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Beiträge unserer „Zugvögel“

Ein Forschungsstudium an der UBC in Kanada

Mein Name ist Theresa und ich habe von April bis September 2023 meine Bachelorarbeit an der University of British Columbia (UBC) in Vancouver, Kanada geschrieben. Ich habe an der OTH Medizintechnik studiert und bereits im 7. Semester ein Auslandssemester an der UBC absolviert, über das ich am 26.01.2023 im Auslandsblog Zugvögel berichtet habe. Die positiven Erfahrungen während meines Aufenthaltes in Vancouver haben mich motiviert, aktiv nach Möglichkeiten zu suchen, auch meine Bachelorarbeit dort zu schreiben. Nach meiner Recherche habe ich zwei Möglichkeiten in Betracht gezogen: Entweder als Bachelorandin in einem Unternehmen im Ausland zu arbeiten oder als Forschungsstudentin an einem Forschungsprojekt an einer ausländischen Universität mitzuwirken. Um einen Einblick in das Forschungsumfeld einer renommierten Universität zu bekommen, entschied ich mich, meine Bachelorarbeit an der UBC zu schreiben. Mit dem Visiting International Research Student (VIRS) Programm bietet die UBC ausländischen Studierenden die Möglichkeit, ihre Bachelor- oder Masterarbeit in einem Forschungsprojekt an der UBC zu schreiben.

Der zeitaufwändigste und schwierigste Schritt bei der Bewerbung für das VIRS-Programm ist die Suche nach einem geeigneten Betreuer an der UBC. Die UBC veröffentlicht eine Liste von UBC-Professoren, die bereit sind, internationale Studierende in ihre Projekte aufzunehmen. Ich habe mir die einzelnen Forschungsgebiete genau angesehen und dann E-Mails geschrieben, in denen ich mein Interesse bekundet und mich vorgestellt habe. Ein Lebenslauf und ein Transcript of Records/Notenblatt können helfen, die eigenen Qualifikationen zu unterstreichen. Dieser Prozess hat bei mir mehrere Monate gedauert und es ist nicht ungewöhnlich, dass viele Professoren nicht antworten. In solchen Fällen ist es ratsam, auch telefonisch Kontakt aufzunehmen und nochmals E-Mails zu schreiben. Mit meinem Betreuer an der OTH stand ich in dieser Phase bereits in Kontakt und besprach mögliche Themenbereiche. Nachdem ich einen Betreuer an der UBC gefunden hatte, holte ich die Unterschriften meiner Betreuer an der UBC und der OTH sowie der Dekane der Fakultäten an der UBC und der OTH für die Bewerbung ein. Um erfolgreich angenommen zu werden, müssen alle Bedingungen der UBC erfüllt und die Gebühren in Höhe von 415 CAD (ca. 300 Euro) an die UBC überwiesen werden. Je nach Universität können die Voraussetzungen, wie z.B. Englischkenntnisse oder Studienfortschritt, und die Gebühren variieren. Da ich meine Bachelorarbeit im Rahmen meiner Forschungstätigkeit geschrieben habe, musste ich auch die Anrechnung der Arbeit im Vorfeld klären. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Einerseits kann die Arbeit an der externen Universität von den Betreuenden bewertet werden und nur die Note mit einem Learning Agreement an die OTH übertragen werden. Der oder die externe Professor:in muss sich dabei aber verpflichten, die Vorgaben der OTH für eine Bachelorarbeit zu erfüllen und abzuprüfen. Andererseits kann die Arbeit auch von OTH-Professor:innen beurteilt und die Note an die OTH übermittelt werden. Da meine Bachelorarbeit nicht unter eine strenge Geheimhaltungspflicht fiel, entschied ich mich für die zweite Variante.

Meine Stelle als Forschungsstudentin habe ich dann Mitte März angetreten, wobei ich bereits vor Ort wohnte, so dass ich keine Wohnung suchen oder umziehen musste. Die UBC bietet neuen VIRS-Studenten am Anfang des Aufenthalts eine Einführungsveranstaltung an. Die Teilnahme ist empfehlenswert, weil ich dadurch viele von meinen Freunden kennengelernt habe! Außerdem kriegt man viele nützliche Facts rund um den Campus und das Leben in Vancouver. Die Einführung in das Labor erfolgte durch eine wissenschaftliche Mitarbeiterin und andere Studierende (Masterstudierende und Doktoranden), die mir halfen, mich schnell einzugewöhnen. Wöchentliche Laborbesprechungen, an denen auch mein betreuender Professor teilnahm, boten die Möglichkeit, meine Arbeit vorzustellen und offen zu diskutieren. Mein Arbeitsalltag war geprägt von eigenständiger Forschungstätigkeit in den Räumlichkeiten der UBC, wo ich einen eigenen Arbeitsplatz hatte und die Laborausstattung nutzen konnte. In meinem Fall befand sich das Labor nicht auf dem Campus der UBC, sondern im Vancouver General Hospital, welches sich in Richtung Downtown Vancouver befindet.

 

Während meiner Arbeit stand ich in engem Kontakt mit meinem Betreuer an der OTH und an der UBC. Eine gewisse Flexibilität ist wichtig, um den Anforderungen beider Seiten gerecht zu werden und offen zu bleiben, was das Thema der Arbeit angeht. Die Erfahrungen können von Labor zu Labor unterschiedlich sein, aber ich persönlich habe viel Freiheit bezüglich der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes erfahren. Dadurch konnte ich auch meine Freizeit flexibel gestalten.

 

Neben der Arbeit habe ich mit meinen Freundinnen Roadtrips unternommen. Wir haben Vancouver Island mit dem Auto erkundet und waren unter anderem in Tofino, Victoria und Nanimo. Außerdem habe ich viel von British Columbia gesehen. In der Provinz gibt es tausende Seen, an denen man oft kostenlos campen kann (aber Vorsicht vor Bären!). Schön ist auch die Strecke nach Kelowna, wo es im Sommer besonders heiß und trocken ist. In Vancouver selbst war ich im Sommer viel am Strand oder mit dem Fahrrad unterwegs. Wer gerne in der Natur ist, dem wird in Vancouver nicht langweilig!

Meine Bachelorarbeit habe ich dann eine Woche nach meiner Ankunft in Deutschland in Weiden abgegeben. Da kann ich den Tipp geben, etwas mehr Puffer einzubauen. Man sollte den Abschied, den Umzug auf einen anderen Kontinent, die lange Reise und die Zeitumstellung nicht unterschätzen. ? Außerdem würde ich empfehlen, die Abschlussarbeit erst nach der Ankunft an der externen Universität anzumelden, da ich auch mitbekommen habe, dass es teilweise nicht möglich war, eine Abschlussarbeit über das Forschungsprojekt zu schreiben - obwohl dies vorher abgesprochen war (Eine Abschlussarbeit im Ausland kann auch mal schiefgehen...).

Die Zeit in Kanada war sehr schön und ich bin dankbar, dass ich so viel erleben durfte. Es ist auch interessant zu sehen, wie Forschung an einer so großen und renommierten Universität abläuft. Natürlich gab es auch viele stressige Tage und eine Bachelorarbeit läuft selten ganz rund (und das auch noch 9000km von daheim kann schon viel werden). Aber ich habe dadurch sehr viel gelernt und mich weiterentwickelt. Zusammenfassend bin ich froh und stolz, diesen Schritt trotz meiner Zweifel im Vorfeld gewagt zu haben.

Hier sind noch ein paar Bilder aus meiner Zeit in Vancouver:

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