Beiträge unserer „Zugvögel“
Eindrücke aus Vaasa
Nachdem uns das Double Degree Programm vorgestellt wurde, waren wir alle sehr interessiert daran teilzunehmen. Glücklicherweise wurde uns einige Wochen später die Möglichkeit eröffnet für eine Woche nach Vaasa zu fliegen, uns die Stadt, unsere Partneruniversität Novia University of applied sciences und die Energy Week anzuschauen.
Unsere abenteuerliche Reise beginnt am Flughafen in München, wo zunächst nur die Hälfte unserer Gruppe zu finden ist. Durch den Schnee und das Einsteigen in den falschen Zug hat sich die Ankunft einiger etwas verzögert und Panik kommt auf, als eine Studentin von 2 Polizisten begleitet zur Gruppe stößt – letztendlich haben es alle zum Flugzeug geschafft und die Polizisten waren zum Glück nur Freunde. Das Gerausche auf Englisch kann während dem Flug keiner entschlüsseln. Plötzlich eine klare Durchsage auf Finnisch. Felix freut sich: „Des versteht ma, wenn ma’s versteht!“.
Ankunft in Helsinki und Verwirrung, da die Zeit für die gemachten Pläne auf einmal verschwunden ist, denn Niemand hat die andere Zeitzone beachtet. Da beim buchen der Plätze, der Flieger nach Vaasa sehr klein wirkt, machen wir Witze darüber, dass das vorbeifahrende Flugzeug mit Propellern unseres ist. Aus Spaß wird Ernst, eine Stunde später stehen wir genau vor diesem Flugzeug. Abschiedsfotos werden gemacht, nachdem der Pilot nicht so recht weiß wann wir eigentlich losfliegen und zunächst nur ein Propeller funktioniert. In Vaasa angekommen dürfen wir einfach über den Flughafen spazieren, da außer unserem Flieger weit und breit kein anderer zu sehen ist. Es ist wärmer als erwartet.
Tag 1 – Vorfreude auf die Landschaft in Finnland, doch zuerst ab in die Uni. Die Universität ist groß und modern, die Vorlesungsräume, sowie die Kantine aber eher klein, obwohl es mehr Studenten hier gibt als bei uns an der OTH. Das Mensaessen für 2,60€ kommt uns sehr gelegen, da Finnland bekanntlich eher teuer ist. Wir wollen fragen, ob man das Leitungswasser hier ohne Bedenken trinken kann, aber was heißt Wasserhahn? Wir entschließen uns für Waterchicken und fragen lieber nicht nach. Es hat +1° , die Finnen fahren alle mit dem Fahrrad oder gehen joggen. Wir beginnen unsere Reise über das gefrorene Meer und nachdem wir halb im Schneematsch untergehen und wieder an Land sind stellen wir fest … mehr kann man hier im Winter eigentlich nicht machen - zumindest nicht ohne Auto. Der Eisfischer, den wir auf dem Meer treffen wird kurzfristig zu unserem Fotografen umfunktioniert. Beim Abendessen merken wir allerdings, dass die Kellner hier normalerweise kein Trinkgeld bekommen, denn jeder wird vorsichtshalber gefragt, ob er wirklich nicht sein ganzes Rückgeld haben will (auch wenn es nur 10 Cent sind), doch für unser gutes Gewissen bestehen wir dennoch darauf, dass sie alles behält. Auch fällt uns auf, dass jede Toilettenkabine ein eigenes Waschbecken und eine Duschbrause besitzt. Warum? Wissen wir immer noch nicht. Den restlichen Abend lang spielen wir Uno und es entsteht ein bitterer Krieg zwischen der Oberpfalz und Franken.
Tag 2 - Vortrag über die Novia und Vaasa. Scheinbar haben wir gestern, während unseres Spaziergangs bereits die meisten Attraktionen gesehen bzw erlebt. Wir erzählen, dass wir ein Auto mieten und zum National Park fahren wollen, aber bekommen stattdessen einen Fahrer und einen Bus organisiert, da unsere Betreuerinnen sich unsicher sind, ob wir mit den Straßenverhältnissen hier zurechtkommen, denn jedes Auto besitzt Reifen mit Spikes, welche bei uns verboten sind. Nach dem Mittagessen gibt’s eine Führung durch das Labor der Universität. Wobei Labor etwas untertrieben ist, denn Technobothia ist ein riesiges Gebäude mit einzelnen Abteilen für die verschiedenen Themenbereiche. Die Studenten arbeiten hier meistens selbstständig und in Schichten, einen Professor sehen wir selten. Alles ist sehr praxisorientiert, in einem Modul müssen sie beispielsweise einen Motorroller zerlegen und wieder zusammenbauen. In einem anderen Bereich sehen wir mehrere 3D Drucker und in der Ecke steht ein Roboter an dem die Austauschstudenten momentan rumwerkeln. Allerdings würde Professor Kurzweil beim Anblick des Chemielabors vermutlich in Ohnmacht fallen, denn Ordnung sieht anders aus. Ab zur Energy Week. Einige hören sich Vorträge von Solarunternehmen an, andere stecken Kugelschreiber und Postkarten ein. Nach einer kurzen Kaffeepause beschließen wir zum Fährhafen zu wandern, denn noch wissen wir nicht, dass dieser im Industriegebiet liegt. Weit und breit niemand zu sehen und der Hafen ist wie ausgestorben. Es riecht nach Biogas. Wir fühlen uns wie am Beginn eines Horrorfilms oder der Zombieapokalypse. Unsere Versuche zum Meer vorzudringen scheitern vergeblich also kehren wir wieder um, denn es wird dunkel und verdammt kalt. Es hat -8° , die Finnen fahren immer noch Fahrrad und gehen joggen. Die erste Person rutscht aus und fällt hin, alle lachen, nur ich nicht, denn ich sitze auf dem Boden. Alkohol kostet hier doppelt oder dreifach so viel, deswegen wird jeder der ein ganzes Bier trinkt von uns als reich deklariert und wir sind immer noch nüchtern. Zurück im Hotel geht’s erstmal in die Sauna, die man übrigens in jedem Haus in Finnland findet. Das Wasser ist scheinbar ohne Bedenken zu trinken, denn wir leben noch und keiner hat Bauchschmerzen. Der Krieg ruft, bei Uno geht’s knall hart zu.
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