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Beiträge unserer „Zugvögel“

Summer School Green Energy Management in Baku, Aserbaidschan

Ich studiere Umwelttechnologie im Master (2 Semester) und dachte mir, dass es sehr gut passen würde, wenn ich in den Semesterferien an einer Sommerschule teilnehmen könnte und mir die erreichten ECTs anrechnen lasse, dann hätte ich bereits im Sommer was getan und für ein ausgefallenes Fach eine super Alternative gefunden. Ich habe im Internet nach Möglichkeiten geschaut und dachte, dass die Sommerschule "GREEN ENERGY MANAGEMENT", ein Angebot von der University of Milano, doch recht gut zu mir passt. Das Schöne war noch, dass die Sommerschule in Aserbaidschan in der Hauptstadt Baku stattfinden sollte und ich somit noch die Gelegenheit nutzen könnte ein neues Land kennenzulernen.

Aserbaidschan.... Baku... dachte ich mir, das hört sich doch ganz gut an, zumindest vom Klang, und die Recherche brachte folgende Ergebnisse: Krieg mit Armenien und das Land des "Feuers". Naja, mit "Land des Feuers" meint man (und darauf ist man in Aserbaidschan besonders stolz), dass es dort viele Öl- und Gasreserven gibt. Auf den Konflikt Aserbaidschans mit Armenien werde ich mich in den nächsten Zeilen beziehen.

Volontäre der Partnerhochschule haben mich am Flughafen empfangen und zum Fahrer gebracht, der mich zum Studentenwohnheim bringen sollte. Die erste Frage des Fahrers auf dem Weg zum Wohnheim war, was ich denn über die Armenier denke. Ich habe ihm geantwortet, dass ich von dem Konflikt mit dem Nachbarland weiß und die Menschen nicht nach ihrer Nationalität beurteile, sondern danach, ob sich jemand gut oder schlecht verhält. Den Fahrer hat meine diplomatische Antwort nicht sonderlich beeindruckt. Er würde am liebsten Armenien zerstört sehen (ich habe den Wortlaut angepasst); aus seiner Erzählung heraus habe ich verstanden, dass er selber im Krieg war und die Wunden noch zu frisch sind, um die Sache rational zu bewältigen. Allgemein war das Thema Armenien sehr sensibel und man hörte ständig etwas über den Konflikt. 

Unterbringung

Die Tickets für öffentliche Verkehrsmittel kann man perfekt an Automaten, die an jeder Haltestelle stehen, kaufen. Was man mitnehmen sollte, ist die ISIC-Card (Internationaler Studentenausweis). Tipp von mir: Erwerbt die ISIC-Card über die DKB Bank (kostenloses Girkonto). Sie wird dort kostenlos für Studenten ausgestellt und man kann in Fremdwährung sogar kostenlos Bargeld abheben, was auch in Baku prima geklappt hat. Mit der ISIC-Card kann man außerdem problemlos Tickets mit Ermäßigung für viele öffentliche Einrichtungen wie Museen/Theater kaufen. 

Es gab Zimmer mit jeweils 2 Betten. Zu zweit haben wir uns das Bad geteilt. Leider waren die meisten einheimischen Studierenden nicht da, da sie gerade in den Semesterferien waren, was sehr schade war.

Das Passwort gibt es an der Rezeption; richtig erfreulich war die gute und schnelle Internetverbindung. Es gab eine zuständige Person, die uns alles erklärt hat. Diese Erklärungen haben immer Ewigkeiten gedauert, obwohl es sich um offensichtliche Dinge handelte. Ein paar Teilnehmer wollten z. B. wissen, ob sie den neuen Fußballplatz vor dem Studentenwohnheim nutzen und sich einen Ball ausleihen könnten. Worauf dann von ihnen verlangt wurde, der zuständigen Person "die genaue Anzahl" mitzuteilen und "wann genau sie spielen wollen", mit der Anmerkung, dass Frauen und Männer nicht zusammen spielen dürften. Die Lust verging allen dann recht schnell, aber das Beste war noch die Frage, "welche Farben die T-Shirts haben sollten". Die Jungs wollten nur einfach bisschen auf dem Fußballplatz bolzen, aber daraus wurde ein unüberbrückbares Problem. Im Nachhinein fand ich es recht amüsant. Wie man sieht, stellt die Bürokratie manchmal ganz große Hürden auf. 

Eine lustige Erfahrung möchte ich mit euch teilen. Das Wohnheim ist 24 Stunden offen, was sehr praktisch ist. Deshalb konnte man seine Ankunftszeit sehr individuell gestalten, was in meinem Fall sehr hilfreich war, da ich um 1 Uhr nachts ankam.  Das Problem war jedoch, dass das Wohnheim nur für uns 24 Stunden offen war, die aserbaidschanischen Studenten dagegen mussten um 22 Uhr wieder im Wohnheim sein. Es gab im Wohnheim noch die Regel, dass man keinen Alkohol trinken darf. Wir sind deshalb abends in eine Bar gegangen und als wir wieder zurück ins Wohnheim kamen, hat man uns nicht eingelassen, da wir Alkohol konsumiert hatten (wir dachten, dass sich die Regel nur auf den Konsum von Alkohol auf dem Gelände beschränkt). Daraufhin wurde der Präsident der Hochschule um 3 Uhr nachts angerufen und ihm wurde dann eine Stunde lang erklärt, wer wir sind, wie wir aussehen und dass wir etwas getrunken hatten. Der Präsident ordnete an, dass wir als Strafe noch eine weitere Stunde warten müssten (Ausnüchterungszeit) und erst dann schlafen gehen dürften. Uns wurde am nächsten Tag erklärt, dass die Universität über sehr strenge Regeln verfügt. Ein weiterer Unterschied zu Deutschland, was die Regeln anbetrifft, ist, dass man beim Zuspätkommen in die Vorlesung für das erste Mal eine Verwarnung bekommt und beim zweiten Mal dann von der Universität fliegt.

Was mir sehr gefallen hat, ist der Campus. Er ist gerade mal ein paar Jahre alt und man hat dort sehr gute Vorführgeräte für den Unterricht.

Es gibt sogar ein Schwimmbad auf dem Campus, das wir leider nicht nutzen konnten, da es noch nicht einsatzbereit war. 

Programm der Summer School

Die Workshops wurden auf Englisch gehalten. Wir hatten sehr interessante Vorträge zu Hydro, Öl & Gas, Wind, Solar und Kohle. Es waren immer verschiedene Dozenten, die die Vorträge vorbereitet haben und uns einen kurzen Einblick in den Sachverhalt gegeben haben. Es war sehr spannend und interessant für mich, da man einen umfassenden Einblick in den Energiesektor gewonnen hat; und mir wurde eine komplett neue Seite insbesondere in der Politik aufgezeigt.

Schön waren auch die Stadtführung und der Besuch der SOCAR Polymer und Carbamid Plant. Worauf die Menschen hier besonders stolz sind, ist, dass sich die Familie Nobel in Aserbaidschan niedergelassen hatte und dort Erdöl gefördert hat und dass somit das aserbaidschanische Öl einen Teil zum Nobelpreis beigetragen hat.

            Leider ließ die Organisation der Summer School zu wünschen übrig, da wir immer später angefangen haben, als es im Plan stand. Ich hatte mich zuerst dagegen gewehrt, doch dann habe ich eingesehen, dass es wohl ein Teil der südländischen Mentalität ist, nicht immer pünktlich zu kommen.

Ich danke den Stipendiengebern (insbesondere Frau Langowski und Frau Dr. Wolff für die tolle Unterstützung) und der Università degli Studi di Milano-Bicocca auf der italenischen Seite (vor allem Frau Checola für das hervorragende kulturelle Programm und das ständige Bemühen, den Teilnehmern den Aufenthalt in Baku so schön wie möglich zu gestalten).

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