Blogreihe "Engagiert an der OTH Amberg-Weiden": „Wir machen das Beste aus dem, was wir haben“ - Technik ohne Grenzen
„Es gibt einen Satz bei uns, der oft geprägt wird: Hände in die Hosentasche“, erklärt Sebastian Braun zum Beginn des Interviews. Er studiert an der OTH Amberg-Weiden Umwelttechnik und leitet die Amberger Abteilung des Vereins „Technik ohne Grenzen“. Gemeinsam mit den beiden Studienkommilitoninnen, Hannah Eichler und Sabrina Schweiger, stellt er das Ehrenamt vor. Ausgehend von diesem ersten Satz, scheinen sie ja nicht so engagiert, tatsächlich leisten die Studierenden bei Technik ohne Grenzen (TeoG) aber einiges in verschiedensten Projekten weltweit. Gerade arbeiten die Amberger Student*innen mit einem Krankenhaus in Nepal zusammen, um dort einen Verbrennungsofen für medizinische Abfälle zu bauen.
Ihr steckt also keineswegs die Hände in die Hosentasche. Woher kommt der Spruch?
Braun: Wir sind ein Verein der Entwicklungszusammenarbeit macht. Wir versuchen also nachhaltig Projekte in Entwicklungsländern zu machen bei denen wir eben die Lebenssituation vor Ort verbessern wollen. Wichtig ist uns vor allem der Begriff Entwicklungszusammenarbeit und nicht Entwicklungshilfe – dass wir wirklich zusammenarbeiten und der Impuls von denen vor Ort ausgeht. Und nicht: wir stellen den Ofen irgendwo hin und nach drei Monaten funktioniert er nicht mehr und wir bauen einen neuen. Wir machen Hilfe zur Selbsthilfe, vermitteln hauptsächlich nur das Knowhow und das Meiste sollte dann eigentlich selber gemacht werden. Die Menschen vor Ort müssen halt wissen, wie es funktioniert, damit sie es reparieren und in Stand halten können und was auch immer.
In Amberg engagieren sich aktuell zehn bis fünfzehn Studierende in dem Verein. Eichler und Schweiger sind dabei die Projektleiterinnen des aktuellen Projekts in Nepal.
Warum baut ihr den Ofen bei dem Krankenhaus in Nepal?
Schweiger: In dem Krankenhaus wird ziemlich rudimentär getrennt. Das ist dann im Endeffekt ein Dschungel, wo Spritzen und Co einfach auf dem Boden rumliegen und frei zugänglich sind. Das große Ziel ist, dass man diesen infektiösen Müll irgendwie möglichst kontrolliert und ökologisch und nachhaltig verbrennt.
Und da fahrt ihr nach Nepal und erklärt den Menschen dort wie sie den Ofen bauen müssen?
Schweiger: Ja, also durch Corona ist es alles ein bisschen schwierig, aber normalerweise läuft das so ab. Es war so angedacht, dass wir davor in Kontakt mit den Leuten vor Ort sind und die schon einmal ein Fundament für den Ofen bauen. Und dann fliegt man eben hin und baut mit denen gemeinsam den Ofen auf. Am Schluss geht es dann vor allem darum, dass man diese Schulungen durchführt. Sprich, dass du die Leute, die sich danach darum kümmern, an die Hand nimmst und sagst so und so ist der Ofen zu bedienen und das und das kann passieren.
Durch Corona ist nicht sicher, ob die Studierenden nach Nepal fliegen können. Deswegen läuft aktuell alles über Internetbesprechungen. Außerdem ist angedacht eine Videoanleitung zu drehen und den Leuten vor Ort so das nötige Wissen weiterzugeben. All das leisten Braun und seine Mitstreiter*innen neben ihrem Vollzeitstudium.
Wird das zeitlich denn auch mal zum Problem?
Braun: Nee, finde ich jetzt nicht. Ich denke man kann es so sagen: es ist ziemlich flexibel, je nachdem wie viel Zeit man aufwenden will, genauso viel Zeit kann man auch reinstecken. Je nachdem wie viel jemand sich einbringen will.
In Amberg ist die TeoG-Gruppe recht klein und Braun würde sich freuen, wenn sich mehr für die Arbeit in dem Verein begeistern ließen. Außerdem bedauert er etwas, dass fast nur Studierende aus den Studiengängen Umwelttechnik und Erneuerbare Energien bei Technik ohne Grenzen mitmachen. Auch mit anderen Studienschwerpunkten könne man bei TeoG viel leisten und lernen. Viel wichtiger als die technischen Aspekte seien in der Vereinsarbeit nämlich organisatorische Tätigkeiten.
Würdet ihr dann sagen, dass man aus den Projekten auch was mitnehmen kann, was ihr im Studium nicht lernen würdet?
Braun: Klar, auf jeden Fall. Ich weiß nicht wie ihr das seht, Sabi und Hannah, aber bei mir ist es so: man lernt halt Kontakte zu knüpfen, Verantwortung übernehmen. Und man lernt auch Freude daran zu haben anderen zu helfen.
Eichler: Auf jeden Fall, es ist so wie Sebi gesagt hat. Kontakte knüpfen, aber auch mal sich in ein neues Themengebiet einarbeiten, von dem man eigentlich keine Ahnung hat und auch die Kommunikation mit der Hochschule kann man über den Verein pflegen. Man lernt auch so ein bisschen intensiver die Struktur kennen und es fällt einem irgendwo dann auch leichter sich mit Professor*innen hinzusetzen und auch einmal Gespräche zu führen und so weiter. Das lernt man halt alles mit.
Schweiger: Vielleicht blöd gesagt, aber bei der ersten E-Mail denkt man sich noch: Och, muss ich den/die Professor*in jetzt wirklich nerven mit meinem Projekt. Und man schreibt die dann an und die reagieren ausnahmslos alle positiv und dann merkst du, dass die echt gerne helfen, wenn sie merken, dass sich da jemand für so etwas interessiert und engagiert. Und wann sonst würde ich mit jemandem aus Nepal darüber reden, wie wir deren Abfallmanagement verbessern. Anders als über den Verein würde ich da niemals rankommen. Und es macht auch Spaß. Man lernt halt auch ganz viele junge Leute kennen in so einem Studierendenverein an der Hochschule. Ich meine, diese Gruppensitzungen, natürlich werden da erst einmal die Punkte abgehakt, die anstehen, aber man verquatscht sich dann auch eben super oft und alleine das bringt einem schon viel, finde ich.
Eichler: Vor allem auch als Erstsemester. Da lernt man auch außerhalb der Vorlesung neue Leute kennen und auch im höheren Semester, was einen jetzt was die Hochschule betrifft ziemlich viel helfen kann. Prüfungsvorbereitung und so weiter. Und man kriegt auch die Chance ein bisschen international tätig zu werden. Wo kann man das sonst in seinem Job oder eben auch als Hobby machen? Das man mal die Chance bekommen könnte – mal schauen nach Corona, vielleicht – nach Nepal fliegen zu können.
Der Verein bezahlt den Studierenden den Auslandsaufenthalt und ist auf Spenden angewiesen. Deswegen sollen die Kosten möglichst niedrig gehalten werden und es fliegen meistens nur zwei Projektmitglieder für ein bis zwei Wochen in das entsprechende Land.
Wird sich dann darum gestritten, wer hinfahren darf?
Schweiger: Bei uns in der Gruppe, da war es nie Thema wer fährt. Also da gab es keine Diskussionen.
Die Leute kommen also auch nicht in den Verein, weil sie kostenlos Urlaub machen wollen?
Braun: Was man zum Beispiel vom Verein gesagt bekommt ist: wir sind keine Reiseagentur. Aber ich denke jeder oder ein Großteil auf jeden Fall, der TeoG beitritt, ist sich sicher, dass er es nicht macht um Urlaub zu machen. Klar würden viele gerne einen Auslandsaufenthalt machen mit ihrem Projekt. Aber was man glaube ich nicht unterschätzen darf: es hört sich cool an, so mit dem Projekt ins Ausland zu kommen, aber letztendlich ist es halt doch viel Aufwand und Arbeit.
Schweiger: Wenn du hinfliegst, ist es ja kein Urlaub in dem Sinne. Natürlich hast du bestimmt mal einen Nachmittag frei um dir mit den Einheimischen etwas anzuschauen, aber du fliegst dorthin mit einem Haufen Verantwortung. Du weißt ganz genau, dass du irgendwelche Sponsoren hast, die hinter dir stehen und von denen du finanziell unterstützt wirst. Du hast dein Projektteam daheim sitzen, die ja auf dich zählen und du hast vor allem die Leute vor Ort, für die du ja irgendeine Lösung bieten willst. Also du fliegst da jetzt nicht hin, um Urlaub zu machen.
Könnt ihr es euch vorstellen, nach dem Studium noch im Verein zu bleiben?
Braun: Klar, das Schwierige daran ist, was auch generell eins der Hauptprobleme an TeoG ist, dass der Großteil unserer Arbeit an der Hochschule stattfindet und ab dem Moment, ab dem man in eine andere Stadt zieht, ist die Verbindung ziemlich schnell weg. Und dadurch haben wir auch oft einen Schwund an Knowhow. Deswegen müssen wir immer versuchen neue Mitglieder zu bekommen, weil die meisten nach drei, vier Jahren eben doch weg sind.
Außerdem erschwert Corona die Arbeit des Vereins. Braun erklärt viele Projekte lägen aktuell auf Eis. Darüber hinaus fehle auch der persönliche Kontakt sehr. Man habe häufig auch viel Freizeit miteinander verbracht, am Campus gegrillt oder Volleyball gespielt. Das geht jetzt nicht mehr. Aktuell treffen sie sich nur zu wöchentlichen Sitzung per Online-Meeting. Das mache es natürlich auch schwer neue Mitglieder anzuwerben und sie für ihren Verein zu begeistern, ergänzt Eichler.
Wie viele steigen normalerweise jedes Jahr ein?
Eichler: Bei uns ist es so nach und nach eingetrudelt. Ich bin jetzt auch erst im dritten Semester dazu gestiegen, weil viele Erstsemesterstudierende auch vorsichtig sind und selbst noch nicht wissen, wie zeitintensiv ist das? Wie viel Zeit nimmt das Studium in Anspruch? Bei uns ist es eigentlich auch relativ unverbindlich. Da sage ich: ich komme jetzt zu den ersten paar Sitzungen, schau mir das mal an und wenn sie dann merken, okay das ist jetzt doch nichts für mich, dann kann man da auch einfach wieder aussteigen. Aber ich glaube von unserem Jahrgang sind jetzt nach und nach, also jedes Semester Leute dazu gekommen. Wir sind jetzt zu fünft, zu sechst im Jahrgang, alle auch aus unserem Studiengang soweit ich weiß. Wenn man bedenkt, dass wir fünfzehn Leute im Studiengang sind und davon dann fünf Leute, das ist ein guter Schnitt.
Dieses Semester habe sich immerhin schon eine Interessentin aus dem ersten Semester gemeldet. Der Verein nimmt aber gerne noch mehr Mitglieder auf und die drei laden alle Neugierigen ein, sich bei ihnen zu melden und in den Verein TeoG hinein zu schnuppern. Wer sich vorstellen kann bei Technik ohne Grenzen mitzumachen, kann eine E-Mail an folgende Adresse schicken: amberg@teog.de und sich auf der Webseite des Vereins umsehen.