Zum Hauptinhalt springen

5G4Healthcare: OTH Amberg-Weiden startet Modell-Projekt

| Sonja Wiesel | 
Gruppenfoto
Landrat Andreas Meier, Prof. Dr. Steffen Hamm, Präsidentin Prof. Dr. Andrea Klug, Dr. Thomas Egginger, Ärztlicher Direktor Kliniken Nordoberpfalz AG und Prof. Dr. Clemens Bulitta

Telechirurgie, Video-Sprechstunden oder EKG-Echtzeitübertragung aus dem Rettungswagen: Der neue Mobilfunkstandard 5G führt auf der Überholspur in die Gesundheitsversorgung der Zukunft – und die OTH Amberg-Weiden fährt vorne weg. Mit „5G4Healthcare“ lotet die Hochschule aus, wie PatientInnen im ländlichen Raum von der 5G-Technologie profitieren. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert das Projekt mit rund 8,5 Millionen Euro.

Gruppenfoto
Landrat Andreas Meier, Prof. Dr. Steffen Hamm, Präsidentin Prof. Dr. Andrea Klug, Dr. Thomas Egginger, Ärztlicher Direktor Kliniken Nordoberpfalz AG und Prof. Dr. Clemens Bulitta

Bei der Projektvorstellung am 18. November 2019 an der OTH Amberg-Weiden am Campus Weiden präsentierten Prof. Dr. Andrea Klug, Präsidentin der OTH Amberg-Weiden, Prof. Dr. Clemens Bulitta und Prof. Dr. Steffen Hamm, „5G4Healthcare“. Mit dabei waren Dr. Thomas Egginger, Ärztlicher Direktor Kliniken Nordoberpfalz AG, und Andreas Meier, Landrat Neustadt a.d. Waldnaab, die beide das Projekt unterstützen.

„Wir arbeiten an Konzepten für die Region und für die Menschen in der Region“, sagt Prof. Dr. Andrea Klug. „Das gilt besonders für 5G4Healthcare. Mit dem Projekt finden wir innovative Lösungen, um die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen. Das ist gut für die Patientinnen und Patienten vor Ort – und die gesamte nördliche Oberpfalz. Denn eine hochwertige Gesundheitsversorgung macht unsere Region attraktiv und zukunftsfähig.“

5G im Einsatz: Potentiale für die Gesundheitsversorgung

Die Herausforderungen im ländlichen Raum sind bekannt: Überalterung der Gesellschaft und Fachkräftemangel werden zu Engpässen in der Gesundheitsversorgung führen. Digitale Lösungen und Konzepte könnten das ändern. Dabei kommt dem Mobilfunkstandard 5G eine Schlüsselrolle zu. „5G ist schneller, stabiler und zuverlässiger“, sagt Prof. Dr. Clemens Bulitta, der das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Steffen Hamm leitet. „Es verspricht die Übertragung hoher Datenmengen in Echtzeit. Damit bildet 5G die Grundlage für innovative medizinische Dienste.“

So könnten sich ÄrztInnen über große räumliche Distanzen hinweg beraten – medizinische Bilder und Daten werden dabei in Echtzeit übertragen. PatientInnen könnten zukünftig von Teleoperationen profitieren: OperateurInnen verfolgen die OP über hochauflösende Videosysteme, während sie Skalpell und Tupfer mit Roboterarmen fernsteuern. Voraussetzung dafür ist eine störungsfreie 5G-Übertragung ohne Verzögerungen. „In der Notfallversorgung wird 5G Leben retten“, sagt Prof. Dr. Clemens Bulitta. „Die Notärztin oder der Notarzt kann schon im Rettungswagen auf die elektronische Patientenakte zugreifen und die Patientin oder den Patienten passgenau versorgen.“

Forschung konkret: Häusliche Pflege und Integrierte Versorgung

Die Projektleiter haben zwei konkrete Einsatzfelder definiert: häusliche Pflege und integrierte Versorgung. Anhand fiktiver Patientenprofile wird überprüft, welchen Mehrwert das 5G-Netz in der Gesundheitsversorgung hat. Ein Beispiel: Die alleinstehende, 81-jährige Edith leidet unter Bluthochdruck und Diabetes. Sie wohnt in ländlicher Umgebung ohne Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr. Wie kann sie von Telemedizin oder Blutzuckermessung durch Sensorik profitieren? Ein weiterer Anwendungsfall: Jürgen, der 54-jährige Familienvater, leidet unter fortgeschrittener Arthrose im Knie – ein künstliches Kniegelenk ist unausweichlich. Wie viel Zeit spart er sich mit einer digitalen Anamnese per Tablet? Ist eine Patienten-App während seines Aufenthalts in der Klinik sinnvoll? Diese und viele weitere Szenarien werden in Living Labs durchgespielt und überprüft.

„Wir richten an vier Standorten der Kliniken Nordoberpfalz AG Living Labs ein, in Weiden, Eschenbach, Neustadt und Vohenstrauß“, sagt Prof. Dr. Steffen Hamm. „An diesen Orten haben wir das Know-how und die Infrastruktur, um die verschiedenen Patienten-Szenarien zu untersuchen. Unser Augenmerk liegt dabei auf der Frage: Wie lässt sich mit 5G die Gesundheitsversorgung effizienter und effektiver gestalten? Aus den Ergebnissen entwickeln wir innovative Lösungen für unsere Region, die als Blaupause für einen bundesweiten Einsatz dienen werden.“

5G4Healthcare beginnt ab sofort und läuft bis 31. Dezember 2022. Das Projekt ist an der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen angesiedelt, bindet aber die Kompetenzen der anderen Fakultäten der OTH Amberg-Weiden mit ein, unter anderem in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Informatik und Digitalisierung. Darüber hinaus wird es von der Kliniken Nordoberpfalz AG sowie weiteren Partnern aus der regionalen Gesundheitsversorgung und Wirtschaft unterstützt. Insgesamt werden 18 neue Fachkräfte im Rahmen des Projekts eingestellt.

5G4Healthcare ist eines von sechs Forschungsprojekten, die im Rahmen des 5G-Innovationsprogramms des Bundesverkehrsministeriums gefördert werden.

Zurück