Zum Hauptinhalt springen

Beiträge unserer „Zugvögel“

Summer School in Indien

Erlebnisse im Land der Kontraste

Hi an alle, ich starte hiermit mal den Blog zu meiner Indienreise. Zurzeit sitze ich vor dem Studentenwohnheim des PSG College im südindischen Coimbatore im Bundesstaat Tamil Nadu. (Mit ca. 1 Million Einwohnern ist das nach indischen Maßstäben gerade so keine Kleinstadt mehr.) Ich nehme an der Summer School des BayIND Centers in Zusammenarbeit mit dem PSG College teil. Die Colleges der „PSG Institutions“ sind in den indienweiten Rankings auf den vordersten Plätzen, können also mehr oder weniger als „Elite-Schule“ angesehen werden. Die Summer School wird ca. 3 Wochen dauern und sofern ich mal wieder W-LAN Empfang habe, werde ich den Blog regelmäßig vorsetzen. Das mal zum „formalen“ Teil…

Falls ihr euch jetzt fragt: „Coimbatore? Noch nie gehört…“, dann keine Sorge, dass ging mir vorher auch so. Der einzige Europäer, den wir hier bis jetzt getroffen haben, war ein Schweizer Geschäftsmann am Flughafen. Der war etwas irritiert darüber, was wir hier überhaupt wollen. O-Ton: „Aber… Ich meine hier gibt es doch gar nichts!“ In gewisser Weise hat er auch Recht, denn in Coimbatore gibt es keine der Sehenswürdigkeiten, die der typische „Touri“ besuchen würde. Ich bin hier im „echten Indien“ gelandet (was auch Ziel der Übung war ;-)). Das fängt schon mit dem Wohnheim an: Wer duschen will, der nehme sich einen Eimer Wasser und kippe ihn sich über den Kopf (ist sehr angenehm). Die hiesigen Studenten haben mir erklärt, dass das der „Indian-Style“ wäre.

Nach einem Einführungstag mit feierlicher „Inauguration“ an der Uni sind wir am Dienstag in das kalte Wasser des indischen Alltagslebens geworfen worden. Und zwar mit dem Kopf voran :D. Jeweils zwei deutsche Studis sind mit zwei indischen Studenten zu einer Stadttour losgezogen. Und was wir dabei an einem Tag erlebt haben, bekommt der klassische Tourist wahrscheinlich in einem Monat Indien nicht mit. Ich glaube der Kulturschock war insgesamt so groß, dass die folgenden Punkte etwas unzusammenhängend werden, aber ich versuche es mal.

Erstens der Verkehr: wer sich immer in Deutschland über irgendetwas beim Autofahren beschwert, dem sei als Therapie 15 min Autofahrt auf einer indischen Hauptstraße empfohlen. Statt zu bremsen hupt man hier, überholt wird auf allen Seiten, der Motorradhelm ist (wenn überhaupt dabei) am Tank festgeschnallt und 5 cm Sicherheitsabstand zwischen den Seitenspiegeln sind voll in Ordnung. Und wenn jemand im Stau plötzlich anfängt in 25 Zügen zu wenden, um als einziger gegen den Strom durch die Einbahnstraße zu fahren, wundert sich eigentlich keiner. Kommentar von Arun (studiert MBA am PSG): „Car driving is a constant fight, but you don’t need the seat belts“. (Irgendwie sind die Inder schon etwas irre… ;-))

Mein anderer Guide war ein Student, der nebenberuflich Kokosnüsse und Shrimps nach Kuwait exportiert und einen Kiosk betreibt (der Kerl ist erst 19). Er kennt derart viele Leute, dass wir in schneller Folge von einer indischen Bäckerei, in einen Hochglanz-Auto Showroom, in die Firma eines Freundes eines Freundes, zur Familien nach Hause zum Mittag usw. eingeladen worden sind (bei uns heißt er nur noch der „Oligarch“). Ich habe noch nie so gastfreundliche Menschen wie die Inder erlebt (zumindest nicht in Europa).

Indien ist mir vorher als Land der Konstraste angekündigt worden und das ist genau der treffende Audruck. In besagter Firma, die man über einen Hinterhof-Eingang erreicht, steht beispielsweise der größte Stereolithografie-3D-Drucker Indiens. Von der Maschine können die meisten deutschen Unis nur träumen. Währenddessen schlafen vor der Tür Obdachlose im größten Straßenlärm auf dem Betonboden. Ganz einfach ist das nicht, aber zumindest habe ich bisher alle Inder, mit denen ich Kontakt hatte, als sehr freundlich und positiv eingestellt erlebt. Nach dem recht negativen Indien-Bild aus den deutschen Medien hat mich das durchaus überrascht.

So, bevor das hier jetzt aber in einem Roman ausartet, werde ich erstmal abbrechen und lieber noch ein paar Bilder zeigen. Fortsetzung folgt (sofern ich mal wieder einen W-LAN Hotspot finde.).

An der Fahne auf der Motorhaube erkennt man Autos von Politikern, aber auch die müssen im Stau stehen
Nachts auf einer Kreuzung in Coimbatore
Straßenverkehr: zurzeit ist die Ampel noch rot, aber gleich bricht wieder das Chaos aus
In einer indischen Bäckerei: die Breadroll mit Curry kam direkt aus dem Ofen
Warenauslieferung: hier fährt man meistens „Two-Wheeler“ statt Auto
Festwoche zu Ehren von Ganesha. Der Truck mit der Statue wird von einer Trommlergruppe verfolgt und bringt den Verkehr völlig zum Erliegen.
Zurück

Kommentare zu diesem Artikel (2)

  1. Max S, am 06.09.2017
    Wow spannend! :)
    Warum gibt es auf dieser Seite eigentlich immer noch keinen abbonieren Button?
  2. Marian Mure, am 04.09.2017
    Hallo, vielen Dank für den Eintrag und die Bilder. Viel Spaß weiterhin und eine gute Zeit!!

Wir freuen uns auf Dein Feedback!