Supportstrukturen? Eine Frage der Zielgruppe – Teil 2
Wie viel Service braucht Weiterbildung an Hochschulen? Einerseits zahlen Teilnehmende für die Leistung und dürfen ein gewisses Maß an Service erwarten. Andererseits soll Weiterbildung keine Sonderrolle einnehmen und beruflich Qualifizierte eigenverantwortlich handeln. Wie lässt sich hier also die Waage halten?
Akademische Weiterbildung ermöglicht lebenslanges Lernen auf Hochschulniveau und öffnet somit die Hochschullandschaft für neue Zielgruppen. Bestehende Angebote und Strukturen sind jedoch vorwiegend auf traditionell Studierende ausgerichtet und müssen nun weiterentwickelt werden. Denn das Ziel ist, den Weiterbildungs-Erfolg für beruflich Qualifizierte zu stärken.
Ist das schon Dienstleistung?
Wir wissen, dass sich beruflich Qualifizierte von traditionell Studierenden nicht nur in soziodemographischen Merkmalen wie Alter, Bildungsbiographie oder berufliche Vorerfahrung unterscheiden, sondern auch in strukturellen Aspekten wie zum Beispiel dem Bekanntheitsgrad der Zielgruppe an Hochschulen, den finanziellen und zeitlichen Ressourcen, der Vereinbarkeit von Studium, Arbeit und Familie, der Theorie-Praxis-Verzahnung und dem Bedarf an überfachlichen Kursen, wie beispielsweise wieder Lernen lernen. Diese Aspekte erfordern somit eine zeitliche und inhaltliche Anpassung der bestehenden Serviceleistungen.
Aber was sind nun diese Supportleistungen?
Darunter verstehen wir zielgruppenadäquate Beratungs-, Betreuungs- und Unterstützungsangebote im Zuge der work-life-education-balance. Klar ist, dass diese Angebote den Weiterbildungszugang, -verlauf und –abschluss beeinflussen und zu einer erfolgreichen Teilnahme beitragen. Für uns, als Weiterbildungsanbieter, stellt sich nun die Frage nach dem richtigen Maß des Servicegedankens.
Wie viel Service können wir als Hochschule bieten?
Auf der einen Seite handelt es sich bei unseren Weiterbildungen meist um kostenpflichtige Angebote. Daher können Teilnehmende bestimmte Serviceleistungen, wie zum Beispiel persönliche Betreuung oder Verpflegung vor Ort, erwarten. Auf der anderen Seite sind die neuen Zielgruppen nicht als explizite Sondergruppen im Hochschulsystem zu sehen – Stichpunkt: Third Mission. Außerdem bringen beruflich Qualifizierte ausreichend Eigenverantwortung mit.
Und nun?
Das richtige Maß an Service zu finden, kann für Hochschulen zur Herausforderung werden. Vor allem wenn die Konkurrenzfähigkeit im Wettbewerbsmarkt hinzukommt. Dennoch lässt sich letztendlich festhalten, dass sich die Bedarfe der neuen Zielgruppe von den Bedarfen traditionell Studierender unterscheiden und zielgruppenadäquate Supportleistungen den Erfolg der Teilnehmenden erhöhen kann. Aus der Erfahrung bleibt zudem zu berücksichtigen, dass die neue Zielgruppe nicht unbedingt eine Sonderbehandlung wünscht. Abschließend lässt sich über den angemessenen Grad an Service- und Dienstleistung diskutieren. Denn letztendlich stehen die Teilnehmenden in einer Eigenverantwortung und die Supportleistungen sollten stets unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ laufen.
Zu diesem Text wurde bereits ein Video im OTH cast veröffentlicht.