Beiträge unserer „Zugvögel“
Jaipur – eine Hassliebe
Drrrrring Drrrrring Drrrrring - 5:15 Uhr aufstehen. Letzte Kleinigkeiten einpacken und ab ins Taxi. Beindruckend, selbst um die Uhrzeit ist in Agra schon was los. Angekommen am Bahnhof, ganz schön chaotisch. Gleis gefunden, aber in welchem Abschnitt hält unser Wagon? „Ladies and Gentlemann can I have your attention please“, mehr verstehen wir von den Durchsagen nicht. Der Zug hat Verspätung oder wir sind am Falschen Gleis. Verunsicherung macht sich breit.
Erleichterung, der Zug kommt mit einer halben Stunde Verspätung. Der erste Eindruck, ganz anders. Wir haben einen Platz im Schlalfabteil. Der Zug fährt an und los geht die Reise. Sieben Stunden gilt es Totzuschlagen. Wir finden die Wagontür offen vor. Bei 60 km/h, den Wind in den Haaren und vor der wunderschönen Landschaft ergreift uns das Freiheitsgefühl. Endlich geschafft, Jaipur ist erreicht. Wir kommen aus dem Zug und noch am Gleis will uns jemand ein Taxi andrehen. Wir wimmeln ihn ab und verlassen den Bahnhof. Weiter geht das Gefrage, „Want TukTuk“, „Need Taxi“? Anstrengend. Kommt uns schlimmer vor als in den anderen Städten. Im Hotel angekommen eröffnet sich eine große Eingangshalle. Der Check-In ist am Boden einer vier stöckigen, relativ neu renovierten Galerie, mit Dachlicht und Terrasse ganz oben. Schön! Mansi, die Hotelangestellte begrüßt uns freundlich und liebevoll. Wir dürfen uns sogar ein Zimmer aussuchen, das kleine hat mehr Charm aber zu dritt brauchen wir mehr Platz. Gepäck Abgestellt und Umgepackt, schon geht’s wieder los. Des Chef des Hotels Jinesh Khandaka möchte uns ein Interview geben. Er erzählt, dass er aus einer Schmuckhersteller Familie kommt und mit 19 seinen ersten eigenen Laden eröffnet hat. Wir sind beeindruckt! Noch beeindruckter sind wir als er erzählt, dass er neben mittlerweile sechs Geschäften hiermit sein zweites Hotel eröffnet hat. Das Gebäude ist über 125 Jahre alt und renoviert nach seinen Vorstellungen. Er scheint mit Herzblut bei der Sache zu sein. Am Hawa Mahal sind viele Touristen. Wir hören Deutsch, Englisch, Spanisch und niemand will mehr Selfies mit uns machen. Irgendwie Schade. Zum Abendessen treffen wir uns mit Justin, der grade sein Praxissemester am MNIT in Jaipur absolviert. Leckeres Essen, neue Ideen und Meinungen eines Deutschen in Indien. Guter Abend! Am nächsten Morgen beim Frühstück wird uns die Sprachbarriere wieder vor Augen geführt. Wir bestellen was immer er gesagt hat und mal drei und Kaffee. Es kommt „Bread Omlette“. Zwei labbrige Scheiben Toast mit einem mittelmäßigen Omlette dazwischen. Der Kaffee ungenießbar. Ab unter die Dusche. Nach der ersten Person fällt der Strom im Bad aus. Fünf Minuten später ist die Sicherung wieder drin. Fünf Minuten später wieder draußen. Sie versichern uns einen Elektriker kommen zu lassen. Wir fahren zum MNIT. Justin hat uns einen Guide besorgt. Sabbir, viertes Semester Chemie Ingenieur. Größer – Grüner – Anders, der Campus ist schön. Sabbir gibt uns das Gefühl sehr willkommen zu sein. Nach einem langen Tag mit neuen Eindrücken und guten Interviews geht es zurück in die Unterkunft. Wieder Duschen, wieder Stromausfälle. Ist das der Komfort und das gute Gefühl, von dem der Chef am Vorabend geredet hat? Das Wifi geht wieder nicht, der gute Erste Eindruck verflogen. Nächster Morgen. Klüger als am Vortag, bestellen wir Chai statt Kaffee. Am „Bread Omlett“ ändert sich nichts. Wir sehen den ersten Schlangenbeschwörer. Beintruckend, wie furchtlos er den Tieren gegenübersteht. Auch der regelmäßige Biss de Cobra stört ihn nicht. Angekommen am Amber Fort erklimmen wir die Treppen, dankbar für die große Wolke, die während dessen Schatten spendet. Wir genießen die gute Aussicht. Ganz oben stehen wir unerwartet in einem Filmset. Überall Kameras, ein Kran und traditionell gekleidete Mädchen. Wir finden heraus, dass hier die Indische Version des Bachelors gedreht wird. Spannend, eine Indische Produktion zu beobachten. Zurück in der Stadt genießen wir den Sonnenuntergang auf der Dachterrasse eines Cafés gegenüber des Hawa Mahals. Bei einem sehr netten Gespräch mit unseren australischen Tischnachbarn lassen wir den Abend gemütlich ausklingen. Von der Unterkunft sind wir nur noch genervt. Wieder Stromausfälle und kein Internet. Wir freuen uns darauf, morgen nach Thiruvananthapuram zu fliegen. Der Wecker steht erst auf 8:15 für unser „lieb gewonnenes“ Frühstück.
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