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Beiträge unserer „Zugvögel“

Summer School an der Thomas More University of Applied Sciences, Campus Geel, Belgien

Wie eine Summer School an einer ausländischen Partnerhochschule so abläuft - ein Erfahrungsbericht aus Belgien

  1. Organisation Summer School

Die wichtigen Termine und das Programm für die Summer School standen bereits bei der Anmeldung im Juni fest und waren auf der Homepage für alle Interessenten zugänglich. Kleinere Details, wie die genauen Abreisezeiten und Treffpunkte zu den Ausflügen wurden mittel- und kurzfristig mehrmals kommuniziert, sodass jeder Teilnehmer alle wichtigen Infos mitbekommen hat. Die Organisatoren haben uns zudem auch ihre privaten Telefonnummern zur Verfügung gestellt, damit wir sie jederzeit bei einem Notfall erreichen können (vor allem während eines Ausfluges in unsere Freizeit). Die Organisation war gut strukturiert und wurde umfangreich und transparent kommuniziert. Man hat deutlich gespürt, dass das ganze Team viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt hat, und mit ihrer positiven und motivierenden Art haben sie für ein gutes Arbeitsklima über den kompletten Zeitraum hinweg gesorgt.

  1. Unterkunft und Anreise

Eine bezahlbare Unterkunft in Geel zu finden, war etwas schwierig. Über airbnb und booking.com findet man nur sehr teure Angebote in der Stadt, bezahlbare Angebote liegen einige Kilometer von Geel entfernt. Auch hier konnten wir uns an die Organisatoren der Summer School wenden und erhielten einen Kontakt für privat vermietete Studentenzimmer. Es befanden sich 7 Zimmer in dem Haus, die sich eine Gemeinschaftsküche, eine Dusche und 2 WCs teilten. In Belgien ist es üblich, dass die Zimmer jeweils über ein eigenes Waschbecken verfügen, was auch bei unseren Zimmern der Fall war. Die Miete betrug 120 EUR für 12 Tage Aufenthalt und wir mussten keine Kaution hinterlegen. Die Anreise haben wir mit dem Auto vorgenommen, wobei je 2 Personen mit einem Auto gefahren sind. Bettdecken, Kissen, Bettbezüge und Handtücher mussten wir ebenfalls selbst mitbringen, was mit dem Auto am leichtesten zu bewältigen war.

  1. Projektvorstellung

Das Thema des zu bearbeitenden Projekts während der Summer School lautete Lowering barriers for minority groups in retail“. Bei dem Projekt stand sehr stark die soziale Integration von Personen mit körperlichen oder mentalen Einschränkungen im Vordergrund. Um konkrete Möglichkeiten zu erarbeiten wie die soziale Integration in Supermärkten besser umgesetzt werden könnte, wurden uns mehrere Ansprechpartner zur Verfügung gestellt. Zum einen fand das Projekt in Zusammenarbeit mit der belgischen Supermarktkette Colruyt statt. Zum anderen besuchten uns an mehreren Tagen potenzielle Endnutzer, also Personen mit mentalen oder körperlichen Einschränkungen. Damit konkrete Lösungen erarbeitet werden können, wurden die Teilnehmer in Gruppen eingeteilt, die mit einem oder mehreren Endnutzern über den Projektzeitraum zusammengearbeitet haben.  

Zudem sollte das Projekt mit der Design Thinking Methode bearbeitet werden. Jeder Seminartag enthielt daher kurze Vorträge zu Design Thinking und verschiedenen Techniken, die wir nutzen können. Diese Techniken konnten wir in der Regel direkt nach dem Vortrag zunächst spielerisch bei kreativen Übungen und danach praktisch in unseren Gruppen anwenden. Zusätzlich dazu wurden uns auch Soft Skills wie „konstruktives Feedback geben“ nähergebracht und es wurden täglich kleine Rollenspiele und/oder Team-Building Maßnahmen eingebaut, um für eine gute Atmosphäre im Team zu sorgen.

 

  1. Projektbearbeitung

Die teilnehmenden Studenten wurden in 4 Gruppen eingeteilt mit je 5 Mitgliedern. Zusätzlich wurde jeder Gruppe ein Dozent zugewiesen, welcher meist eine beobachtende Rolle einnahm und bei organisatorischen Fragen weiterhalf.  Meine Gruppe bestand aus Gilles (Belgier), Sonia (Spanierin), Olja (Ukrainerin) und Ruth (Sambierin). Betreut wurde unsere Gruppe durch Nadja, eine ukrainische Dozentin. Unsere Gruppe durfte 4 Endnutzer bei ihrem Einkauf begleiten und sich mit ihren Problemen auseinandersetzen. Während die anderen Gruppen mit je einem Endnutzer mit körperlichen Einschränkungen zusammen arbeiteten, lernte unsere Gruppe Endnutzer mit mentalen Einschränkungen kennen. Die Schwierigkeiten beim Einkaufen waren bei jedem unserer Endnutzer unterschiedlich. Während eine Person beim Einkaufen nicht abgelenkt werden wollte und sehr schnell und zielstrebig den Einkauf erledigen wollte, ohne an den Kassen oder in den Gängen warten zu müssen, brauchte eine andere Person mehr Zeit um das Bargeld beim Zahlen passend abzuzählen und auch um das erhaltene Rückgeld nachzuzählen. Wir stellten schnell fest, dass einfach Vorschläge wie „Warum zahlst du nicht mit der Karte?“ keine Lösung für unsere Endnutzer darstellte, da sie sich mit diesem Vorschlag nicht wohl fühlten. Drei der vier befragten Endkunden gaben an, dass sie Schwierigkeiten mit der Orientierung im Supermarkt Colruyt haben. Dies bezog sich zum einen auf

a) nicht zu wissen, wo befinde ich mich gerade im Supermarkt und wo ist der Ausgang? und

b) nicht zu wissen, wo sich das Produkt befindet, dass ich brauche.

Nachdem das Thema Orientierung die größte gemeinsame Schwierigkeit bei unseren befragten Endnutzern bildete, entschieden wir uns dafür dieses Thema zu bearbeiten. Konkret wollten wir eine Lösung finden für die Frage „Wie können wir Orientierung im Supermarkt einfacher machen?“.

Nachdem wir einen kompletten Nachmittag Zeit hatten unsere Endnutzer beim Einkaufen in einem Colruyt zu begleiten und mit ihnen über ihre Schwierigkeiten und unseren ersten Ideen zu sprechen, konnten wir die restliche Woche genauer an unserer Fragestellung und der Entwicklung einer möglichen Lösung arbeiten. In der zweiten Woche hatten wir dann die Möglichkeit an Prototypen zu arbeiten und auch unsere Endnutzer nochmals zu treffen und uns von ihnen Feedback einzuholen.

Jeder Tag bestand aus einer Mischung aus theoretischem Input in Form eines Vortrags, gefolgt von kreativen Übungen, gefolgt von ein paar Stunden, um das eben Gelernte praktisch an unserem Projekt umzusetzen. Begleitet wurden wir dabei immer von den teilnehmenden Dozenten, die uns dazu ermutigten, auch absurde Ideen weiter zu verfolgen und eine bereits „entwickelte Lösung“ wieder zu verwerfen und an einer neuen, besseren Idee zu arbeiten. Kreativität, Design Thinking, die SCRUM-Methode und Usability unseres Produktes standen im Zentrum der verschiedenen Vorträge, wobei wir nie die Perspektive unserer Endnutzer aus den Augen verlieren sollten. Die richtige Arbeits-Atmosphäre wurde durch zahlreiche kreative Übungen, Team-Building und Soft Skill Übungen geschaffen. Das Team der Dozenten und die Organisatoren der Thomas More University waren voller Elan bei diesem Projekt dabei und das wiederrum motivierte auch die Teilnehmer ihr Bestes bei diesem Projekt zu geben.

  1. Abschlusspräsentation

Am Tag der Abschlusspräsentation waren Vertreter des Supermarktes Colruyt anwesend, als auch die Endnutzer mit denen wir zusammengearbeitet haben. Die Colruyt-Vertreter gaben im Anschluss an die Präsentationen bekannt, welche Idee in ihren Augen die beste Chance hätte erfolgreich in ihren Filialen umgesetzt zu werden. Unser Team stellte ein Orientierungskonzept für den Supermarkt vor, welches mit Farben und Symbolen arbeitete. Diese Farben und Symbole sollen zum einen physisch im Supermarkt vorhanden sein und in Form von farbigen, auf dem Boden klebenden Pfeilen, die die Richtung zu verschiedenen Abteilungen zeigten. Auf der anderen Seite sollen dieselben Farben und Symbole auch in einer Navigations-App für Colruyt Supermärkte angewandt werden. Dabei soll die App es ermöglichen nach dem gewünschten Produkt in der App zu suchen. Im Anschluss daran zeigt die App in welcher Abteilung sich das Produkt befindet, sprich welchem farbigen Pfeil zu folgen ist, um das Produkt zu finden.

Unser Team konnte mit dem Orientierungskonzept überzeugen. Die Colruyt-Vertreter kürten das Konzept zu der Idee, die am wahrscheinlichsten in ihren Supermärkten umgesetzt werden wird.

  1. Freizeitprogramm

Während den knappen 2 Wochen unternahmen wir einige Ausflüge am Nachmittag und Abend um nicht nur Geel, sondern auch andere Städte kennen zu lernen. In jeder Stadt wurde uns zudem immer ausreichend Freizeit gegeben, in welcher wir die Stadt eigenständig erkundigen konnten. Für ein Mittag- oder Abendessen während dem Ausflug wurde auch immer gesorgt. In Lier wurde eine City-Rally veranstaltet, die wir in unseren Teams bewältigen mussten, und diente auch als Team-Building Aktivität.  Geel erkundeten wir gemeinsam mit einem Sprachlehrer, der uns nicht nur etwas über die Geschichte von Geel erzählte, sondern uns auch ein paar lustige „dutch basics“ beibrachte. Einen weiteren Abend verbrachten wir in Antwerpen und bekamen auch dort eine kleine Führung. Der größte Ausflug fand am Samstag statt, hier fuhren wir für einen Tag nach Ghent. Ebenfalls enthalten war eine kleine Flussfahrt mit einem Guide und anschließend ein Mittagessen, bevor wir die Stadt selbst erkunden konnten. Sonntag war ein programmfreier Tag, an welchem uns vorgeschlagen wurde nach Brüssel oder Brügge zu fahren. Den Tag konnte man jedoch auch gut nutzen, um mit den anderen Teilnehmern einen entspannten internationalen Koch-Nachmittag zu genießen.

  1. Schlussworte

Die Summer School in Belgien war sehr gut organisiert, und vermittelt neben ein paar neuen Kenntnissen zur Projektarbeit auch soziale Kompetenzen und richtet den Fokus auf Integration und Zusammenarbeit. Das bunt gemischte Team aus verschiedenen Nationalitäten sowie verschiedenen Fachrichtungen bot viele Möglichkeiten, um andere Perspektiven wahrzunehmen und verschiedene Standpunkte zu überdenken und zu diskutieren. Vor allem in Zeiten von Corona und Online-Studium, bot die Summer School eine wunderbare Plattform für internationale Zusammenarbeit, freundschaftlichen Austausch und die Möglichkeit an einem Projekt zu arbeiten, welches einen Mehrwert für die Gesellschaft darstellt.

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