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Liebe Leserinnen und Leser,

wir starten nicht nur mit guten Vorsätzen, sondern auch guten Vorträgen in 2023: Das EMI Forum zum Thema „Künstliche Intelligenz in der industriellen Produktion” lieferte den mit spannenden Vorträgen und interessanten Diskussionen den Startschuss in das neue Jahr.
In unseren Interviewreihen stellt sich Prof. Dr. Nierhoff vor und Herr Griehl von umlaut energy gibt einen Einblick in die Bedeutung von KI in der Energiebranche.

Übrigens: Wenn auch Sie einmal den Einsatz von KI in Ihrem Unternehmen vorstellen möchten, schreiben sie uns einfach eine Mail an ikki@oth-aw.de

Viel Spaß beim Lesen!


 

Rückblick auf das EMI-Forum "KI in der industriellen Produktion"

Schlauer produzieren mit KI – vor allem in der industriellen Produktion spielt die Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle und bietet produzierenden Unternehmen vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Daher griff das EMI-Forum am 24. Januar genau dieses Thema auf.
In vier höchst interessanten Vorträgen von Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft drehte sich in der hybriden Abendveranstaltung an der OTH-AW alles um KI in der industriellen Produktion.  Dass an diesem Thema großes Interesse besteht, zeigt die Teilnehmerzahl: Rund 100 Zuhörer, davon etwa die Hälfte in Präsenz, lauschten gespannt und tauschten sich im anschließenden Get-Together untereinander und mit den Referenten aus.

Im Folgenden finden Sie eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Vorträge. Die Aufzeichnung des gesamten Events finden Sie auf unserer Homepage.


Dr. Tilman Becker, Senior Researcher DFKI GmbH und Director of RICAIP: „Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 im verteilten Testbett”

Herr Dr. Becker stellte zunächst das Research and Innovation Centre on Advanced Industrial Production (RICAIP) vor. Bei der deutsch-tschechischen Kooperation handelt es sich um ein EU-Projekt im Bereich KI und Industrie 4.0. Im Rahmen des verteilten Testbeb werden dort unter anderem Multiagent Systeme, Digitale Zwillinge und verteilte Produktionen erforscht.

Herr Dr. Becker identifizierte sozioökonomische Treiber für die Industrie 4.0, wie den vielbeschworenen Fachkräftemangel, eine alternde Bevölkerung aber auch der Trend der Mass-Customization. Anschließend stellte er eine Vision für Industrie 4.0 in 2030 auf, die sich in die Dimensionen Autonomie, Interoperabilität und Nachhaltigkeit aufgliedert.

Ein weiteres Forschungsthema, das mit mehreren internationalen Industriepartnern am RICAIP bearbeitet wird ist die fehlerfreie Fertigung. Dies soll erreicht werden, indem nicht erst am Ende eines Prozesses die Qualitätsprüfung durchgeführt wird, sondern durch die unmittelbare Fehlererkennung und -korrektur mittels KI.


Dr. Christian Heining, Chief Innovation Officer up2parts GmbH: „KI SaaS Anwendungen in der Industrie: Chancen und Herausforderungen

Herr Dr. Heining teilte seine Praxiserfahrungen und -wissen zu KI-Anwendungen „as a Service” in der Industrie. Das Abo-Vertriebsmodell Software as a Service (SaaS) bietet einige Syergien zu KI-Anwendungen, wie beispielsweise die einfache Möglichkeit kontinuierliche Updates einzuspielen.

Herr Dr. Heining machte zunächst die Unterschiede zwischen „Konsumenten KI” und „Industrieller KI” klar. Bei letzterer werden lokal generierte, heterogene Datenquellen verarbeitet und es ist zusätzlich Fach- und Domänenwissen über das Produktionsumfeld nötig. Dann stellte er die Zutaten einer KI SaaS Lösung vor, darunter Flexibilität, Nutzen von Expertenwissen und eine einfache Anbindung an lokale Datenquellen.

Er präsentierte einen Anwendungsfall, der von up2parts bearbeitet wird: Die Vorhersage von Preis und Liefertermin für eine Kundenanfrage. Herr Dr. Heining ging auf die Probleme des konkreten Anwendungsfalles ein und schloss mit einer Gegenüberstellung von Herausforderungen und Chancen für KI SaaS in der industriellen Produktion.


Dr. Martin Obermeier, Innovation Manager for Artificial Intelligence Krones AG: „Model-based systems engineering meets AI – Synergien und Herausforderungen”

Herr Dr. Obermeier stellte zunächst die Leistungsportfolio der Krones AG vor. Dabei ergeben sich einige Herausforderungen, da die Aufträge meistens sehr komplex sind, sie eine hohe Varianz aufweisen und die einzelne Komponenten unterschiedlichen Innovations- und Produktzyklen folgen. Daher ist es wichtig, für Produkte und Prozesse ein gutes Komplexitäts- und Wissensmanagement zu haben.

Dabei kann Model-based systems engineering (MBSE) helfen, indem es funktionale und strukturelle Elemente trennt und abstrahiert.
Dies kombiniert Krones mit wissensbasierter KI für die Schwerpunkte Planung, Konfiguration und Optimierung.

Die Unterschiede zwischen traditioneller Software und wissensbasierter KI (Logic Programming) veranschaulichte Herr Dr. Obermeier eindrücklich anhand der Routenplanung zwischen München und Berlin.

Das Ziel sind KI Systeme die sowohl Domänen- und Prozesswissen als auch operative Daten semantisch integrieren. Die Vorteile darin liegen unter anderem in dem so möglichen Varianten- und Komplexitätsmanagement, aber auch der Transparenz der wissensbasierten KI, was z.B. für Haftungsfragen relevant ist.


Philipp Olenberg, Head of Artificial Intelligence Krones AG: „MLOps – Motivation and Best Practices”

Herr Olenberg erklärte einführend den Begriff MLOps und dessen Ursprünge im DevOps. Denn das tatsächliche Modell und dessen Code sind nur ein kleiner Teil eines fertigen, produktiven KI-Systems. Daneben benötigt man Konfiguration, Verarbeitung von Daten, Hardware Ressourcen Manangement, eine Deployment Infrastruktur und Analyse und Monitoring.

Der Machine Learning Workflow besteht also grob aus drei Disziplinen: Dem Data Engineering, Machine Learning Model Engineering und dem Code Engineering.

Anschließend stellte Herr Olenberg seine Praxiserfahrung in Form von umfassenden MLOps Best Practices dar. Dabei ging er auf sechs spezifische und zwei allgemeine Prinzipien ein, die er jeweils aus den drei oben genannten Perspektiven betrachtete. Zu den Prinzipien zählen unter anderem das Testen, die Automatisierung, das Monitoring und die Reproduzierbarkeit. Beispielsweise muss überwacht werden, ob die Performance des Modells mit der Zeit abnimmt, weil sich die Produktionsumgebung geändert hat.


 

Interview mit Prof. Dr. Nierhoff

Nachstehend finden Sie einen Auszug aus dem Interview mit Herrn Prof. Dr. Thomas Nierhoff. Das ganze Interview finden Sie auf unserer IKKI-Website.


Wie sieht ihr Werdegang aus und wie kamen Sie dazu, mit KI zu arbeiten?

Längere Geschichte, ich bin eigentlich „Robotiker“ mit Elektrotechnikhintergrund und war nach meiner Promotion mehrere Jahre bei Bosch tätig, zuerst im Bereich vollautomatisierte Parksysteme und zuletzt für die weltweite Weiterbildung der Mitarbeiter im Bereich maschinelles Lernen. Parallel zum Job bzw. zwischen meinen zwei Stationen bei Bosch habe ich auch noch Mathematik und Informatik studiert. KI hat mich schon immer fasziniert, zum Glück ist man in der Robotik recht nah dran, weshalb es ein fließender Übergang war.


Mit welchen Arten von KI beschäftigen Sie sich?

Zuletzt viel mit explainable AI. Das betrifft alle Arten von KI, bei denen man als Mensch nachvollziehen will wieso die KI zu ihrem Ergebnis gekommen ist. Das Ganze wird insbesondere im Kontext des autonomen Fahrens und der Medizin immer wichtiger: Stellen Sie sich vor, eine KI sagt Ihnen nach Analyse eines MRT Scans, dass Sie einen Tumor haben. Dann wollen Sie schon wissen, basierend auf welchen Informationen die KI zu der Schlussfolgerung kam.


Welche konkreten Anwendungsfälle von KI finden sie am beeindruckendsten?

Ist zwar schon zwei Jahre alt, aber die Proteinfaltung durch AlphaFold fasziniert mich immer noch. Jahrzehntelang tüfteln Biologen an Lösungen und kommen nicht voran. Und plötzlich nehmen sich (überspitzt formuliert) ein paar KI-Experten ohne Vorkenntnisse in der Proteinfaltung des Problems an und lösen es in ein paar Jahren.


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Interview mit Herrn Griehl von umlaut energy

Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus dem Interview mit Herrn Griehl von umlaut energy. Das ganze Interview finden Sie auf unserer IKKI-Website.


Welche Dienstleistungen bietet umlaut energy an?

Wir fangen wirklich von ganz vorne an, indem wir zunächst KI-Use-Cases identifizieren. Diese werden dann zu einer Strategie ausgearbeitet und ein Prototyp angefertigt. Wenn es vom Kunden so gewünscht ist, können wir auch den Go-Live betreuen, also die Modelle produktiv setzen.

Als Hauptanwendungsfälle haben sich Projekte zu diversen Prognosen, z.B. von Stromerzeugung und -verbrauch herausgestellt. Aber auch die Vorhersage von Preisen an der Strombörse oder ungewöhnlich hohen Flusspegelständen, die für Ausfälle elektrischer Anlagen verantwortlich seien können, sind relevante Aufgaben von KI.

Ein weiteres wichtiges Thema ist Predictive Maintenance. [...]


Welche Bedeutung spielt KI für die Energiewirtschaft?

Das Thema Dekarbonisierung des Energiesystems, also die Energiewende, ist hochaktuell. Natürlich ergibt sich bei den erneuerbaren Energien das altbekannte Problem, dass diese nicht immer verfügbar sind, sondern starken Schwankungen unterliegen. [...]
Gleichzeitig nutzen auch immer mehr Menschen Elektromobilität und, Stichwort Sektorkopplung, auch immer mehr Wärme wird über Strom erzeugt. [...]
Wir haben also nicht nur auf der Erzeugungsseite, sondern auch auf der Verbrauchsseite stark schwankende Profile. Das führt zu ganz neuen Problemen, die es zu bewältigen gilt.
Genau dafür ist aus unserer Sicht die KI absolut notwendig, weil es in Zukunft um sehr komplexe Systeme und sehr große Datenmengen gehen wird.


Welchen Mehrwert bietet die KI für den Anwender?

Der größte Mehrwert ist klar die gesteigerte Kosteneffizienz. Das reicht von effizienterer Wartung von Anlagen bis zur geschickteren Steuerung von Stromverbräuchen, so dass die Kosten für den Endkunden sinken und die für das Netz systemdienlichen Leistungen erbracht werden können.
[...]
Oft starten wir mit kleineren Projekten. Diese bringen dann zusätzlich den Mehrwert, dass überhaupt einmal KI in die Unternehmensprozesse integriert wird und Erfahrungen mit derartigen Projekten gesammelt wird. Denn am Ende muss auf die Modellprognosen immer noch reagiert werden. [...]


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Vielen Dank für’s Lesen!