Beiträge unserer „Zugvögel“
Indien in 18 Tagen
Ich stellte mir Indien sehr bunt vor: Frauen in bunten Saris, Marktstände mit unbekannten Gerüchen und Kühe, die einfach so in der Gegend stehen. Klischees, die sich durch Reportagen und Filme in meinen Kopf festgesetzt haben. Dies galt es zu erkunden.
Ungefähr zwei Monate, bevor die Summer School begann, hat sich unsere Reisegruppe das erste Mal zu einer interkulturellen Sensibilisierung in Hof getroffen. Die Gruppe, aus 20 Studenten bestehend, hat sofort super zusammen gepasst und die Vorfreude stieg. Im Nachhinein war es gut, dass wir schon auf das, was uns in Indien erwarten sollte, vorbereitet wurden.
Nach 22 Stunden Reisezeit bin ich endlich in Indien angekommen. Hallo Coimbatore! Die erste Woche haben wir mit Studenten des PSG verbracht. Sie zeigten uns auf ihre Weise die Umgebung, ihre Universität und Besonderheiten.
Untergebracht wurden wir im Studentenwohnheim. Dass man nicht mehr in Deutschland ist, merkt man spätestens vor der ersten Dusche. Wenn sauberes Wasser nicht wie gewohnt aus dem Wasserhahn kommt, lernt man es sehr schnell zu schätzen! Wir duschten nicht, wir „kübelten“. „Kübeln“ ist eine besondere Art, Wasser zu sparen und trotzdem zu duschen. Man füllt Wasser in einen großen Eimer und schöpft mit einem kleinen Eimer daraus das Wasser, um es über seine Haare zu schütten. Wie man effektiv duschen kann, hat man sehr schnell raus. Schnell stolperten wir über weitere kulturelle Gegebenheiten. Wir besuchten ein Basketballspiel und uns wurden gleich gute Plätze am Spielfeldrand angeboten. Ohne uns Gedanken zu machen, setzten wir uns und guckten das Spiel an. Irgendwann bemerkte ich, dass die indischen Studenten auf der anderen Seite des Feldes saßen und zwar getrennt nach Jungen und Mädchen, so auch bei Sicherheitskontrollen oder im Bus.
Wir alle waren sehr auf die indische Küche gespannt. Das südindische Essen hat nicht viel mit dem Essen in einem indischen Restaurant bei uns in Deutschland zu tun. Man bekommt ein Bananenblatt vorgelegt, auf das ein Mann immer wieder etwas Püriertes bringt. Das isst man dann gekonnt mit Reis und Brot. Alles, was man als Kind verboten bekommen hat, kann man in Indien ausleben! Den Reis schön mit der Hand in der Soße wälzen und dann in den Mund schieben. Einfacher gesagt als getan. Der Trick ist, vier Finger der rechten Hand und nur der rechten Hand, als Schaufel zu nutzen und mit dem Daumen alles reinzuschieben! Man nimmt dadurch sein Essen sehr bewusst war. Die Hände kommen als erstes mit dem Essen in Berührung. Man spürt schon rechtzeitig, ob das Essen zu heiß ist oder nicht. So kann man sicher sein, sich nie den Mund zu verbrennen. Auch der Essensgeruch wird so viel intensiver wahrgenommen.
Wer sich auf den Hinduismus einlassen kann, sollte nach Perur fahren und sich den dortigen Tempel ansehen. Das haben wir auch gemacht! Man betritt diesen, und auch jeden anderen Tempel, barfuß. Dort kann man ohne äußeren Einfluss meditieren, sich von dem Ort tragen lassen und auch baden. Beeindruckend auch die sehr große dortige Shiva Statur.
Nach einer Woche reisten wir ab, und fuhren ab jetzt alle zwei, drei Tage mit dem Bus weiter. Wir bekamen eine Landschaft gezeigt, die bewundernswert ist. Unser nächster Halt war Ooty und dort besichtigten wir eine Teeplantage. Soweit man gucken kann, überall kleine Teebäume. Interessant für mich war es zu erfahren, dass grüner Tee, weißer Tee und schwarzer Tee von der selben Pflanze stammt. Es kommt nur drauf an, welches Blatt geerntet wird!
Wer nach Indien reist, sollte sich unbedingt vorher über die Religionen, Feste und Götter informieren. Vor Ort ist man von allem einfach nur überwältigt. Ca. 35 km östlich von Mysore liegt das Dorf Somnathpur. Um 1268 entstand dort eine eindrucksvolle Tempelanlage in Hoysala-Architektur. Am Tempel sind von außen viele Szenen aus dem Alltag der Könige, Götter und dem täglichen Leben der Bauern dargestellt.
Eine Sehenswürdigkeit von Mysore ist der Amba-Vilas-Palast des früher herrschenden Maharadschas. 96.000 Glühbirnen sollen den Palst zum Leuchten bringen. Eine Polizeikapelle unterstützt den bildlichen Eindruck mit Marschmusik.
Unsere Reise führte uns weiter nach Bangalore und Coimbatore. Wir besichtigten viele Firmen, Fabriken und lernten viele Menschen mit spannenden Geschichten kennen. Ein Lehrer berichtete uns, wie er versucht hat, seinen Schülern die deutsche Sprache beizubringen, eine deutsche Journalistin erläuterte, wie sie in Indien recherchiert und ein deutscher Fabrikleiter erklärte, wie er in Indien akzeptiert wurde.
Indien ist ein faszinierendes Land, doch eine Sache hat mich belastet. Die Inder spielen gerne Tetris – auf der Straße. Es gibt drei Fahrspuren und daraus werden schnell mal vier für Autos und zwei zusätzliche für Mopeds. Die Inder stellen sich nicht hintereinander an, sondern fahren in jede Lücke, die sich ergibt. Und damit kein Unfall geschieht, wird permanent gehupt. Hupen ist kein Gefahrenzeichen, es ist ein „Hallo, ich stehe hinter dir, falls du es noch nicht mitbekommen hast“-Signal. Es war einfach nur laut.
Die Summer School war ein Höhepunkt meines Studienlebens. So tief in eine andere Kultur in so kurzer Zeit einzusteigen, ist sonst nicht möglich. Ich lernte viele Studenten und ihr Leben kennen.
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