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Beiträge unserer „Zugvögel“

Das Fest der Lichter

Ich beim „Arbeiten“
Ich beim „Arbeiten“

Es sind nun 1 1/2 Monate vergangen und ich muss sagen, ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so schnell an alles gewöhnen würde. Ich lerne immer mehr herzensgute Leute kennen und bekomme immer mehr Einblick in das Leben hier in diesem Teil des Landes. Auch mein Praxissemester wird immer besser. Es wird nun mehr versucht, auf mich einzugehen. Nachdem ich zu Anfang Experimente gemacht und diese ausgewertet habe, bearbeite ich nun kleinere Projekte. In diesen analysiere ich zum Beispiel die Winddaten einer Wetterstation, um den möglichen Energieertrag zu bestimmen.

Ich beim „Arbeiten“
Ich beim „Arbeiten“

Aber nun genug von dem schulischen Zeug und hin zu Kultur und dem in der Überschrift angeteaserten Fest Diwali. Es ist hier mit das wichtigste Fest für die Hindus in der Region. Ich könnte euch hier die ganze Geschichte dahinter erzählen, aber das würde zu weit führen und ich würde wahrscheinlich vieles falsch erzählen. Deshalb die Kurzform:

Der Gott Rama wird von seinem Vater, der König war, für 14 Jahre ins Exil geschickt. Dieser hatte es seiner zweiten Frau versprochen, damit nicht Rama, sondern sein jüngerer Bruder König wird. Rama war viel beliebter beim Volk und auch der Vater mochte ihn, doch in ihrer Kultur muss man ein Versprechen bis in den Tod versuchen umzusetzen. Rama ging danach in den Dschungel und erlebte viele Abenteuer. Er stürzte Tyrannen und brachte die Zivilisation zu unzivilisierten Völkern. Und nach 14 Jahren kehrte er in seine Heimat zurück. Die Einwohner seines Landes erleuchteten die Wege und Städte mit Lichtern, um seine Ankunft zu feiern. Dies wird an Diwali noch immer so gemacht. (In anderen Teilen des Landes gibt es auch noch andere Geschichten. Dies ist die Geschichte, die in Nordindien erzählt wird.)

Ich hatte das Glück, dass ich von einem Freund eingeladen wurde, das Fest mit ihm und seiner Familie bei ihm zu Hause zu feiern. Dadurch kam ich nicht nur in den Genuss, das Fest authentisch mitzuerleben, sondern ich hatte die Möglichkeit, in den 6 Tagen, in denen ich dort auf dem Land war, auch das Leben der Bauern in Indien kennen zu lernen. Ich „arbeitete“ mit beim Einfahren von Abfall, der bei der Erdnussernte anfällt und den sie als Tierfutter verwenden, beim Verlegen von Rohren für ein neues Bewässerungssystem, beim Ausbringen von Mist, und vielem mehr. Alles wird dort zum größten Teil mit der Hand gemacht. Die einzige Maschine, die sie besitzen, ist ein Massey Ferguson 1035 DI, den sie zum Pflügen und Säen verwenden. 

Das Diwali Fest zu feiern mit den Leuten, die dort wirklich gläubig sind, war eine wunderbare Erfahrung und ist bezüglich der Stimmung ein bisschen mit Weihnachten zu vergleichen, wenn die ganze Familie zusammen in die Christmette geht und anschließend heimkommt, um zu essen und zu feiern. Am Vormittag schmückten wir die Häuser mit Lichterketten und hängten Mangoblätter auf. Das Fest begann dann am Abend. Im Dunklen wurden überall Öllämpchen aufgestellt und die Kinder warfen Böller und zündeten Raketen. (Kurze Anmerkung: Die Böller hätte ich keinem Kind in die Hand gegeben, sie sind sehr stark und auch wenn die Zündschnur gefühlt einen halben Meter lang ist, ist diese nach einer halben Sekunde abgebrannt und der Böller explodiert in der Luft einen halben Meter vor dir). Danach gingen wir in jedes Haus der Familie und sie beteten und sangen vor einem Altar. Sie bezogen mich auch mit ein und ich bekam als spirituelles Zeichen den Roten Punkt auf die Stirn und ein Armband.

Zum Abschluss möchte ich noch was über die Familie erzählen. Die ganze Farm bestand nur aus dieser einen Familie. Der Vater meines Freundes hatte 6 Brüder und jeder lebte in seinem Haus mit mehreren Generationen, wodurch fast 100 Leute dort leben. 25 davon waren Kinder unter 10 Jahren, für die es anscheinend wirklich etwas Besonderes war, so eine Gestalt wie mich zu sehen. Aber so herzliche und offene Menschen habe ich selten getroffen. Sie waren immer bedacht darauf, dass es mir gut geht und ich habe viel mit ihnen gelacht, vor allem, wenn ich wieder irgendwas für sie komplett Unverständliches gemacht habe. Zum Beispiel, dass ich nicht wusste wie man Zuckerrohr isst.

Wenn man etwas Kritisches sagen wollte, könnte man erwähnen, dass in dieser Familie das feste Rollenbild von Mann und Frau stark verankert ist und auch Dinge wie die arrangierte Ehe etwas ganz Normales sind. Aber ich glaube, dass der Trend auch hier in den eher ländlichen Gebieten in Richtung einer besseren Stellung der Frau und einem Abweichen von den traditionellen Vorstellungen geht. Vor allem ein Unterschied zwischen den Generationen ist zu erkennen: Viele der Mädchen studieren und planen dies sogar im Ausland zu tun. Der Wandel braucht natürlich Zeit, aber er ist unaufhaltsam. Bei uns ging es ja auch nicht über Nacht und ist selbst jetzt noch nicht komplett abgeschlossen.

Ich hör jetzt aber wieder auf mit meinen ausschweifenden Reden und wünsch euch allen eine gute Zeit. Ich melde mich wieder in ein paar Wochen mit weiteren Erlebnissen und Einblicken in meine Reise. 

Servus

Mein neuer bester Freund
Mein neuer bester Freund
Geschmückter Altar im Haus
Ein geschmückter Altar im Haus
Hell erleuchtetes Haus
Hell erleuchtetes Haus
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