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Beiträge unserer „Zugvögel“

你好!

Erste Eindruecke aus China

Hallo liebe Blog-Leser, ich bin Lukas, Student der Betriebswirtschaft im 6. Semester und bin bereits seit gut 6 Wochen in China, um mein Praxissemester bei der BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA) abzuleisten. Ich werde euch in den naechsten Monaten von meinen Erfahrungen sowohl aus dem taeglichen als auch dem Arbeitsleben berichten.

Anreise und die ersten Tage

Vor meiner Anreise am 25. Februar wusste ich ehrlich gesagt nicht wirklich was mich erwarten wird. Ich hatte zuvor noch nie einen Fuss auf den asiatischen Kontinent gesetzt und keinerlei Kontakt mit Chinesen (spreche bis dato auch kaum die chinesische Sprache). Die Anreise wurde deshalb von etwas Aufregung, was mich bald erwarten wird, begleitet. Als ich dann am Flughafen sass und um mich kaum Europaer zu sehen waren, war mir klar, dass ich bereits frueher als erwartet der 老外 (lǎowài = Auslaender) bin... Dieses Wort hoerte ich in den bereits vergangenen sechs Wochen schon zur Genuege... So war es wenig ueberraschend, dass im 10-Stuendigen Flug eine Chinesin neben mir sass. Mit ihr hab ich mich gut unterhalten. Sie war ebenfalls Studentin und kehrte gerade von einer Europa-Rundreise in ihre Heimat zurueck. Viele Chinesen hatten zu dieser Zeit Urlaub, da das Chinesische Neujahr gefeiert wurde. Leider habe ich es ganz knapp verpasst, von Feuerwerken jedoch wurde ich nicht verschont, da Raketen bis zum Lantern-Festival (15. Tag im ersten Monat nach Chinese New Year) am 05. Maerz geschossen werden. Zurueck zur Anreise: Vom Flughafen wurden ich und zwei andere Interns, die auch gerade angekommen sind von Hughy, einen Mitarbeiter von der Wohnungsagentur wie ausgemacht abgholt und zu unseren Appartments gefahren. Fahrzeug war ein alter kleiner Minibus mit recht stylischen Sitzbezuegen ;)

Auf der Fahrt lernte ich auch gleich meinen Mitbewohner Max kennen. Wir teilen uns unsere doch sehr geraumige Wohnung fuer die naechste Zeit. Am Abend haben wollten wir dann gleich mal das chinesische Bier testen, und haben uns ein Tsingtao besorgt. Erster Eindruck war gar nicht mal so schlecht. Klar chinesisches Bier ist kein bayerisches, aber es geht auch schlimmer. Ueberrascht war ich jedoch, als ich einen Blick auf das Etikett warf und das Bier gerade einmal läppische 3% Alkoholgehalt hatte!! Die naechsten Tage erkundete ich gemeinsam mit ein paar anderen Interns die Stadt. Viel Attraktionen gibt es nicht, dafuer aber reichlich Einkaufsstrassen und Malls. Einer davon ist der Wu-Ai-Market, der groesste Einkaufsmarkt im Nordosten Chinas. Die meisten Interns kamen auch kurz vor oder nach mir an, sodass am ersten Wochenende ein gemeinsames Essen organisiert wurde. Es machten sich ca. 40 Personen zum Korean BBQ und einigen Bier auf. Mittlerweile sind wir ca. 50 International Interns, die mehr oder weniger alle 6 Monate hier verbringen. Die meisten sind allerdings Deutsche.

Der erste Arbeitstag
Wie bei BMW in Deutschland fahren Mitarbeiter mit dem Bus zur Arbeit. Leider bin ich ausser einem deutschen Praktikanten von BMW China, der einzige international Intern im Werk, so hielt ich mich am ersten Tag an ihn, da er bereits zwei Wochen gearbeitet hat. Die Busfahrt dauert ca. 50 Minuten. Arbeitsbeginn ist um 8:30, der Bus jedoch ist meistens um 08:05 Uhr am Werk, damit die Mitarbeiter in der Kantine noch fruehstuecken koennen. Zu Arbeitsbeginn, durfte ich erstmal die Runde machen und mich in meiner Abteilung vorstellen. Meine kurze "Rede" wurde applaudiert, was mich etwas verlegen wirken lies. Nichtsdestotrotz haben mich meine chinesischen Kollegen alle herzlich willkommen geheissen und mir einen guten Start sowie eine erfolgreiche Zusammenarbeit gewuenscht. Gekleidet mit der einheitlichen Mitarbeiterjacke wurde mir anschliessend noch eine kleine persoenliche Werkstour von einem deutschen Mitarbeiter gegeben, wo ich mir einen ersten Ueberblick verschaffen konnte.

Die folgenden Wochen
Sie waren gepraegt von Montag bis Freitag 11 Stunden ausser Haus zu sein, dann gemeinsam mit ein paar Interns zu kochen und dann wieder schlafen zu gehen. Am Wochenende hingegen war immer was geboten. Es gibt diverse Bars, wo sich die wenigen Deutschen und anderen Auslaender in Shenyang tummeln. Da werden dann schon mal Ballermann-Hits oder auch mal Lieder von den Boehsen Onkelz gespielt! Feiern in China ist jedoch sehr anders als in Deutschland. Hier gehen die Leute bereits zwischen 8 und 9 in Bars und eventuell anschliessend noch in Clubs. Die wenigen richtigen Bars die es so gibt, schliessen meist spaetestens um 2. Es kommt auch mal vor, dass man bereits frueher rausgekehrt wird, wenn sonst nichts mehr los ist. Da die deutschen Praktikanten aber was anderes gewohnt sind, machen sie sich nach ein paar Pitchern Bier, welches standesgemaess aus den kleinen aus China bekannten Glaesern auf "Ex" (gānbēi) getrunken wird auf den Weg in die Clubs, um dort den Abend ausklingen zu lassen. Am Wochenende habe ich auch kleine Unternehmungen zu den vielen Einkaufsstrassen, wie zum Beispiel der "San Hao", einen Elektronikartikel-Markt, oder mit einem Freund zum Schneider unternommen.

Erste Reise
Meine erste Reise unternahm ich am Wochenende des Qingming Festivals, welches in China jedes Jahr am 4. oder 5. April gefeiert wird, da wir Montag noch Urlaub hatten und somit das lange Wochenende sinnvoll nutzen wollten. (In Deutschland war es dieses Jahr das Osterwochenende) Carsten und ich machten uns also am 3. April mit dem Nachtzug auf den Weg nach Beijing, was ca. 700 km von Shenyang entfernt ist. Bepackt mit unseren Rucksaecken machten wir uns direkt von der Arbeit aus mit Taxi zur Metro auf, um mit dieser zum Nordbahnhof zu fahren. Beinahe haetten wir unseren Zug verpasst, da unser bestelltes Taxi nicht da war und wir ein neues organisieren mussten und anschliessend noch 20 Stationen mit der Metro zurueckzulegen hatten. So ging die Rechnerei los, ob wir es noch rechtzeitig schafften. Frueher am Bahnhof angekommen als gedacht hetzten wir trotzdem los, schliesslich duerfen eine Fertigsuppe zum aufbruehen und ein paar Bier nicht fehlen!! Etliche Kontrollen und im Gehen schlafende Chinesen konnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr brauchen, waren jedoch nicht zu vermeiden.. Kurz vor Abfahrt waren wir dann Gott sei Dank am Steig und konnten unsere Betten im Schlafwagen suchen. Die fast 8-stuendige Fahrt konnte also beginnen!

Nach ein paar Bier noch schnell die Suppe essen und dann noch zwei, drei Stunden schlafen, bevor der Zug dann zu einer hoechst unguenstigen Zeit um halb 3 Nachts in Peking ankommt. (Alle anderen, besseren Zuege waren schon ausgebucht...) Angekommen in Peking, war die Kunst mitten in der Nacht einen Taxifahrer zu finden der uns nicht uebers Ohr haut. Jeder wollte einen Pauschalpreis der ueber dem vom Taxometer berechneten Preis liegen wuerde. Aber wir hatten keine andere Wahl, als zu verhandeln und schliesslich einzuwilligen. Wie aus Shenyang bereits gewohnt, kennt der Taxifahrer wieder einmal die Adresse nicht, sagt dies aber erst nachdem wir eingestiegen und losgefahren sind. Kurzum, er machte uns in unserer Muedigkeit weis, dass wir an unserem Ziel angekommen sind und verlangte auf einmal den ausgemachten Preis pro Nase!! Aber so leicht kann er die lǎowài's nicht abzocken.. Das der Ausstiegspunkt nicht das gewuenschte Ziel war, bemerkten wir leider erst, als das Taxi sich schon wieder aus dem Staub gemacht hat und wir einen Wachmann fragten, wo wir denn eigentlich sind. Also naechstes Taxi nehmen.. Gluecklichweise kamen wir an fanden wir dann noch ein "normales" Taxi der uns in unsere Hotel gebracht hat. Gewohnt haben wir im Studentenviertel Haidian, um auch mal das Nachtleben von Beijing kennen zu lernen :) Am ersten Tag (Samstag) stand dann der Tian'anmen (Platz des Himmlichen Friedens), die dahinter liegende Forbidden City und der noch noerdlicher liegende Jingshan-Park, von dessen Huegel aus man die Verbotene Stadt noch einmal ueberblicken kann.

Am Abend bei einem Pitcher Bier beschlossen wir, am Ostersonntag dann einen Abschnitt der Mauer zu laufen. Der Touristenabschnitt Badaling war von Anfang an kein Thema. Wir wollten lieber einen weniger belaufenen, aber trotzdem schoenen Abschnitt begehen, so entschieden wir uns fuer Huanghuacheng, ca. 65 km von Beijing entfernt. In der Frueh gings los mit dem Bus und anschliessend mit einem privaten Minibus. Die Minibusfahrerin, wie sich herausstellte, kannte diesen Abschnitt nicht und fuhr einfach mal los und fragte sich durch Menschen am Strassenrand durch. Vermutlich war sie auch noch Analphabetin, da wir mehrmals Schilder unseres Zielortes und der dort laufenden Mauer sehen konnten. Jedenfalls hat sie sich mit dem ausgehandelten Preis fuer die Fahrt verkalkuliert ;) Der Abschnitt verlief um einen Stausee und war doch recht huegelig. Hier ein paar schoene Eindruecke!

Am Montag, war dann der Plan erstmal auszuschlafen und vom stressigen Vortag zu erholen um spaeter noch ein bisschen die Stadt zu erkunden, bevor auch schon wieder der Zug nach Shenyang abfuhr. Ungluecklicherweise musste ich meinen Kollegen zuruecklassen, da er sein Ticket verloren hat und wir zu spaet am Schalter waren, um einfach ein neues austellen zu lassen (man muss Zugtickets immer mit dem Ausweis buchen). So hatte er noch eine aufregende Nacht im Bummelzug (mehr als 12 Stunden Fahrt fuer 700 km). Hier kam es auch mal vor, dass sich seine Sitznachbarn schlafend auf seinen Beinen breit gemacht haben.

Wettermaessig war es das erste wirklich schoene und smogfreie Wochenende seit meiner Ankunft. Da es die Tage zuvor geregnet hat, bluehte in Peking und Umgebung schon einiges. Ein bisher total unbekanntes und kaum vorstellbares Bild, da die Temperaturen in Shenyang meistens, teilweise sogar stark unter 0 Grad Celsius waren, und der Smog das taegliche Bild praegte.

Der Sommer steht mittlerweile schon vor der Tuer! Oftmals hat es ueber 20 Grad und Sonnenschein!

Kommende Woche habe ich endlich Sprachkurs! Ohne die Landessprache kann man sich sehr schlecht oder kaum verstaendigen hier! Deshalb bin ich sehr froh, dass ich jetzt die Baiscs fuer Alltagssituationen lerne!

Schoene Gruesse aus Shenyang!

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