, dass dies kein Selbstläufer sei und man diese nicht „einfach hinstellen“ könne. Stattdessen solle man Digitalisierung als Chance sehen, um Versorgungsprozesse, Pflegeansätze und Pflegeinnovationen ganz neu zu denken. Technologie soll dabei nicht ersetzen, sondern entlasten, „damit wieder mehr Zeit für Menschlichkeit bleibt“.

Dr. Michael Schneider, Abteilung 3 für pflegefachliche Aufgaben am Landesamt für Pflege, nutzte seinen Impulsvortrag, um in fünf Minuten fünf Thesen vorzustellen. Von der sich ändernden Nachfrage nach Sorge- und Pflegeleistungen und einem Angebot, dass sich stärker am Bedarf orientiert, hin zur Digitalisierung, die in zwei Thesen Einzug fand: Zum Beispiel, dass digitale Technologien zukünftig mehr als heute Bestandteil des Versorgungsmixes sein werden und das soziotechnische System Pflege verändern werden. Dies sei zugleich die eigentliche Herausforderung, denn obwohl viel entwickelt und erprobt wurde, gibt es kaum marktreife Technologien. „Es ist ganz, ganz selten die technische Innovationshöhe, die Produkte am Markt scheitern lässt, sondern es ist viel mehr die organisatorische und prozessuale Passung“, so Schneider.

„Die Zukunft der Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Der Ansatz zur Lösung heißt Transdisziplinarität“ – damit passt die fünfte und letzte These auch zum Titel der Veranstaltung. Schneider betont dazu, dass alle Akteure, die dieses Problem betrifft, auch letztlich an der Lösung und Ausarbeitung des Problems beteiligt werden müssen und dies gehe zwingend mit Partizipation und Teilhabe einher.

Konkret in die Praxis ging es bei den Vorträgen von Angela Schneider und Dr. David Rester. Die stellvertretende Leiterin des Bayerischen Landesamts für Pflege, Angela Schneider, stellte die Förderrichtlinie „PflegeSoNah“ vor, die dem Wunsch von Pflegebedürftigen nach Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Sicherheit im direkten Wohnumfeld nachkommt. Diese zielt darauf ab, in Bayern eine bedarfsgerechte und flächendeckende, regional ausgerichtete und barrierefreie pflegerische Versorgungsstruktur weiter auszubauen und zu verbessern. Geschaffen werden kann dies zum Beispiel durch die Öffnung vollstationärer Einrichtungen in den sozialen Nahraum oder durch ambulant betreute Wohngemeinschaften, Begegnungsstätten oder andere Einrichtungen.

Wie dies zukünftig aussehen kann, stellte Dr. David Rester von der LUCE-Stiftung vor. Das Modellprojekt ALIA (Akronym für Agil leben im Alter) will Altern anders gestalten. Das Ziel: Demografieresilienz und Modell für kleine sorgende Gemeinden, für Hilfe und Pflege und für künftiges Bauen. Dabei sind Bildungsangebote ein zentraler Baustein. Sichtbar werden wird dies auch auf dem ALIA-Areal, einem im Rahmen der Förderrichtlinie „PflegeSoNah“ geförderten Bauvorhaben mit Wohn-, Begegnungs- und Pflegeangeboten für einen inklusiven Lebensraum in Weiherhammer. ALIA wird getragen von der Innovations- und Verantwortungspartnerschaft aus LUCE Stiftung, dem Verein SEGA e. V. und der Modellgemeinde Weiherhammer.

Die anschließende Diskussionsrunde mit Dr. Bernhard Opolony (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege), Andreas Meier (Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab), Achim Uhl (Bayerisches Landesamt für Pflege), Prof. Dr. Clemens Bulitta (OTH Amberg-Weiden), Dr. David Rester (LUCE Stiftung), Jürgen Spickenreuther (AOK Bayern) und Sandro Galitzdörfer (BRK Kreisverband Weiden und Neustadt/WN) sowie dem interessierten Publikum zeigte nochmals deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Einig waren sich dabei alle Teilnehmenden, dass es nur miteinander gehen werde.

Michael Schneider
Dr. Michael Schneider betonte in seinem Impulsvortrag, dass die Zukunft der Pflege eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung sei und zwingend mit Partizipation und Teilhabe einher gehe
Computer mit Bild der Übertragung
Zahlreiche Gäste nutzten auch die Möglichkeit zur virtuellen Teilnahme
Diskussionsrunde
Bei der Diskussionsrunde herrschte Einigkeit, dass die Herausforderungen der Pflege nur miteinander gelöst werden können
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