Eine willkommene Abwechslung – die Weiterbildungspolitik der Regierung
Die neue Regierung will Deutschland zu einer Weiterbildungsrepublik machen. Weiterbildung soll gestärkt werden. Mit dieser Bekanntmachung in den Nachrichten bot mir der Arbeitsminister eine willkommene Ablenkung von meinem Studium. Doch was genau plant die Ampel in diesem Bereich?
Rückblick: ein Abend im Jahr 2021. Ich sitze auf der Couch. Vor mir mein Laptop. Am Rande meines Blickfeldes zeigt der Fernseher ein Nachrichtenstudio, die Intro-Musik spielt, die Nachrichtensprecherin blickt in die Kamera. Ich bin Studentin. Dementsprechend lege ich einen nötigen Trotz an den Tag und versuche nach besten Wissen und Gewissen die Aussage von Professor*innen zu widerlegen: ich glaube, wie der Großteil meiner Mitstudierenden daran, dass Multitasking möglich ist.
Ich arbeite mich also lustlos durch das 600-seitige Skript, das sich sehr ausführlich dem Thema Elektrotechnik widmet, während in meinem Augenwinkel die Nachrichtensprecherin die ersten Neuheiten des Tages verkündet. Ich bin nur allzu erpicht darauf mich ablenken zu lassen und horche deswegen bereitwillig auf als meine Ohren das Wort „Weiterbildung“ erhaschen. Durch meine Funktion als Schreiberling dieses Blogs bin ich auf dieses Wort gepolt und habe gleichzeitig eine glaubwürdige Ausrede, um mich nicht länger mit ausschweifenden Gedanken bezüglich Drehstroms auseinandersetzen zu müssen.
Ich verlagere also meinen Fokus: Augen auf den Fernseher. Laptop in den äußeren Winkel meines Blickfelds. Elektrotechnik in die hinterste Ecke meines Kopfes.
Weiterbildungsrepublik Deutschland
Die Nachrichtensprecherin spricht über die neue Koalition – genauer: über die Ziele der neuen Regierung in der Weiterbildung. Die Ampel hat dem Thema ein eigenes Kapitel im Koalitionsvertrag gewidmet. Der neue und alte Bildungsminister Hubertus Heil (SPD) verkündete auf Twitter: „Wir machen Deutschland zur Weiterbildungsrepublik.“
Weiterbildung sei dringend nötig, um einen Umbau der Wirtschaft zu schaffen. Es werden andere Qualifikationen gebraucht, als noch vor Jahren. Und spätestens seit Corona ist Digitalisierung ein omnipräsentes Thema. Mit einem Funken schlechten Gewissens huscht mein Blick zur E-Learning-Plattform auf meinen Laptop. Die Dringlichkeit des Themas lässt sich nicht bestreiten.
Weiterbildung einfacher gemacht
Also was will die neue Regierung machen? Zukünftig soll bei Arbeitslosen die Vermittlung eines neuen Jobs nicht zwangsläufig die erste Wahl sein. Detlef Scheele, der Chef der Bundesagentur für Arbeit zeigt sich erfreut: „Wir sind nicht mehr gezwungen, in einen kurzfristigen Job zu vermitteln, wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass eine längerfristige Weiterbildung sinnvoller ist. Das dient der Person, aber auch der Fachkräfteproblematik." Der Anreiz zur Weiterbildung soll mit einem zusätzlichen Weiterbildungsgeld von 150 Euro pro Monat noch weiter erhöht werden.
Eine dritte Idee des Bildungsministers zur Förderung von Weiterbildung: Bildungszeit. Damit können sich Angestellte nach einer Vereinbarung mit dem Arbeitgeber für eine Weiterbildung eine Auszeit von ihrer Arbeit nehmen. In dieser Zeit bekommen sie von der Bundesagentur für Arbeit eine finanzielle Unterstützung in Höhe des Arbeitslosengeldes. Die Nachrichtensprecherin sagt Anfang 2022 will Heil mit der Umsetzung dieser Maßnahmen starten.
Was ich daraus lerne
Dann endet der Beitrag. Die Sendung widmet sich dem nächsten Thema. Ich denke mir: spannend, über diese „Weiterbildungsregierung“ lassen sich bestimmt einige gute Artikel für den Blog schreiben. In meinem Augenwinkel schaltet der Bildschirm meines Laptops auf Standby. Okay, mit Elektrotechnik lernen hat es heute nicht so gut geklappt. Möglicherweise funktioniert Multitasking doch nicht. Aber mit der neuen Regierung könnte eine Reform der Weiterbildungspolitik funktionieren. Ich bin gespannt.